von | Jan 18, 2015

Elaines Heimat auf dem Teller – Haggis meets Whisky im alten Schloß zu Kleedorf

Slowfood & Cittaslow, Veranstaltungen

HaggismeetsWhisky_0017Es war eine Veranstaltung, wie sie sich für eine Cittaslow gehört: persönlich, engagiert, verbindend und auch noch genussvoll. Denn Hans Heberlein (vom Alten Schloß in Kleedorf) hat einst von netten Gästen, die er vergeblich zum Bleiben bewegen wollte, statt ihre Reise nach Schottland fortzusetzen, ein Paket geschickt bekommen in dem Haggis war (die Schotten sprechen es "haggis"). Bei einem guten Gastronom entstehen aus solchen Dingen sofort Veranstaltungsideen, noch dazu, wo Hersbruck seit über 40 Jahren eine Partnerstadt in Schottland hat, und zwar Lossiemouth.

Durch diese Partnerstadt entstand aber nicht nur eine Ehe – die Schottin Elaine Schmidt heiratete den zugezogenen Hersbrucker Wolfgang Schmidt, Inhaber von Foto Steinbauer  -  sondern auch ein besondere Whiskyaffinität und – kompetenz bei Hersbruckern, mit der Evi Stenz sich sogar selbständig gemacht hat (Whiskypunsch.de). Dazu kommt, dass es in einer der hinteren Ecken von Schottland einen Deutschen gibt, der sich auf den Versand von Lachs (Ardshealach Fine Foods), Haggis und andere typische Produkte spezialisierte.

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Also war eigentlich alles beisammen, um einen wunderbaren Abend zu gestalten, den Hans mit der Entstehungsgeschichte begann und Elaine über die schottische Geschichte und insbesondere Robert Burns sprach. Denn am 25. Januar wird traditionell der Geburtstag des Dichters mit Haggis und einem festen Zeremoniell gefeiert, das ausführlich hier beschrieben ist und hier ist sogar das Gedicht auf schottisch, weiter unten die Übersetzung. Dabei fiel allen Schottlandgereisten wieder ein, dass die schottische Sprache nur bedingt mit dem Englisch verwandt ist, das wir einst in der Schule lernten, aber auch ohne die Gedichte zu verstehen, war der Klang der schottischen Sprache eine tolle Einleitung zu dem schottischen Räucherlachs, der den Vorspeisesalat begleitete.

Die Gäste konnten zwischen Lachs im Blätterteigmantel und Haggis auf Steckrüben- und Kartoffelpüree wählen an unserem Tisch war es ungefähr halb, halb, an anderen Tischen haggislastiger. Wikipedia schreibt dazu:

Haggis ist eine Spezialität aus der Schottischen Küche und besteht aus dem Magen eines Schafes, paunch genannt, der mit Herz, Leber, Lunge, Nierenfett vom Schaf, Zwiebeln und Hafermehl gefüllt wird. Haggis ist mit Pfeffer scharf gewürzt, und das Hafermehl verleiht ihm eine etwas schwerere Konsistenz als Wurst. 

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Anders als im offiziellen Geburtstagszeremoniell – und wohl auch angenehmerweise – wurde das Haggis fertig auf dem Teller portioniert und nicht aus dem Schafsmagen geschält und es schmeckte – offen gestanden wider Erwarten -  ausgesprochen köstlich.

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Evi Stenz erklärte uns die verschiedenen Whiskysorten, die es zu den Gängen gab und als passendes Bier wurde Kikennys aus Irland gewählt. Jedes Volk hat seine eigene Art mit den Innereien der Tiere umzugehen, das Einnähen in den Schafsmagen hatte natürlich auch den Zweck der Haltbarmachung. Wikipedia: "In Deutschland gibt es mit dem nordhessischen Weckewerk und der westfälischen Stippgrütze ähnliche, ursprünglich für die bäuerliche Schlachtresteverwertung gedachte Rezepturen." 

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Hans Heberlein ist Mitglied von "Heimat aufm Teller", der sich auf die Verwendung von Lebensmitteln unserer regionalen Diektvermarkter spezialisiert hat. Der ausgesprochen gelungene Abend "Haggis meets Whisky" zeigt, dass Regionalität nicht provinziell sein darf, dass auch internationale Kontakte Freu(n)de machen und schließlich hatten wir ja immerhin Elaines Heimat auf´m Teller.

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Die deutsche Übersetzung von Robert Burns "Address To A Haggis" (ohne Gewähr)

Auf einen Haggis

Dein feines Gesicht sei von Glück erhellt,
du Häuptling in der Würstewelt!
Bist hoch über alle anderen gestellt,
ob Pansen, ob Darm:
Verdienst, daß man dein Lob erzählt,
so lang wie mein Arm.

Die ächzende Schüssel da füllst du aus,
dein Hintern schaut wie ein Bergrücken raus,
Dein Holzspieß hülf als ´ne Rad-Achse aus,
in Zeiten der Not.
Und aus deinen Poren tritt Tau heraus,
wie Bernstein rot.

Sieh, wie der Bauer sein Messer wischt;
er schneidet dich auf, wenn aufgetischt,
Und in dein saftiges Inneres er bricht,
dem Pflüger gleich;
Und dann, o welch gesegnete Sicht,
warm-dampfend, reich.

Und Löffel für Löffel macht man sich ran,
der Teufel kriegt den letzten dran,
Bis alle Bäuche, ob Frau, ob Mann,
sind wie Trommeln gespannt;
Und kurz vor dem Platzen der Hausvater dann stöhnt: "Gott sei Dank“.

Gibts einen, der nach Ragout noch trachtet,
und Eintopf, den ´ne Sau verachtet,
Und Frikassee, das sie kotzen machte,
vor Ekelqual,
der hinschaut und verächtlich lachte,
auf solch ein Mahl?

Der Ärmste! Seht ihn bei seinem Müll,
ist kraftlos wie trockene Binsen und still,
Für Schnüre die Schenkel man halten will;
die Faust für ´ne Nuß;
Wie wenig für blutiges Schlachtengebrüll
der taugen muß!

Doch seht den Landsmann, haggisgenährt,
von seinem Schritt tönt zitternd die Erd,
Drückt ihm in die breite Faust ein Schwert,
er läßt es tanzen;
Mit Armen und Beinen er verfährt,
wie mit Unkrautpflanzen.

Ihr Mächte, die ihr im Himmel verkehrt,
und den Menschen den Speisezettel serviert,
ein Schotte hat Fraß noch nie verzehrt,
der bloß ein Dreck ist;
Drum, wünscht ihr, daß er euch verehrt, gebt ihm ´nen Haggis!

(Übersetzt von Rudi Camerer) Quelle

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