von Alice Niklaus
Es ging um die dritte Auflage der zweitägigen "naturgemässen Obstbauseminare", die Ottmar Fischer von der Streuobst-Initiative Hersbrucker Alb organisierte. Für die Entspanntheit garantierte Gärtnermeister und Gartenbaulehrer Josef Weimer aus Schaafheim/Odenwald. Der Samstag war der Theorie gewidmet, die am Sonntag in die Praxis umgesetzt wurde. Ich kam am späten Vormittag in Frechetsfeld an, stahl mich so leise als möglich in den Vortragsraum, der eigentlich als Produktions- stätte heimischer Obstsäfte dient, und liess mich vom Referenten in die Geschichte der Obstbauveredelung vom Mittelalter bis in die Neuzeit einlullen.
Als ich ankam, war die Tafel beinahe leer. Das änderte sich bis zum Mittagessen rapide. Von der Saft-Gärung zu Mess- und Tafel-Wein, vom Apfelessig für medizi- nische Zwecke bis zum ökologischen Reinigungsmittel ging die Reise. Obst stehlen war früher kein Kavaliersdelikt, der Dieb riskierte Handabhacken. Rat von Josef Weimer an die heutigen Wiesenbesitzer: Keine guten Obstsorten an den Strassenrand pflanzen, die Ernte geht erfahrungsgemäss an die falschen Leute! Staunen bei der Vorstellung des Buches von Apfelpfarrer Korbinian Aigner.
Flashs: Die Streuobstwiesen bringen Verwertungs- obst, von der Obstplantage kommt das Tafelobst. Dem Baum gehts gut, wenn der Mensch sich um ihn kümmert. 270 Apfelsorten stehen auf den Streuobstwiesen der Initiative Hersbrucker Alb. Die schwarze Tafel war voll, die 23 Teil- nehmerInnen (1/4 Frauen!) pausenreif und voller Fragen, die am Nachmittag beantwortet wurden. Mittagszeit, Gelegenheit, mich im Raum umzusehen. Bio-Apfelsaft in leuchtender Farbe, daneben ein Bohnapfel, der immer noch ausschaut als wenn er eben vom Baum gefallen wäre. Die zu verarbeitenden Früchte stammen vorwiegend von den eigenen Streuobstwiesen. Angelieferte Äpfel von Privatgärten oder Wiesen werden gepresst und zum Selbstverbrauch abgefüllt. Die fröhliche Familie Heldrich lacht dazu!
Am Sonntag gehts um das richtige Werk- zeug und den ersten Schnitt. Vor- und Nachteile der Leiter: Wärme/Kälte/Gewicht. Die Baum- schneideschere: Stellschraube, Spiel. Sie muss scheren nicht quetschen. Die beste Säge kommt aus Japan, sie ist vierfach gezahnt und schneidet auf Zug, nicht auf Druck. Der Miniwetz- stein ist ein Muss. Alles soll blind griffbereit sein, der Arbeitsplatz Leiter oder Baum erlaubt keine grossen Drehungen. Bei Held- richs stehen noch ein paar Jungbäumchen zum Einpflanzen. Hier geht es um den Pflanzschnitt und an- schliessend wird dann wirklich geschnitten! Hast einen Raum, pflanz einen Baum und pflege sein, er bringt dirs ein! Ich habe aber keinen Raum, deshalb schau ich mich zum Trost noch einmal in der Mostpresserei um und kehre mit ein paar Flaschen Apfel/Karottensaft heim.
Klick in die Fotos bringt die Vergrösserung!
Hier gehts zur Homepage der Streuobstinitiative Hersbrucker Alb e.V.
Hier gehts zur Homepage Biolandhof Heldrich
Liebe Alice, auch wenn ich nicht immer einen Kommentar schreibe, so finde ich doch alle deine Eintragungen und Erlebnisberichte immer sehr interessant und durch die schönen Bilder auch anschaulich gemacht. Besonders jetzt der Bericht über deinen Besuch bei dem Biolandhof Heldrich in Frechetsfeld mit ihrer Obstpresse, von der auch die Säfte kommen, die uns Eckart und Irene immer wieder zukommen lassen und die wir sehr gerne trinken. Also, mach weiter so! Ich freue mich über jede neue Entdeckung, die du in unserer Umgebung machst und an die du uns teilnehmen lässt, vor allem, weil wir selber nicht mehr ausschwärmen und auf Erkundungen ausziehen können.
Liebe Grüße von Gerda
Liebe Gerda, ich denke bei meinen Unternehmungen oft an die Leute, die krankheits- oder altershalber keine Wanderungen mehr machen können und bin dankbar, dass ich dazu noch in der Lage bin und mit meinen Beschreibungen und Fotos Freude machen kann.