von | Sep 19, 2017

Wird Nürnberg im Jahr 2025 Kulturhauptstadt Europas? Schon der Prozess dorthin wird sich lohnen

Allgemein

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Letzte Woche erklärte Dr. Julia Lehner, die Kulturreferentin der Stadt Nürnberg, in „unserem“ Dehnberger Hof Theater die ganze Geschichte rund um die Nürnberger Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025. Der treffende Artikel in der Pegnitz-Zeitung von Vincent R. Dorn ist ganz unten nachzulesen.

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Engagiert beschrieb sie den großen Zeitrahmen, in den so ein Projekt eingebunden ist. Zunächst mal ist der wichtigste Termin im 2 Quartal 2019 die Abgabe des rund 100-seitigen Bewerbungsheftes. Sollte man gewinnen, ist die Vorbereitung dann ab 2020 zu stemmen und nach dem besonderen Jahr ist die Nachbereitung und vor allem die Nachhaltigkeit der  angestoßenen Projekte wichtig.

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Dr. Julia Lehner, Cornelia Trinkl (stellvertretene Landrätin), MdB Marlene Mortler, MdL Norbert Dünkel, herwig Danzer, Ralf Weiß (Theaterleiter des Dehnberger Hof Theaters) Foto: Vincent R. Dorn

Als zweiter Vorstand des Dehnberger Hof Theaters, als Veranstalter von vielen Konzerten, Lesungen und Veranstaltungen im Rahmen der Unterkrumbacher Werkstatt-Tage (wozu auch das Hersbrucker Gitarrenfestival und der fränkische Sommer zählen) und als Mitglied im Kulturverbund Nürnberger Land sind wir überzeugt, dass alleine schon die Beschäftigung mit Kultur, wozu wir durchaus auch das Handwerk zählen, einen positiven Beitrag für Franken leisten kann, denn es ist viel gehaltvoller, als der Franke an sich selbst glaubt.

DSC09204Mir fiel als Parallele gleich die Cittaslow Hersbruck ein, die im Jahr 2001 als erste Stadt außerhalb Italiens in den Verband der lebenswerten Städte, damals noch der Slow Cities aufgenommen wurde. Natürlich kann man das ob der Einwohnerzahlen, der Kosten und der Tragweite nur schwer vergleichen, aber damals wurde uns erst im Laufe der Recherchen für die Bewerbung bewusst, dass Hersbruck tatsächlich alles hat, was für eine Cittaslow wichtig ist. Nach der Aufnahme hat leider alles stark nachgelassen, also kennen wir schon viele Fehler, die man in Nürnberg sicher nicht machen wird. Wie zum Beispiel das Nichteinbeziehen der Bevölkerung, denn das Gegenteil davon zählt schon jetzt zu den wichtigsten Zielen der Organisatoren.

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Auch Migration und Heimat werden als Bestandteile der Nachhaltigkeit immer wichtiger, weshalb übrigens auch Christian Schüle, „Einer der besten politischen Feuilletonisten Deutschlands“ (SWR über Christian Schüle) am Tag des Schreiners (10. Nov.) aus seinem neuen Buch „Heimat – ein Phantomschmerz“ bei uns lesen und diskutieren wird. Eigentlich sollte dieses Buch schon alleine wegen der Beiträge über Migration und das Heimatgefühl Pflichtlektüre für alle am Prozess beteiligten werden.

„Der Verlust von Heimat ist ein Phantom-Schmerz – denn die Betroffenen verklären die Vergangenheit und sind kaum bereit, die Möglichkeiten zu sehen, die Gegenwart und Zukunft bieten, um die eigene Angst zu überwinden. Welche Möglichkeiten das sind und wie wir sie zur Stärkung unserer Demokratie nutzen können, zeigt Christian Schüle in seinem Debattenbeitrag.“

Nach Lehners Vortrag diskutierten wir mit MdB Marlene Mortler, MdL Norbert Dünkel, Cornelia Trinkl (stellvertretene Landrätin) und Ralf Weiß (Theaterleiter des Dehnberger Hof Theaters) und waren uns einig, dass schon alleine der angestoßene Prozess so positiv zu bewerten ist, dass ein Scheitern zwar schade, aber kein tragisches Problem wäre. Der Aufwand, den man in die Kultur einer Region steckt, lohnt sich immer – wenn er gut geplant ist.

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Foto: Vincent R. Dorn

Wer noch mehr über die Bewerbung erfahren will, oder sie sogar unterstützen, kann sich auch unter www.nue2025.eu informieren und eintragen.

Der Zeitungsbeitrag in der Pegnitz-Zeitung
von VINZENZ R. DORN

Forum für Kreative

Künstler aus dem Landkreis trafen sich im DHT
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„Bühne frei für die Kultur- und
Kreativschaffenden im Nürnberger
Land“ hieß es im Dehnberger
Hoftheater (DHT). Die CSU-Kreistagsfraktion
hatte zu den Fragen „Soll sich Nürnberg als Kulturhauptstadt
Europas 2025 bewerben?“
und „Wie steht es um Kultur
und Kunst im Landkreis?“ eingeladen,
und gut 80 Kunst- und Kulturschaffende
aus dem Landkreis nahmen
das Angebot an.

