Im Oktober 2009 konnte Michael Müller von der Forstbetriebsgemeinschaft Nürnberger Land die vielen falschen Angaben in der Zeitung über die vermeintlichen Vorteile von Tropenholz nicht mehr ertragen. Obwohl wir schon im Vorfeld warnten, dass die Aktion die Parkbänke mit Tropenholz auszustatten ein Flop werden könnte, haben wir uns zurückgehalten, weil die Argumentation des (von uns geschätzten) Umweltreferenten Dr. Peter Pluschke das ganze quasi als "Entwicklungshilfe für Afrika" zu definieren, ja auch nicht ganz unvernünftig klingt. Unvernünftig waren dann aber die vielen fachlich falschen Angaben, die die Firm SÖR veröffentlichte, weshalb Michael Müller dann in einer Ausschusssitzung die Fehler an den Tag brachte. Auch das ZDF berichtete damals über den Nürnberger Tropenholzskandal:
Rund 16 Monate später fragt Andreas Franke von den Nürnberger Nachrichten nochmal nach und schreibt in seinen Artikel vom 14.2.2011:
"Nürnberg – Für die Nachrüstung von 3500 Sitzbänken in Nürnberg wird nun deutsches Eichenholz eingesetzt. Das teilt der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) auf Nachfrage der Lokalredaktion mit. Nach heftigen politischen Debatten hatte der Stadtrat — entgegen einem ersten Beschluss — den Einsatz von Tropenholz ausgeschlossen."
Die Stadträte schwenkten um, auch wenn Sör weiter an seiner Interpretation festhielt. Anfang 2010 hoben sie ihren ersten Beschluss auf und entschieden, dass kein Tropenholz, sondern nur heimisches zertifiziertes Holz zum Einsatz kommen darf (wie berichtet). Seitdem war es wieder ruhig geworden um das Thema. Grund für die Lokalredaktion, einmal nachzufragen, was aus dem Auftrag des Rats an Sör geworden ist.
„Wir haben nun Eichenholz aus dem Schwäbischen gekauft“, sagt Hans-Peter Kaupert von Sör. Und natürlich sei es FSC-zertifiziert, betont er. Für etwa ein Viertel der 3500 Bänke sei das Holz als Blockware bereits geordert worden.
Nun gut, immerhin besser als vorher, aber Michael Müller erklärt dazu für die FBG:
"Erst spät reifte die Erkenntnis der Stadträte, dass auch unser heimisches Holz für hochwertige und dauerhafte Produkte zu gebrauchen ist. Man hat sich nun für FSC-Eiche aus dem Schwäbischen entschieden. Na ja, auch in der Metropolregion Nürnberg würden Eichen wachsen, aber man kann nicht alles haben. Irgendwann werden auch die Entscheidungsträger in Nürnberg erkennen, dass „Holz der kurzen Wege“ oft deutliche Vorteile in Bezug auf Nachhaltigkeit gegenüber diversen Ökosiegeln hat."
Aus unserer heimischen Eiche kann man nicht nur Möbel, sondern auch Parkbänke bauen.
Obwohl sich unsere Kritik nicht gegen FSC, sondern gegen die Falschinformationen von Sör richtete, war auch das Siegel immer mehr unter Beschuss, so zum Beispiel erst vor zwei Wochen in der Sendung Report:
Und weil wir grade beim Kommentieren waren, hat auch hier unsere Forstfachmann Michael Müller das sehr einseitige Bild der Sendung relativiert:
"Kommentar der FBG zur Sendung „report“ in der ARD zum Thema: „FSC-Ökosiegel“
Auf welches Ökosiegel können wir uns denn noch verlassen? Dass auch bei FSC nicht alles Gold ist was glänzt, ist klar, aber dass bei den Kontrollen schon scharf überwacht wird, konnten wir erst kürzlich am eigenen Betrieb erfahren. Ziehen wir doch mal den Umkehrschluss: Wenn solche Abholzaktionen in FSC-Wäldern in Skandinavien zulässig sind, wie werden dann dort die nicht zertifizierten Wälder behandelt? Darüber will ich gar nicht intensiv nachdenken! Ein Grundproblem bei FSC sind sicherlich die unterschiedlichen Standards, die weltweit angewandt werden. Ein FSC-Wald in Skandinavien oder Brasilien wird definitiv anders bewirtschaftet als ein FSC-Wald in Deutschland.
Grundsätzlich bleibt festzuhalten: Holznutzung bzw. Holzverwendung ist aus vielerlei ökologischen Gründen absolut sinnvoll, wenn es sich dann noch um „Holz der kurzen Wege“ aus heimischen Wäldern handelt liegt man goldrichtig."
Aber es gibt auch etwas sehr positives über diese Geschichte zu berichten. Trotz unserer durchaus lästigen Aktionen gegen die Tropenholzpläne der Stadt und des Umweltreferates war die Zusammenarbeit auf allen anderen Ebenen (wie zum Beispiel Deutscher Lokaler Nachhaltigkeitspreis, Bio-Innung, Biofach oder BIO-erleben) weiterhin sehr harmonisch. So will der Initiativkreis Holz aus der Frankenalb und die Forstbetriebsgemeinschaft Nürnberger Land auch in Zukunft als verlässlicher Partner gemeinsam mit anderen Holznutzern nach den besten Lösungen suchen.
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Die wichtigsten Links zum Thema:
Diesen Beitrag in der Tagesschau sollten alle sehen, auch wenn es nicht genau um die Baumart (Sapelli) und das Gebiet geht, das für die Nürnberger Parkbänke geplant ist. Das Geld kommt nicht bei der Bevölkerung, sondern bei den Holzfirmen an. Es gibt nur ganz wenige Ausnahmen.
Andere Beitrag zum gleichen Thema im Archiv der Tagesschau.
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Stellungnahme zur Tropenholzdiskussion für Nürnberger Parkbänke vom Initiativkreis Holz aus der Frankenalb.
Was in der Sitzung des Umweltausschusses der Stadt Nürnberg passierte.
Sitzungsvorlage: Tropenholz Parkbänke UmwA 071009 herunterladen
Stellungnahme von Christine Seer von den Grünen
Farmblogger Micha Wenzl zum Thema: "Kriegt Nürnberg noch die Kurve?"
Offener Brief (der alles sagt) an die Stadt Nürnberg von Pro Regenwald
Artikel über FSC bei Bluepingu
Artikel im Waldblog von Gerhard Zirkel
Tropenholz als Entwicklungshilfe? Na, ich weiß nicht. Alleine der Energieaufwand, das Holz hierher zu schaffen ist gigantisch!
Ich habe übrigens vor einiger Zeit von einem neuen Verfahren gehört, das heimische Holzarten ganz ohne Chemie weitaus widerstandsfähiger gegen Witterungseinflüsse macht:
Es ist das sogenannte „Thermoholzverfahren“.
Damit kann man bei zum Beispiel Buchenholz die gleiche Haltbarkeit wie bei Teakholz erreichen (!).
Die Details würden jetzt zu lange dauern zu erklären. Aber es gibt eine sehr gute Website zu dem Thema (Google -> „Thermoholz“).