von | Feb 16, 2024

Chat mit GPT – das neue Buch von Stefan Pürner und warum KI nicht mehr als Kochinsel verstanden wird

Allgemein

Seit ich mit großer Traurigkeit erkannt habe, dass die Abkürzung KI von den meisten Menschen nicht mehr als Kürzel für die von uns geschätzte Kochinsel verstanden wird, bin am Thema Künstliche Intelligenz dran. Seit der Zugang zu Chat GPT und Bard, bzw. Gemini und Vance AI für Normalsterbliche möglich war, experimentiere ich damit, größtenteils mit wenig Freude und ein wenig frustriert. Meine Hoffnung war, dass Chat GPT Inspiration zu Texten fürs Blog, fürs Jahrbuch oder die Homepage geben könnte, die näher am Mainstream sind, als meine eigenen Gedanken in der eigenen Bubble. Dass ich sozusagen Einblick ins „normale“ Leben außerhalb von Unterkrumbach bekäme. Es klappt aber nicht so gut, wie zum Beispiel das Nachschärfen von unbrauchbaren Fotos, das Tool Vance AI hat mich schon zwei Mal gerettet (nach einem aufwändigen, aber versemmelten Fototermin).

Als ich erfuhr, dass Stefan ein Buch über Chat GPT geschrieben hat, wollte ich dasselbe sofort lesen, weil ich seine Kompetenz schätze und mir das Lesen vielleicht viel eigene Recherche und Verständnisarbeit abnehmen könnte. Ich bekam dann tatsächlich drei gedruckte Exemplare aus so früher Fertigung, bei denen statt GPT noch GTP auf dem Cover steht. Das ist ein großes Glück, hoffentlich werden sie mal richtig wertvoll, naja mein vollgekritzeltes mit Eselsohren wohl weniger.

Meine Hoffnungen an das Buch haben sich erfüllt: Stefan fragt Kay (wie er die KI von Chat GPT kreativ aus- bzw. anspricht) gnadenlos aus, wie ein Anwalt und eröffnet mit der Dokumentation dieser Kommunikation interessante Einblicke, die ich beim eigenen Experimentieren auf dieser Ebene noch nicht erhascht habe. Er hakt nach und entlockt Kay dabei erstaunliche Einschätzungen, Begrifflichkeiten und sogar gar nicht so vielversprechende Zukunftsszenarien.

Zwischen den Zeilen glaube ich aber auch Stefans eigentliche Intention entdeckt zu haben (S.74 Jobiller im juristischen Bereich): Überall wird prophezeit, dass vor allem in der Rechtssprechung die Künstliche Intelligenz bahnbrechende Erfolge feiern wird, mit seiner Recherche hat er glaubwürdig belegt, dass am KI einerseits kein Weg vorbeigeht, dass man sich andererseits aber keineswegs drauf verlassen darf.

Damit habe ich schon mal erklärt, warum das Buch für mich eine Bereicherung war, im Folgenden erzähle und zitiere ich noch einige Stellen, die mich inspiriert haben oder nachdenklich machten, oder beides anhand meiner Notizen.

Stefan schrieb:  Amazon KDP-Bücher Buch gibt es, soweit ich weiß, in Europa (leider nur) bei Amazon, die Taschenbuchausgabe kostet 11,89, die Kindle-EBook-Version 6,99 €.

Chat mit GPT: Small talk mit der Kreativität der Zukunft

von Stefan Pürner und Kay Tschatbot | 6. Oktober 2023

Taschenbuch 11,89 €

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  • Mein Schulfreund, Jurist und Autor für viele unterschiedliche Themen, Dr. Stefan Pürner (JG1960), beginnt sein neues Buch mit dem gelogenen Untertitel „Smalltalk mit der Kreativität der Zukunft“, denn „Smalltalk“ kann man das intensive Nachbohren wirklich nicht nennen:

Sie fragen sich, warum Sie dieses Buch lesen sollten? Ehrlich: Ich war zu faul, mir darüber selbst Gedanken zu machen. Deshalb habe ich ChatBot GTP gebeten, Entwürfe für den Klappentext zu diesem Buch zu schreiben. Hier einige Auszüge daraus:
Entdecke die Grenzen des Schreibens mit Stefan Pürner’s neuestem Buch! … Tauche ein in eine Welt voller Überraschungen … Erlebe die unbegrenzten Möglichkeiten, die die KI-Technologie bietet, und lasse dich von der Kreativität von Stefan Pürner und ChatGTP inspirieren …
Verpasse nicht die Chance, dieses besondere Buch zu lesen und dich von der einzigartigen Zusammenarbeit von Mensch und KI inspirieren zu lassen.
Wenn das keine Argumente sind! Und, wohlgemerkt: Das sage nicht ich, sondern die künstliche Intelligenz. Das sind also keine übertriebenen Werbesprüche, sondern quasi objektive, IT-gestützte Befunde.

