von | Mai 16, 2024

Déjà-vu zur Nachhaltigkeit beim Vortrag „Erfolgreiche Unternehmen sind nachhaltig“ beim Marketingclub Nürnberg

Allgemein, Nachhaltigkeit, Bio und Messen, Über uns, umweltministerium

 

Brigitta Stöber, herwig Danzer und Claus Fesel bei einer Veranstaltung „Slow Food trifft Cittaslow“ in Unterkrumbach 2012

Dr. Franz Ehrnsperger (Lammsbräu), herwig Danzer (die moebelmacher), Graf Wolfgang von Faber-Castell erhalten den Nachhaltigkeitspreis der Stadt Nürnberg im Jahr 2003

Claus Fesel, unser Freund, Kunde und Mitglied im gemeinsamen Slow Food Convivium Nürnberg (seine ersten Kommentare im Nachhaltigkeitsblog sind aus dem Jahr 2005, als wir gerade damit starteten), war ständiger Wegbegleiter der Möbelmacher, deren öffentlich sichtbare „Nachhaltigkeitskarriere“ mit dem Nachhaltigkeitspreis der Stadt Nürnberg im Jahr 2003 begann (zusammen mit Faber-Castell und der Lammsbräu).  Am letzten Dienstag war er als Referent zusammen mit Bettina Schlüter im Marketingclub Nürnberg angekündigt, wo er selbst lange Zeit aktiv war und mich ab und zu dorthin einlud.

 

Weil der Marketingclub vor einigen Monaten zum Kochworkshop selbst bei uns zu Gast war, nutzten wir also die Gelegenheit zum Wiedersehen alter und neuer Freundinnen und Freunde und lauschten den gemeinsam mit Bettina vorgetragenen Tipps zur Implementierung von Nachhaltigkeitsstrategien. Für mich persönlich war das eine Reise in unsere Vergangenheit, denn zum ersten Mal haben wir den nachhaltigen Dreiklang (das Dreieck, das wir damals noch mit dem Lineal zeichneten) aus Ökologie, Ökonomie und Sozialem im Jahr 1998 beim ersten Tag der Regionen in Unterkrumbach kommuniziert. Auch Bettina und Claus haben die berühmten 17 Ziele der Nachhaltigkeit SDGs auf diese drei wesentlichen Punkte reduziert und deren Erfahrungen im Umgang mit Unternehmen und Mitarbeitern deckt sich auch heute noch, mit unseren Erfahrungen vor 25 Jahren.

Déjà-vu in Sachen Nachhaltigkeit

Die Sustainable Excellence Group (2002) gibt es ein wenig kleiner noch immer: http://www.susex-team.de/

Die Vorgeschichte

Zusammen mit dem Benedikt Sommerhoff, Chef der Deutschen Gesellschaft für Qualität, referierten wir 2003 über Exzellentes Handwerk „Das EFQM-Modell für Excellence in kleinen Betrieben“ in Halle

Initiiert durch die Stadt Nürnberg wurde zusammen mit ca. 30 Unternehmen bei der Auftaktveranstaltung am 7.12.1999 das Netzwerk COUP 21 gegründet. Die Möbelmacher engagierten sich in der Arbeitsgruppe, die Managementsysteme auf die Integrationsfähigkeit von Nachhaltigkeitskriterien untersuchte. Daraus entwickelte sich die Sustainable Excellence Group, die das EFQM-Qualitatsmangementsystem auswählte, um es in Richtung Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln.

 

Nachdem wir alle als EFQM-Assessoren zertifiziert wurden und unsere Vorschläge in Brüssel einreichten, wurden diese zu 80 Prozent in das neue EFQM-Modell in Brüssel übernommen. Als Basis dieser Arbeit dienten die Einführungen des Systems bei 4 Pionierunternehmen, der Lammsbräu Neumarkt, der Telekom, dem Schindlerhof und den Möbelmachern. Deren Erfahrungen fließen wiederum in die Verbesserungsvorschläge für das nächste „Refreshment“ des Systems ein und mit diesem Hintergrund im Gepäck machten wir uns quer durch Deutschland auf, um Unternehmer zur Nachhaltigkeit zu motivieren. Und exakt das, was Claus und Bettina in dieser Woche an Zitaten von etwas unterinformierten Unternehmern anführten, haben wir schon vor 20 Jahren gehört (z.B. 2003 in Halle), auch wenn bei unseren Vorträgen ja nur die hoch-Motivierten zuhörten, sie hatten nur ihre Chefs zitiert.