Bundestagsabgeordnete Marlene
Mortler übernahm die Moderation
und stimmte mit einem weiten Bogen
von Reisen in ferne Länder, um deren
Kultur und Kunst kennenzulernen,
hin zur Heimat und der großen
Spannbreite an kulturellen Leistungen
im Nürnberger Land auf die Thematik
ein. Ihre prägnanten Beispiele:

Das DHT, das ihr Vater und sie von
Anfang an unterstützt hätten, und
die drei Zeitungen des Landkreises
als Informationsträger, die ihren Lesern
Kunst und Kultur nahebringen.
Mortler illustrierte die Bedeutung
der Kultur- und Kreativwirtschaft
in Deutschland mit beeindruckenden
Zahlen: Mehr als eine Million Menschen
arbeiten in diesem Sektor, darunter
etwa 250000 Selbständige und
gut 800000 Beschäftigte. Der Umsatz
in Deutschland betrug 2015 etwa 150
Milliarden Euro, näherungsweise so
viel wie der der Automobilindustrie
im Inland. Den Artikel 5 des Grundgesetzes,
die Meinungsfreiheit, betrachtet
sie als wichtiges kulturelles

Gut, denn „nur wer frei ist, kann
auch vielfältig sein“.
Zunächst schloss sich der Vortrag
von Julia Lehner, der Kulturreferentin
der Stadt Nürnberg, zur Bewerbung
Nürnbergs als Kulturhauptstadt
Europas an. Lehner warb in
ihrem Vortrag engagiert und leidenschaftlich
dafür, dass sich Nürnberg
als eine der beiden Kulturhauptstädte
Europas 2025 bewirbt.

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Sie zeigte
den langen Weg von der Initialzündung
über die Planung und die tatsächliche
Bewerbung, den Zuschlag
und die geforderte Nachhaltigkeit
auf. Zwar steht die Stadt Nürnberg
im Fokus der Bewerbung, doch die
Metropolregion mit ihren Stadt- und
Landkreisen soll mit eingebunden
werden.

Viele Themen

Zur Bewerbung gehört das Thema
Migration ebenso wie das Thema
Heimat, die Zukunft der Arbeit,
eine zukunftsorientierte Erinnerungskultur,
eine realistische Umsetzung,
sowie eine durchdachte
Stadt- und Umlandentwicklung.
Selbstverständlich muss auch das
Budget realistisch geplant werden.
Da sind nun Land und Bund – und
natürlich auch Sponsoren – gefordert.

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Im zweiten Teil diskutierten die
Vorsitzende der CSU Kreistagsfraktion
Cornelia Trinkl, MdL Norbert
Dünkel, Theaterdirektor Ralf Weiß
und Möbelmacher Herwig Danzer,
zeitweise auch Julia Lehner, weitgehend
harmonisch und humorvoll
über die Ausführungen der Kulturreferentin
sowie über die Kunst- und
Kreativwirtschaft.
Im Tenor wurde zunächst der Bewerbung
von allen Seiten zugestimmt,
wobei die Probleme durchaus
realistisch gesehen wurden,
beginnend beim Bereitstellen von
genügend Übernachtungskapazitäg
ten, sollte Nürnberg den Zuschlag
bekommen.

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Herwig Danzer brachte
es zusammenfassend auf den Punkt:
„Wichtig ist mitzumachen, aus der
Bewerbung zu lernen, und auch bei
einer Absage werden trotzdem viele
gute Projekte angestoßen“.
Weiß und Trinkl warben dafür,
weite Bevölkerungskreise ins Kulturgeschehen
besser einzubinden
und kulturelle Projekte und Kunstschaffende
besser zu vernetzen.
So könne man voneinander lernen
und Synergieeffekte nutzen. Das
müsse bereits bei den Kindern anfangen,
weshalb der Landkreis einen
Bildungsfond von 200000 Euro aufgelegt
hätte.

„Kunst muss erklärt werden, um
erfolgreich zu sein“, so Theatermann
Weiß. „Theater macht reich, aber
nicht monetär. Die Zinsen zeigen sich
im Verhalten und Verstehen, im Zusammenleben
der Menschen“.
Petra Lorenz vom Zentrum für
Kreativwirtschaft erläuterte kurz,
mit welchen Möglichkeiten und auf
welchen Gebieten die Dependance in
Nürnberg arbeitet.
Die Zahlen sprechen für sich: In
der Aufbauphase des Zentrums für
Kreativwirtschaft 2015/16 wurden
innerhalb eines Jahres an 20 Standorten
über 120 Beratungstage abgehalten.
Mehr als 50 Mal kooperierte
das Zentrum mit Partnern bei Veranstaltungen.
Noch ein paar Fragen aus dem Publikum,
dann konnten sich alle bei
Imbiss und Getränken angeregt unterhalten.

VINZENZ R. DORN

 

 

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