von | Apr. 18, 2025

Dehnberger Hof Theater: Kulturausschüsse von Bezirk, Landkreis und Stadt treffen sich zum Austausch und Bratwurstverkostung

Allgemein, Dehnberger Hof Theater

Einführung durch Ralf Weiß

 

Theaterleiter Ralf Weiß hat die Mitglieder der Kulturausschüsse von Landkreis, Bezirk und der Stadt Lauf eingeladen und so standen wir am letzten Mittwoch in Grüppchen und warteten auf die wichtigen Politiker, die ja meist ein wenig später kommen. Das letzte Treffen dieser Art war vor 23 Jahren, und wenn wir mit dem nächsten wieder so lange warten würden, wäre es nicht sicher, dass wieder alle dabei sein könnten. Ralf erklärte ein wenig zur Geschichte des Theaters, aber viel mehr über die Zukunft, für die wir in Zeiten wie diesen ein paar neue Ideen entwickeln müssen. Denn in just jenen Gremien, den Kulturausschüssen, wird über das Geld entschieden, welches die Theater zur Verfügung haben.

In Dehnberg wird der künstlerische Haushalt komplett selbst aus den Eintrittsgeldern finanziert, nur für die Struktur dahinter gibt es Zuschüsse von Kreis, Bezirk und Stadt. Da sich die Gehälter der Schauspieler in wenigen Jahren verdoppel haben (was ihnen absolut zusteht!), müssen kreative Wege gefunden werden, wie man die Zukunft solch wertvollen Einrichtungen gestaltet.

Rede von Marcus Everding

Zum Thema Wert dieses Theaters (in dessen Vorstand ich seit 25 Jahren bin) hielt der bekannte Regisseur und Autor Marcus Everding eine 8-minütige Rede, die überzeugender war, als alles, was wir selbst vom Theater hätten referieren können. Deshalb haben wir sie hier als Video und auch den Text veröffentlicht, denn es wäre schade, wenn er nur von den wenigen geladenen Gästen gehört werden würde.


Nach der Rede machten wir noch ein Gruppenfoto auf der Bühne und grillten, wie bei der letzten Sitzung des Kuratoriums vereinbart (das ist der Präsident des Bezirkstags Peter Forster , der Landrat Armin Kroder und der Laufer Bürgermeister Thomas Lang mit Gefolge und die Theaterleitung nebst Vorstand), die besten Bratwürste.

Nachdem die Meinungen darob auseinandergingen, brachte also Ralf Weiß die Bratwürste der Heimat auf´m Teller Metzgerei Loos aus Hersbruck mit und der Bezirkstagspräsident Peter Forster seine Lieblingsbratwürste aus Nürnberg. Die grillten wir gemeinsam um die Wette, wobei ich allerdings verlor, den die dünnen Grillbratwürste gingen auf dem ungewohnten Gasgrill natürlich viel schneller, als die dicken fränkischen. So grillte also der dünne Peter Forster die dünnen Bratwürste und herwig die dicken.

Den schönen kulinarischen Ausklang mit anregenden Gesprächen begleiteten ganz dezent die Musiker von Smokestack Lightin´, die wirklich grandiose Musik machen, ich habe mir gerade die LPs für meinen Plattenspieler bestellt.

Neue Küche im Wohnhaus

Im Vorfeld habe ich noch die neue Küche im Wohnhaus fotografiert, die unsere liebe Kundin Iris Wörnlein vor ihrer neuen Kirschbaumküche der Möbelmacher nicht nur spendete, sondern auch einen Teil der Umzugskosten übernahm. Solche Dinge, die mit ein wenig Nachdenken und Engagement sinnvoll weiterverwendet werden können, findet man auf der Seite „Übriges“ der Möbelmacher. Von Leuchten, Polstermöbeln und natürlich Massivholzmöbeln findet man dort alles, bis hin zu Maschinen für die Türenherstellung. Ganz aktuell haben wir einen Hochtisch mit Hockern zurückgenommen, die das Sitzen in der Küche vielleicht noch angenehmer machen wird.