Im Januar 2005 in Ulm bei der Landesanstalt für Umweltschutz

Der aktuelle Vortrag beim Marketingclub

Bettina und Claus referierten in harmonischer Zweisamkeit über ihre Erfahrungen und die Fallstricke bei der Implementierung von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie, wobei Claus nicht müde wurde, auf den besonderen Status der Datev hinzuweisen: Sie ist eine Genossenschaft, verdient viel Geld und betreibt das ganze eher aus Begeisterung und weiser Vorraussicht, denn sie wäre aufgrund ihrer Struktur zum Nachhaltigkeitsbericht gar nicht verpflichtet.  Dass sie es trotzdem gut, hängt vor allem mit der Außen-Wirkung auf Kunden und Gesellschaft und der Innenwirkung auf die Mitarbeiterinnen zusammen.

Auf die Dauer sind Arbeitsplätze mit Nachhaltigkeitshintergrund – wenn er glaubwürdig begründet wird – attraktiver, als solche ohne. Die Vorbildwirkung soll sich idealerweise auch auf die Kunden der Datev auswirken, denn schneller, als sie denken, werden sie vor allem von den großen Kunden zu diesen Themenfeldern lange Fragebögen ausfüllen müssen. Wenn da dann irgendwas nicht stimmt, werden auch langfristige Lieferanten nicht zuletzt aufgrund der zu erwartenden Lieferkettengesetze einfach ausgetauscht werden.

Claus Ehrgeiz richtet sich neben der Druckerei vor allem auf die Energieversorgung, die er gerne zum großen Teil mit wirklich selbstgemachtem Strom lösen würde und nicht mit nachhaltig eingekauften, wie das sonst so üblich ist. Da fiel mir wieder unsere eigene Photovoltaik auf dem Dach ein, die Wasserzisterne, die autarke Wärmeversorgung: das steht nicht auf dem Papier sondern ist (nahezu, o.k.) greifbar.

Da hat sich insgesamt wohl nicht viel verändert in den letzten 24 Jahren der Nachhaltigkeitskommunikation, die ja nach wie vor vorbildlich von der Lammsbräu und dem Schindlerhof vorangetrieben wird (und auch mehrfach ausgezeichnet wurde) während wir selbst unser Jahrbuch (seit 1997 an über 5000 Kunden kostenlos verschickt) immer mehr Elemente eines Nachhaltigkeitsberichts integrieren, allerdings so, dass es die Leser kaum wahrnehmen.

Eines unserer Probleme war und ist, dass wir uns externe Zertifizierer nicht leisten wollen, zumal es für unsere Konsequenz bei der Ökologie und Regionalität keine offiziellen Siegel gibt. Abgesehen davon, dass auch FSC seinen guten Klang dank Ikea und anderer Fehler schon lange verloren hat.

Apropos Ikea: Leider ist die Nachhaltigkeitsdarstellung Ikeas auf der Homepage aus Sicht der Filmemacher nicht ganz korrekt. Wir empfehlen diese Doku auf Arte und entschuldigen unsere naive Phase, in der alle Ikeamanager Deutschlands im Jahr 2007 unter dem Titel „Betriebsspionage in einem nachhaltig wirtschaftenden Betrieb“ bei uns zu Gast waren. Wie deren damaliges Nachhaltigkeitsaushängeschild Mareike Wieben, die kurz danach kündigte, haben auch wir die wahren Auswirkungen der Arbeit dieses Konzerns erst viel später verstanden. Aber wie gesagt: deren Darstellung von Nachhaltigkeit bei Ikea liest sich hervorragend, allein, sie ist nicht wahr!

