Am zweiten Tag unseres Möbelmessebesuchs wollten wir uns gleich den Newcommer im Bettensegment „Birkenstock“ anschauen, der ja ob seines ergonomischen Fußbettes – beim Schreiben dieses Artikels trage ich Birkenstock – durchaus auch für Betten prädestiniert wäre, wenn er auch hier auf echte Naturmaterialien setzen würde. Auf Utes Wunsch des Probeliegens war das Team irgendwie nicht wirklich eingestellt, denn sie wollten die zugekauften Betten von dem österreichischen Premiumhersteller „Ada“ eher via perfekter Dekoration und viel Personal verkaufen. Die ausgesprochen sensibel als Hostessen ausgewählten Naturschönheiten schätzten den Luxus, nicht in Highheels sondern in Birkenstocks arbeiten zu dürfen und sie begleiteten engagiert den Versuch einer altbekannten Schuhmarke im Bettensegment Fuß zu fassen.
Ein blitzartiger Umbau nach dem Probeliegen machte den Weg für neue, weniger ergonomieinteressierte Gäste und Fotos mit den Geschäftsführern frei. Für uns ist die Naturphilosophie und die perfekt einstellbare Ergonomie unserer Pro Natura Bettsysteme nach wie vor die bessere Wahl. Aber die wirklich beeindruckende Firma Birkenstock macht ein tolles Marketing und vielleicht gelingt es ja im postfaktischen Zeitalter nur mit irgend einem eingeführten Namen irgend etwas völlig anderes zu verkaufen.
Apropos Pro Natura: die nervten etwas mit einem Auftritt bei Ökocontrol außerhalb des Messegeländes, weil es viel Zeit kostete und auch nicht so wahnsinnig spannend war. Zwar schätzen wir die vielen beteiligten und befreundeten Ökomarken ausgesprochen, haben aber – wegen unserer eigenen Fertigung – nur Pro Natura davon im Programm. Trotzdem war der Austausch mit dem anderen Pro Natura Dinosaurier Ludwig Völk und vielen anderen langjährigen Freunden der kleinen Ökoszene wieder bereichernd, aber im nächsten Jahr bitte wieder auf dem Messegelände, denn da ist dann auch wieder Platz, weil die Küchenmesse nur alle zwei Jahre stattfindet.
Unser Polstermöbelhersteller Jori aus Belgien passt eigentlich nicht wirklich zu unserer Regionalphilosophie, aber über 25 Jahre alte Beziehungen und Freundschaften sind auch ein Faktor der Nachhaltigkeit.
Außer dem Gründer Julian Jorion – liebevoll genannt JJ (gesprochen wie JJ Cale) kennen wir keinen Mitarbeiter mehr, der länger dabei ist, als wir. Das ändert aber nichts an der Aufbruchstimmung der Jungen, die Jori mit geschicktem Platzieren von Einrichtungsinseln in eine neue Ära der Raumgestaltung mit kompetent arrangierten Farben, Stoffen und Leder bringen will. Im Rahmen unserer Möglichkeiten begleiten wir die ausgesprochen geschmackvollen Arrangements sehr gerne aber größer wird unsere Ausstellung dadurch leider auch nicht.
Den neuen Relaxsessel Rhapsody haben wir ob seines ohrenartigen Wohlfühlfaktors sofort bestellt und auch der nagelneue Esszimmerstuhl Oscarini wird bald bei uns eintreffen. Nicht zuletzt, weil herwig mit zweitem Vornamen Oskar heißt.
Aber relaxen alleine genügt nicht, einige unserer Kunden tun sich mit dem Aufstehen aus diesen Sesseln schwer und deswegen sind wir sehr froh, einen ebenfalls langjährigen Lieferanten Strässle aus der Schweiz zu haben, der elegante und funktionale Aufstehsessel liefern kann. Die Komfortmöglichkeiten sieht man dem Sessel wahrlich nicht an, aber sie sind mit Bedienfeld oder externer Fernbedienung abrufbar.
Bei der Pro Natura Mutter Joka fanden wir ein neues Schlafsofa, das wohl in unserem Gästezimmer landen wird, denn so leicht, funktional und platzsparend, kann man kleine Gästezimmer sonst nicht einrichten. Wir freuen uns schon drauf, weil dort auch der einzige Fernseher steht und die ergonomische Qual beim Fernsehen pädagogisch durchaus sinnvoll ist, bequemer ist aber schöner.
Angeblich ist der Trend der Möbelmesse 2017 ein Konglomerat aus Bauhausstil und Kitsch, weil sich kein vernünftiger Mensch mehr an Vorgaben orientiert, sonder einfach einrichtet, wie er gerade Lust hat. Besser kann es sich für die Möbelmacher eigentlich nicht entwickeln, denn nur die Einzelanfertigung von Möbeln und der gesamten Einrichtung kann auf diese Strömungen hilfreich reagieren. Wir freuen uns auf jeden Fall auf jede noch so ausgefallene Idee, weil wir sie mit Begeisterung verwirklichen können.
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