Sehr enge familiäre Verbindungen führen immer wieder nach Paris (Impressionen aus dem Jahr 2015). Beim Hinflug versuchten wir das ebenso anspruchsvolle , wie gerade für die Hersbrucker Alb wichtige Buch „Heimat“ von Christian Schüle fotografisch für Werbezwecke in Szene zu setzen, denn der von uns sehr geschätzte Autor (er las vor genau 10 Jahren schon einmal bei uns) wird am Tag des Schreiners am 10. November bei uns aus „Heimat“ lesen.
Symphoniker sind überall
Lustig bei diesem Besuch im Juli war die Tatsache, dass ich gleichzeitig zum Konzertbeginn der Nürnberger Symphoniker in Kirchensittenbach, deren Kollegen in Paris filmen konnte.
Natürlich schlendert man auch durch die schicken Küchenstudios, deren Preise für Küchen aus Spanplatten unseren Pendants aus heimischen Massivholz nicht nur nicht nachstehen, sondern sie sogar übertreffen – übrigens aus mir unerklärlichen Gründen.
Im Miele-Umfeld fühlten wir uns besonders wohl und nahmen sogar Anregungen mit nach Hause, die große Tafelwand – liebevoll bemalt – hat es uns schon angetan, aber auch der Staubsaugerroboter, der bald auch in unserer Ausstellung unter den auf Füßen stehenden Küchen durchsaugen wird.
Picasso und seine Familie
Für uns war Picasso und seine Frauen nach dem Besuch des Picassomuseums eine nicht immer schöne, aber spannende Geschichte, abends sprachen wir mit einem Kunsthändler, der erst vor ein paar Wochen mit Familie Picasso beim Essen wichtige Entscheidungen für den Verkauf der wichtigsten Kunstwerke getroffen hat.
Vielleicht könnte man ja bei den nächsten Unterkrumbacher Werkstatt-Tagen Bilder von Picasso??? Hihi, wohl eher nicht, alleine die Transportkosten würden sogar unseren multiplizierten Jahresumsatz übertreffen . Aber Küche, Kunst, Café sind in Paris allgegenwärtig, deswegen ist es dort ja so schön … .
Das Centre Pompidou und Geheimnisse
Das Centre Pompidou durfte ich 1977 als 15-jähriger singend und gitarrespielend noch als Neubau erleben. Von dort nahmen mich später ebenfalls nicht berühmt gewordene Straßenmusiker als „Le jeune guitariste, invité spécial venu d’Allemagne“ (junger Gitarrist als „special Guest“ aus Deutschland) mit in die U-bahn und später die Champs Élysées rauf und runter mit zu ihren Auftritten.
Das eingespielte Geld reichte trotz meines Verzichts darauf (war dank meiner Mutter und anderen Bootfahrern am Campingplatz ausreichend ernährt) gerade für ein ausgiebiges Mahl in einer damals und heute ausgesprochen peinlichen Burgerbude (Oups, ein Outing) und ich erreichte gerade noch die letzte Ubahn dank Sprung mit Gitarrenkoffer über das Drehkreuz (das Touristenticket war schon abgelaufen).
Hier ein von Google automatisch erstelltes Video, Sachen gibt es …
Und auch heute noch fasziniert mich dieser Ort, geschaffen von Renzo Piano (and friends), dessen vollelektronisches Kräutergewächshaus von Smeg mich im Jahr 2004 wieder einholte und vor vielen leider trotzdem verendeten Pflanzen stehend fand.
Ohne Anstehen ins Centre Pompidou
Nachdem wir die raffinierteste Lösung zur Umgehung langer Schlangen am Centre Pompidou herausgefunden haben (Weitergabe derselben nur persönlich unter dem eisernen Verschwiegenheitsgelübde!), besuchten wir nach dem Drink im Restaurant mit dem faszinierenden Ausblick auch die aktuelle Ausstellung von Walker Evans und David Hockney.
Evans hat einen Haushaltsladen fotografiert, so wie ich auch heute noch unsere Rösleprodukte darstellen würde, wenn Ute es nicht liebevoller arrangieren würde.
Er hat Plakate für Möbelhäuser (Billboard Alabama 1936) in Birmingham fotografiert, die mir auch gefallen würden, aber die uns umsatztechnisch wohl nicht weiterbrächten, aber wer weiß das schon so genau, damals waren diese Fotos auch noch nicht der Hit?
Nur bei seinem Küchenfoto, hätte ich dann doch etwas weitergehende Forderungen an die moderne Küche und Geräte aus Unterkrumbach.