Dank an Referenten und Club

In diesem Sinne bedanken wir uns bei den Referenten für den aktualisierten Einblick in die von uns etwas vernachlässigte Nachhaltigkeitsszene (wir haben auch eine Nachhaltigkeitskonferenz für Frankfurt geplant und dann in Nürnberg zweimal verwirklicht), in der wir uns viele Jahre sehr aktiv bewegten. Reinhard Mey hat gesungen:
Es ist noch alles, wie es war
mein guter alter Balthasar.
Grandios waren neben dem Vortrag auch die Gespräche danach im Foyer, bei dem wir viele interessante Menschen wiedergetroffen und auch neu kennenlernen durften und wahnsinnig viele gemeinsame Bekannte entdeckten. Es war wirklich ein sehr bereichernder Abend.

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Hier sind noch einige unsortierte Links, Bilder und Zitate der Nachhaltigkeitsdiskussion der letzten Jahrzehnte

Nachhaltige Möbel und Küchen aus allen Blickwinkeln der Nachhaltigkeit beleuchtet
Jahrbuch und Nachhaltigkeitsbericht
EFQM-Qualitätsmanagement bei den Möbelmachern
Nachhaltigkeitskonferenzen in Nürnberg 2008
Viele Nachhaltigkeitspreise der Möbelmacher

 

    

Fotos vom aktuellen Vortrag von Christine Blei.

Nachhaltigkeit für das EFQM-Modell – harter Workshop in Frankfurt

Leitbild Nachhaltigkeit

 Nachhaltige Entwicklung wurde erstmals definiert im Bericht der Brundlandt-Kommission, 1987, als Entwicklung, „die den gegenwärtigen Bedarf zu decken vermag, ohne gleichzeitig späteren Generationen die Möglichkeit zur Deckung der ihren zu verbauen“ (vgl. [3]).
Auslöser ist die Erkenntnis, dass es in einer Welt mit wachsender Armut und um sich greifenden Umweltschäden auf Dauer keine gesunden Gesellschaften geben kann. Die weltweite Entwicklung muss ihren Kurs ändern und mehr Rücksicht auf soziale Gerechtigkeit und den Schutz von Ressourcen und Lebensräumen nehmen.

Seit der UN-Konferenz 1992 in Rio de Janeiro, die das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung im weltweiten Umwelt- und Entwicklungsprogramm Agenda 21 verankert hat, machte der Begriff Nachhaltigkeit (Sustainable Development) eine beispiellose Karriere. Er fand Eingang in die Köpfe und Programme von Menschen, Verwaltungen und Unternehmen.
Dennoch: Den Weg in die konkrete Umsetzung findet das Leitbild trotz vieler Bemühungen nicht so leicht. Bei der UN-Konferenz in Johannesburg wurde im Herbst 2002 deshalb ein Umsetzungsplan verabschiedet, der sich an alle gesellschaftlichen Gruppen richtet. Er fordert vor allem auch die Wirtschaft als zentralen Akteur der weltweiten Entwicklung.

Der Begriff und die Inhalte des Themas Nachhaltigkeit sind in der Wirtschaft, trotz oder vielleicht auch wegen ihrer breiten Verwendung noch immer vieldeutig und in ihrer konkreten Anwendung meist vage und unverbindlich geblieben. Dies gilt insbesondere wenn es um nachhaltige Unternehmensleistungen oder gar ein Nachhaltigkeitsmanagement geht. Soll die Verwendung des Begriffs Nachhaltigkeit mehr als nur ein Modebegriff bleiben, so bedarf es mehr als rhetorischer Umdeutungen der schon bestehenden Praxis. Es braucht eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Inhalten und Konzepten, aber auch eine Übersetzung in die Unternehmenswelt und praxisnahe Form der Anwendung.

 

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Die Möbelmacher

Nachhaltigkeitsworkshop in Werkstatt im Jahr 2002

Bereits bei der Entwicklung des Sustainable Excellence Ansatzes hat der Möbelmacher-Geschäftsführer herwig Danzer tatkräftig mitgewirkt. So ist er als einer der Experten u.a. für die Integration des Regionalen Wirtschaftens in das EFQM-Modell verantwortlich. Und wer mit so viel Aufwand und Hingabe ein Modell weiterentwickelt, der möchte es natürlich auch in seinem eigenen Unternehmen ausprobieren. Und so haben die Möbelmacher sich an das Abenteuer EFQM, besser Sustainable Excellence Ansatz, herangetraut, obwohl bzw. gerade weil sie normierte Qualitäts- und Umweltmanagementsysteme für ihren eigenen Handwerksbetrieb für ungeeignet halten.