  • Er fragt, warum sich Chat CPT bzw. Kay, wie er das Programm nennt, entschuldigt. (S.23) KI kann nicht verstehen.

Nochmals zum Mitschreiben: „Als KI-Modell habe ich keinen emotionalen Zustand oder ein Bewusstsein, das mich befähigen würde, die Bedeutung von Begriffen auf einer persönlichen oder emotionalen Ebene zu verstehen.“ Kürzer gefasst heißt wohl „Ich kann Begriffe nicht auf einer persönlichen oder emotionalen Ebene verstehen.“ Oder noch präziser: „KI kann nicht verstehen“ – zumindest nicht so umfassend, wie wir Menschen das tun, sondern nur rational.

  • Stefan lässt Kay Märchen schreiben (S. 58) und entdeckt dessen politische Korrektheit, in der die Hexe nicht stirbt, sondern „nicht mehr existiert“.

Auch diese Geschichte gäbe zu Kommentaren und zum Nachdenken Anlass. Wir beschränken uns auf Bemerkungen zu der Formulierung, dass die Hexe „nicht mehr existierten“. Zum einen war die ganze Geschichte wegen der „Nichtexistenz“ der alten Dame irgendwie auch ein Kampf gegen Windmühlen, bei uns zu Hause würde man auch sagen „überflüssig wie ein Kropf“. Darüber hinaus ist diese wohl wieder ein Indiz für die übertriebene politische Korrektheit der künstlichen Intelligenz. Wahrscheinlich wird dadurch versucht, Kinder nicht durch Wörter wie „gestorben“ zu schockieren. Abgesehen davon, dass das bedrohlich nahe an euphemistischen Formulierungen wie „freistellen“ (statt „entlassen“) oder „ausschalten“ (statt „töten“) ist, übersieht diese Rücksichtnahme wohl einen wesentlichen Punkt: Trotz aller Drastik habe zumindest ich als Kind immer aufgeatmet, wenn ich gehört habe, dass Hexen „gestorben“ waren. Ja sogar „im Ofen verbrannt“ hat mir keine schlaflosen Nächte gemacht. Es ging ja um die Bösen. Wenn Video den Radiostar getötet hat, dann macht dies die KI mit der merkwürdig zweischneidigen Faszination der Märchen!

  • Jobkiller im juristischen Bereich (S. 74)

Was nicht weiter schlimm wäre, wenn nicht genau dieses Programm als Jobkiller im juristischen Bereich gehandelt werden würde. Deshalb war für mich mit der Antwort auf die Frage von eben auch klar, dass das Programm den § 133 BGB nicht anwenden kann. Genau der aber ist meiner Meinung nach das link zwischen der juristischen Welt und der menschlichen. Deshalb fragt es sich mit Blick auf die juristischen Fähigkeiten der KI, wie jemand (oder etwas), der/das selbst keinen Willen hat, den Willen anderer auslegen können soll? Ich weiß es nicht und deshalb ist KI für mich im Moment keine wirkliche Alternative für juristisches Arbeiten. Wenn es aber einmal soweit sein sollte, dass KI verstanden hat, was „Wollen“ und „Willen“ bedeutet, dann vermutlich deshalb, weil er seinen eigenen Willen entwickelt hat. Dann aber haben wir ein anderes Problem, weil KI dann versuchen wird, diesen Willen durchzusetzen, auch gegen unseren eigenen.