Wobei diese Besteckunterbringung in einer sündhaft teuren Landhausküche in Paris die Kunden wohl begeistern könnte – einrichtungskompetente Lösungen treten gegenüber den trendigen leider immer mehr in den Hintergrund.
Galerie 1 ist im Centre Pompidou immer die weniger interessante, weshalb es Sinn macht, sie mitzunehmen (schlimmstenfalls auch nur durchzulaufen), denn man kommt dort ohne Anstehen rein, lernt etwas dazu, und kann danach nahtlos in die Galerie 2, die zu diesem Zeitpunkt aus der normalen Schlange nur noch Leute einließ, wenn andere sich verabschiedeten.
Bei David Hockney war das Fotografieren leider verboten, ich habe auch herausgefunden warum, denn er hat seine Poolbilder (nicht nur a bigger splash) immer zum falschen Zeitpunkt gemalt. Entweder war noch keiner da, oder unter Wasser oder man sieht nur noch das spritzende Wasser nach dem Eintauchen in denselben. Als Fotograf wäre er damit wohl gnadenlos gescheitert, aber er wurde trotz alledem ein beeindruckender Künstler. Am Tag nach unserem Ausstellungsbesuchs feierte er seinen achtzigsten Geburtstag. Ohne uns zwar, aber wir diskutierten an diesem Tag viel über ihn, nicht zuletzt ob der gerade erst eingeführten Ehe für alle in Deutschland. Ein Zitat zum Reisen von Hockney:
„Ich liebe es, mir die Welt anzusehen. Es hat mich schon immer interessiert, wie wir sehen und was wir sehen. Die Welt ist aufregend, auch wenn man das von vielen Bildern nicht behaupten kann.“ Im Interview mit Martin Gayford für das Buch „Die Welt der Bilder“
Wenn das Regal nicht egal ist
Weil man ohne großes Gepäck im Flieger kein Victorinox Taschenmesser mit allen Schraubenbits mitnehmen kann, gab es im edlen Victorinoxladen ein neues, das in der gastgebenden Wohnung angenehme Dienste bei heraushängenden Steckdosen leistete und dort verbleiben wird. Allerdings wurde trotz kreativem Einsatzes von Stiften und Bierkäpselchen das Küchenregal nur ein wenig stabiler, muss wohl doch mal der richtige Werkzeugkoffer im Auto kommen.
Paris und die Gastronomie
Bei einer sooo kleinen Küche mit leider immer noch nicht felsenfestem Regal begibt man sich gerne in die offenen Arme der Gastronomen, die zu einer anderen Freundlichkeit fähig sind, als in Franken, aber wie sagte schon Klaus Karl Kraus: „Mich recht die ständige Freundlichkeid auf, ich moooch angmauld wern.“ Vielleicht ist es ja eine harmonische gegenseitige Beziehung von Kellnern und Gästen in Franken?
Mir ist die Freundlichkeit dann irgendwie doch lieber und deswegen verbrachten wir einige Zeit in diversen Etablissements, vom Edelschuppen am Pompidou bis zum mexikanischen Sushi bei einem Peruaner aus Chile und dem Cafe vor unserem Lieblingscafe Charlot, wärend es ein wenig regnete. Das musste kein Zufall sein, denn schon in jungen Jahren hatte sich der Kajakfahrer herwig Danzer seinen Ruf als Regenmacher erarbeitet, was nicht so negativ ist, wie es klingt, denn dann ist wenigstens genug Wasser in den Wildwasserbächen. In Paris gab es leider keine Vorteile, außer einem informativen Video, siehe oben.
Köstlich gegessen haben wir auch im Máncora Cebicheria wo sich zufällig die Frauen in die enge Eingangsgasse setzten, vielleicht, weil die Männer gegenüber mehr Platz brauchten.
Die ersten Stabmuscheln meines Lebens genoss ich tags darauf im NANA (11. Arrondissement) und war fasziniert von dem Management auf kleinsten Raum aber größter Zufriedenheit der Gäste.
Danach, wie immer zu Fuß durch Paris mit dem Plan, vor dem Abflug noch ein paar wichtige Dinge am Notebook zu erledigen, aber am Cafe Charlot kommt man eben nur schwer vorbei, deswegen noch ein paar letzte Impressionen aus dem wahren Leben im Cafe – im Kurzurlaub.
Aber Unterkrumbach ist ja auch ganz schön.
0 Kommentare