Mit dem Sustainable Excellence Ansatz sollten das besondere Engagement und die gezielte Ausrichtung des Unternehmens auf Nachhaltigkeit überprüft und bewertet werden. Dass dabei auch „weiche“ Faktoren wie Führung und Mitarbeiter berücksichtigt werden, war ein wichtiger Grund für den Einsatz und die Anwendung des Modells.

EFQM-Erfahrungen eines kleinen Handwerksbetriebes gibt es nicht viele. Kleine Betriebe und vor allem Handwerksbetriebe haben es schwer, mit der Sprache der EFQM zu Recht zu kommen. Das war und ist auch bei den Möbelmachern nicht anders. Dennoch haben alle Mitarbeiter und die Geschäftsführung die Analyse ihres Unternehmens durchgeführt, eine lange Liste von Stärken und Verbesserungspotenzialen aufgestellt und den Maßnahmenkatalog für die nächsten 12 Monate erstellt.

Und alle sind sich einig: sie werden es wieder machen – regelmäßig!

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Jane Goodall bei der Nachhaltigkeitskonferenz in Nürnberg 2008

Nachhaltigkeitsprominenz mit Klaus Töpfer, Prof. Gege (BAUM e.V.) Verena Exner, Referatsleiterin der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

In diesem Heft anlässlich des ersten Tags der Regionen in Unterkrumbach haben wir 1998 bereits die Definition und mehrere Gedanken zur Nachhaltigkeit veröffentlicht

 

Webmontag bei der Datev 2011

Das war die Ankündigung des Marketingclubs:

Marmorsaal – Erfolgreiche Unternehmen sind nachhaltig – am Beispiel der DATEV eG. – Was es bedeutet & wie es anzupacken ist.

Liebe Mitglieder,

am Dienstag, dem 14. Mai 2024 laden wir Sie herzlich zu unserer Veranstaltung in den Marmorsaal ein, bei der sich alles rund um eine erfolgreiche Nachhaltigkeitskommunikation drehen wird. Im ersten Teil des Abends präsentiert DATEV eG den Case eines regionalen Unternehme, dass sich seit Jahrzehnten mit dem Thema beschäftigt. Freiwillig. Dabei durchwandern wir den Golden Circle – Why? How? What? Im zweiten Teil stellt uns UNO INO eG vor wie stringente Nachhaltigkeitsstrategie und -kommunikation entwickelt werden kann. Und beide Referent:innen zeigen die Form ihrer Zusammenarbeit auf.

Folgende Fragen möchten wir u.a. an diesem Abend mit unseren Referenten erörtern:

  1. Muss oder sollte ich jetzt schon über meine Nachhaltigkeitsaktivitäten berichten?
  2. Wie kann ich in Sachen Nachhaltigkeit durchstarten?
  3. Was sind die Elemente einer erfolgreichen Nachhaltigkeitskommunikation

Unsere Referenten:

  • Claus Fesel: Er ist Leiter Nachhaltigkeit, Umwelt und DATEV Stiftung Zukunft, Senior Consultant / Sustainable Transformation (ESG / CSR), UNOINO eG und Professional Coach (DBVC). Ehrenamtlich engagiert er sich als Vorstand der Peer School for Sustainable Development e.V.. Nach mehr als 21 Jahren in Marketing und Kommunikation, wechselte er 2022 in das Themenfeld Nachhaltigkeit, was ihn, seit mehr als 30 Jahren persönlich und politisch bereits begleitet hat. Er ist seit 33 Jahren Führungskraft und seit 18 Jahren leitender Angestellter.
  • Bettina Schlüter: Sie ist Mitgründerin und Aufsichtsrätin der UNO INO eG, einer Beratungsgenossenschaft die Nachhaltigkeit in Unternehmen auf- und umsetzt. Sie ist zertifizierte Sustainable Transformation Managerin und Expertin zum Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung und -strategie. Neben ihrer Beratungstätigkeit lehrt sie als Gastdozentin an der Technischen Hochschule Nürnberg.
    18 Jahre Erfahrung in leitenden Positionen in der Industrie in Projektmanagement, SCM, Communication und Strategie runden ihr Profil ab.

 

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