Sicher machte dieser Nachmittag nicht nur alle Beteiligten satt, sondern auch Freude und hat außerdem zum Nachdenken und Diskutieren über die kulturelle Infrastruktur des Bezirks, des Landkreises und der Stadt angeregt. Wir sollten mit dem nächsten Treffen wirklich nicht wieder 23 Jahre warten.

Herzlichen Dank an alle Gäste, Marcus Everding und Smokestack Lightin´ im Namen der Theaterleitung und des Vorstands.

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Marcus Everdings Rede zum Frühlingsempfang im Dehnberger Hoftheater

„Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrter Herr Landrat, sehr geehrter Herr Bürgermeister, lieber Herr Weiß, liebe Frau Schürmann, sehr geehrte Damen und Herren der drei Kulturausschüsse,

„Sehr viele und vielleicht die meisten Menschen müssen, um etwas zu finden, erst wissen, dass es da ist.“

Dieser Aphorismus des bewährten Spötters Lichtenberg aus dem 18. Jahrhundert trifft auf diesen Ort, dieses Theater zu. Und ich hätte es nicht gefunden, das Dehnberger Hoftheater, hatte um es nicht gewusst. Es war genau anders herum: Ich wurde vom Dehnberger Hoftheater gefunden. Dabei ist der Name durchaus vielversprechend, an Hoftheatern habe ich schon gearbeitet, aber dass es sich tatsächlich um einen sprichwörtlichen Hof handelte, war mir nicht klar. So gesehen bin ich ein Fundstück dieses Theaters. Dehnberg hat mich gefunden, aufgenommen. Dieses Bild muss man nicht überstrapazieren, denn großgezogen im strengen Wortsinne haben mich Herr Weiß und Frau Schürmann nicht, doch gaben sie mir anregende Nahrung, Beschäftigung und vermittelten die Entdeckung des kleinen Eilandes Dehnberger Hoftheater. Eine Insel im Meer der Theater. Eine belebte, eine bewohnte Insel. Mit fröhlichen Einwohnern – Schauspielern, Regisseuren, Assistenten, Bühnenbildnern, Technikern, Intendanz, Dramaturgie, Zuschauern, Köchen und Küchen, Unterkünften, drei Bühnen, Werkstätten, Kostümfundus, Büros, Parkplatz und mit vielen, sehr vielen Veranstaltungen. Hier anzulanden, von den Dehnberger Insulanern gefunden zu werden, hieß, heißt einen kleinen Garten Eden zu entdecken.

Es wird niemanden verwundern, dass ich hier und heute ein Loblied singe auf dieses Theater, doch will ich Ihnen dieses Lob begründen. Hinreichend begründen, wie es die Philosophie sagen würde, meiner akademischen Grundlage. Seit 34 Jahren bin ich Regisseur von Schauspiel, Oper und Operette. Ich war Oberspielleiter, Schauspieldirektor, Intendant von großen Festspielen, bin Autor von 30 gespielten Stücken, schreibe Drehbücher, habe und hatte Lehraufträge an der Universität und an Schauspielschulen, unterrichte Rhetorik, bin Redner bei einer Agentur, bin Träger von Preisen. Ich kenne die Welt des Theaters, bin viel herumgekommen in der Republik, habe den Holzgeruch vieler Bühnen in der Nase und im emotionalen Gedächtnis.

