Von der Consumenta und den vielen Modenschauen mit den handgemachten Taschen von Lecrio – immer perfekt präsentiert von den Cawi-Models – kennen wir schon fast jeden Satz der Firmenvorstellung, denn wir waren zwei Jahre lang mit unserer Küchenbühne direkt neben der Showbühne.
Dort lernten wir auch die junge Chefin Dorothea Schmidt (Jg 1990) kennen, die uns für gestern Abend zum exklusiven Manufakturabend einlud.
Wie alle Handwerker sind wir nicht nur am Produkt, sondern auch an seinem Entstehungsprozess und der Philosophie dahinter interessiert und so haben wir uns nach Rosstal aufgemacht, um mit den anderen Mitstreiterinnen einen spannenden Abend zu erleben.
Durch unsere Polstermöbelerfahrungen und die vielen zu polsternden Möbel haben wir schon seit 25 Jahren sehr viel mit Leder zu tun – unser Ledereinkauf geht auf keine Kuhhaut (bis zu 5 ganze Häute im Monat) – aber Taschen und Schuhe sind halt wieder was ganz anderes als Sofas und so war die Führung nach dem Sektempfang ausgesprochen interessant.
Nicht zuletzt, weil Dorothea auch die Hintergründe und Motivation ihrer Arbeit mit 9 Mitarbeitern anschaulich erklärte. Die beteiligten Damen waren nur sehr schwer aus dem Lederlager wieder herauszubewegen, denn nach dem Auswählen des persönlichen Lieblingsmaterials, sollten daraus Schlüsselanhänger selbst gefertigt werden.
So lernten wir die Stanzmaschine kennen, die das Herz mit Loch mit 3,5 Tonnen Kraft ausstach, die Prägemaschine, die das Lecrio-Logo anbrachte und die Hand-Nietmaschine, mit der die Öse um das Loch des Schlüsselanhängers genietet wurde.
Aber auch an der Schärf- und Spaltmaschine konnten wir erahnen, dass die Handarbeit einiges an Erfahrung und – wie der Name Handarbeit schon vermuten lässt, Fingerspitzengefühl verlangt.
Im Hintergrund geschmackvoll ausgewählte Musik, ein kleines Büffet nach den Rezepten der Nürnberger Köchin Katerina "Kät" Dimitriadis und viele spannende Gespräche.
Themen waren die Taschen der Frauen und die Traditionen, Sorgen und Chancen des Handwerks. Bis hin zum Marketing, bei dem sich Dorothea mit Ihren Fachfrauen darauf geeinigt hat, die Werkstatt nur mit Schwarzweißbildern zu zeigen (außer dem Buffet), woran wir uns natürlich halten. Auch der Austausch über den Ledereinkauf war interessant, denn unser Lieblingsleder ist ja http://www.ecopell.de/ und auch das Lachsleder aus dem bayerischen Wald Nanai könnte in seinen unzähligen Zurichtungen auch interessant sein.
Dorothea baut mit vielen tollen Design- und Marketingideen (unterstützt von Daniela Meisel von www.momente-mit-m.de) eine neue Marke innerhalb der Traditionsfirma ihres Opas auf und macht das ausgesprochen konsequent und zielstrebig. Eine Marke, die Regionalität (Made in Rosstal), Qualität und auch Exklusivität vermittelt kommt hoffentlich bald besser an, als die Luxusmarken der gleichen Branche, deren echter Wert zum größten Teil als Statussymbol existiert.
Wir sind überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Teufel statt Prada endlich Lecrio trägt. Und bald kommen auch noch Aktentaschen, auf dass für Männer neben den Fliegen (ja, es gibt auch Fliegen, die NICHT aus Holz sind) auch was zu holen ist. Es war ein lehrreicher Abend, denn jetzt weiß ich endlich, was eine Clutch ist (eine Handtasche, die Frauen zum Strahlen bringt, wie das Foto beweist).
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