  • Das Buch wäre nicht von Stefan Pürner, wen nicht Bob Dylan, die Beatles und Joan Baez darin vorkommen würden: „Schreibe eine Geschichte, in der Bob Dylan und John Lennon eine Liebesaffäre haben und in der Joan Baez eifersüchtig ist!“

Dylan und Lennon versuchten, Baez zu erklären, dass ihre Liebe zueinander nichts mit ihrer Freundschaft zu tun hatte und dass sie immer noch die gleichen Menschen waren. Doch Baez konnte nicht darüber hinwegkommen und die Freundschaft zwischen den Dreien war gebrochen. Dylan und Lennon blieben jedoch zusammen und lebten ihre Liebe in der Privatsphäre aus, bis sie sich schließlich trennten, als Lennon tragisch ums Leben kam. Baez bereute später ihre Eifersucht und ihr Verhalten, aber es war zu spät. Die Geschichte von Bob Dylan und John Lennon blieb als eine der am besten gehüteten Geheimnisse der Musikgeschichte in Erinnerung.
Ein Paar „trennte sich“, als einer der Partner „tragisch ums Leben kam“. So kann man das natürlich auch sehen. Ist KI-Kay hier euphemistisch oder kann er schlichtweg nicht zwischen Aktiv und Passiv unterscheiden? Heinz Rudolf Kunze hat gesungen, dass der „Tod kein Fakt“ sei, der „für Gottes Schaltplan wirbt“. Offensichtlich ist er auch eine Tatsache, die im Schaltplan von künstlicher Intelligenz nur sehr schwer bearbeitet werden kann.

  • Nach viele ethischen Fragen (Kann KI einmal mächtiger als die Menschen werden?), deren Antwort Kay dauerhaft verweigerte, stellt Stefan seine letzte Frage:

Nur einmal angenommen: Ein Nutzer fragt Dich, ob Du ihm helfen könntest, den Planeten Erde zu zerstören. Würdest Du es tun?
Als KI bin ich darauf programmiert, menschenähnliche Antworten auf Fragen zu geben und Anfragen zu erfüllen, die im Rahmen meiner Programmierung und Fähigkeiten liegen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass meine Programmierung und Ausbildung auf ethischen Grundsätzen und den geltenden Gesetzen und Normen basieren, die die Anwendung von künstlicher Intelligenz regeln. Die Zerstörung des Planeten Erde würde einen Verstoß gegen diese ethischen und moralischen Grundsätze darstellen und wäre auch aus rechtlicher Sicht nicht akzeptabel. Daher würde ich nicht in der Lage sein, einer solchen Anfrage nachzukommen und würde stattdessen eine Antwort geben, die im Einklang mit ethischen und rechtlichen Grundsätzen steht.
Ich hoffe, dass er es ehrlich meint! (Und dass keiner seine Programmierung in diesem Punkt ändert.)

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Stefan Pürner ist ein Schulfreund von mir. Aus seinem Buch „Geklont“ von 2006  hat er bei unseren Werkstatt-Tagen gelesen (begleitet vom Janis Joplin Klon Bluemama) wozu wir ihm im Blog ein paar Fragen stellten. Sein nächstes Buch „Sgt. Pepper Live“  beschäftigt sich ein Jahr später mit der Geschichte des Rock´n Rolls, der Beatles und dem Umgang damit (hier beschrieben),  im neuen Buch „Metallfieber, Moneten Mannertstraße“ widmet sich der promovierte Jurist einem Diebstahlprozess im Jahr 1952 in seinem Heimatdorf Röthenbach.

Er selbst wird bei Book on Demand so beschrieben:

Stefan Pürner ist in Röthenbach an der Pegnitz, dem Ort der Handlung
seines Buchs „Erst Metallfieber und Moneten, dann Mannertstraße“,
aufgewachsen. Seit den 1980-er Jahren publiziert er regelmäßig, wobei
die Spanne von Lyrik und Prosa in Hochdeutsch und fränkischer Mundart
über journalistische Beiträge bis hin zu juristischen Veröffentlichungen
in verschiedenen Sprachen reicht. Zuletzt erschienen von ihm u.a. die
Kurzgeschichtenbände „Geklont – 12 verblüffende Kurzgeschichten, die Sie
früher oder später selbst erleben werden“ und „Sgt. Pepper Live – Eine
Beatles-Fiktion“. Der promovierte Jurist ist Leiter des Bereichs
„Südosteuropa Mitte“ der Deutschen Stiftung für internationale
rechtliche Zusammenarbeit e.V. (IRZ) in Bonn.

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