Dann wurde ich gefunden. Keinesfalls würde ich mich als einen Verlorenen bezeichnen. Doch die Dehnberger waren auf der Suche nach einer guten Komödie. Fanden über meinen Verlag eine solche von mir, hörten, dass der Autor auch selber Regie führt und luden mich ein meinen Text auf ihrer Bühne zu inszenieren. Fanden einen guten Weg mich zu honorieren, führten mich ein in ihre Welt am DHT.  So viel Vorschuss – Vertrauen ist wahrlich selten. Wohlgemerkt – sie kannten mich nicht. Ich durfte die Schauspieler mitbestimmen und frei und offen meine Vision guten Theaters realisieren. Ich gefiel und mir gefiel es. Im nahezu selben Atemzug gab die Leitung ein neues Stück bei mir in Auftrag, dergleichen ist mir noch nie begegnet. Rasch und begeistert wurde ich in regelmäßigen Abständen mehr als nur ein Gast auf dieser Insel der Theater -Träume, sondern ein gern gesehener Bewohner und Teilhaber dieses so besonderen Ortes. Ja, Konflikte gibt es überall, aber hier werden sie gelöst und nicht zum Prinzip erhoben. Und Erkenntnis ist hier Gewinn und nicht Sündenfall mit Vertreibung aus dem Paradies.

Neun Jahre später stehe ich vor Ihnen und singe das Lob dieses Theaters, dass fernab vom lauten Getöse der großen Feuilletons Großes vollbringt. Sie wissen um die vielen verschiedenen Veranstaltungen dieses Hauses, die Gastspiele, die Arbeit an den Schulen und den drei Eigenproduktionen hier im Theater. Das muss man sich erst einmal leisten wollen, das muss man sich erst einmal leisten können. Schauspieler engagieren, Bühnen und Kostümbild verpflichten, das Bühnenbild bauen und auch der Regisseur will sich als Gegenleistung für seine Arbeit täglich eine fränkische Worscht kaufen können. Sie kennen die Zahlen dieses Hauses, und ich weiß um Ihre Unterstützung der mir so liebgewordenen Insel Dehnberg. Ohne diese geht es einmal nicht, und verzeihen Sie mir das plumpe Wortspiel: Bei uns geht es immer um die Worscht. Wer Theater kostengünstig haben will, dem empfehle ich eine Spieluhr, die Operettenhits abspielt. Die muss man nur aufziehen, auf den Parkplatz des DHT stellen und für jeden Stellplatz 15 Euro verlangen. Dann machen Sie Profit. Nur kommen wird keiner. Denn das haben wir, Sie und das Theater hier, gemeinsam: Wir müssen gewählt werden. So wie es viele Parteien und Kandidaten gibt, so gibt es auch viele Kultur – Angebote. Und der Wähler muss bei uns zahlen. Und er überträgt uns für dieses Entgelt keine Wahlperiode. Wenn es ihm nicht gefällt, kommt er nicht wieder. Ständig müssen wir um die Gunst des Publikums werben, damit eine stetige Bindung entsteht. Das aber erreichen wir nur mit Qualität. Und eines kann ich Ihnen sagen: Die wird hier erreicht. Sonst stünde ich heute nicht hier. Sonst käme ich morgen nicht wieder.

Apropos Wiederkommen: Das Theater hat mich erneut beauftragt, ihnen ein Stück zu schreiben. Mit einem besonderen Thema: Jan Hus. Der in Lauf im Oktober 1414 eine Nacht verbrachte. Und ich habe es geschrieben, es ist sozusagen in meinem Gepäck. Lebendige Geschichte, Lokalgeschichte von Weltbedeutung. Wir arbeiten daran, dieses Stück, schon im Hinblick auf die Städtepartnerschaft mit dem tschechischen Loked, nächstes Jahr realisieren zu können. Lassen Sie sich davon begeistern, denn Ihre Unterstützung hülfe dieser so gewünschten Premiere der besonderen Art. Und wie gesagt, mit einer Spieluhr oder Schallplatte ist es nicht getan.

Ich hoffe mein Loblied auf den kleinen Garten Eden Dehnberger Hoftheater hat sie erreicht, überzeugt und wird Ihre Entscheidungen beeinflussen. Ja, ich werbe für dieses Theater, das ich inzwischen auch mein Theater nenne.

Wir vom Theater wollen Sie unterhalten, Sie tragen zu unserem Unterhalt entscheidend bei und lassen Sie uns heute miteinander Unterhaltungen führen. Ich freue mich auf diesen Nachmittag und auf Sie.“
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Alle Artikel über das Dehnberger Hof Theater im Nachhaltigkeitsblog

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