Einen einfühlsamen Artikel über die vielen Facetten der 13. Unterkrumbacher Werkstatt-Tage zwischen Schreinern, Kochen und Kunst hat Christine Stubenvoll über den Abend mit Fitzgerald Kusz und Klaus Brandl geschrieben:
Blues traf Kusz
Besonderes Konzertereignis in lockerer Atmosphäre
UNTERKRUMBACH – Die 13. Unterkrumbacher Werkstatt-Tage bei den Möbelmachern in, naja, klar, Unterkrumbach. Kultur, Kochen und Holz ist die Devise, und deswegen hat man sich zwischen Schleifpapier, Holzbretter und arabische Vorspeisen die Lokalmatadoren Fitzgerald Kusz und Klaus Brandl eingeladen. Die beiden bringen für diesen ausverkauften Abend Poesie und Blues in die holzverarbeitenden Räume, in denen es nach Sägemehl, gebratenem Fleisch und Frühling am Land riecht. Eine ungewöhnliche, aber durchaus kühn-gelungene und für alle Sinne leckere
Kombination!
So mischen sich die beiden Künstler vor dem Auftritt auch munter unters Volk, schlemmen mit und unterhalten sich lebhaft, bevor es ziemlich ungezwungen los geht mit „Blues & Kusz“. Ein Bierchen darf
nicht fehlen – in der richtigen Temperatur, versteht sich – und dann stürzt man sich prompt in medias res, gibt einerseits hintergründig Fränkisches, andererseits bluesgitarriges Raues zum Besten. Dass sich
das nicht beißt, sondern im Gegenteil wunderbar zusammenpasst, verträgt und trägt, das beweisen die beiden Künstler (zu anderen Auftritten noch in der Verstärkung mit Chris Schmitt und seiner Mundharmonika)
nun schon seit 15 Jahren.
„Krouhä“ oder auf Hochdeutsch „Krähen“ heißt die passende CD zum Geschehen auf der Bühne. Auf 40 Jahre Schriftstellerdasein kann Kusz mittlerweile zurückblicken und tut dies auch. Unmelancholisch, trocken und wahrhaftig, so wie in seinen Texten. Ob mit Slide- Guitar-Unterstützung oder ohne – der Blick auf die Ureigenheiten des Franken an sich und des Menschen im Besonderen bleibt stets klar und nüchtern, manchmal leise ums Eck gedacht, doch immer liebevoll und ja, doch, auch entlarvend. Im „Schimpfsonett“ dürfen „Gnooschbeidl“ und „Grampfbolln“ nicht fehlen, der „Dullnraamer“ wird generös ins Hochdeutsche übersetzt,
Kindergedichte und -erinnerungen werden aufgetischt und die beiden älteren Damen im Mini-Drama „Stehcafé“ dürfen gepflegt aneinander vorbeireden. Und dann gibt’s die Stücke mit Gitarre.
„Walking Blues“ beispielsweise, vor der Pause das Nachsinnen über Fahrpläne oder den Titelsong zur CD „Krouhä“ – fast schon düster und dämonisch, Hitchcock winkt lässig zur Hintertür herein. Brandl ist dabei in seinem Element, streichelt sein Instrument, zupft, schüttelt, schrammelt, schlurft, stampft mit dem Fuß. Jede Schwingung der Texte aufnehmend und interpretierend, jeden Rhythmuswechsel auffangend. Der Blues schmeichelt sich um die Kuszschen Zeilen, unterstützt („London Bongo“) oder greift sogar lautmalerisch ins Geschehen ein („Greizung“ – womit die fränkische Straßenkreuzung gemeint ist).
Und so entlassen Kusz und Brandl nach gut zwei Stunden ihr Publikum in die kühle Nacht, mit „Krouhä“, „Muggn“ und der „Pengertz“, viel Applaus und dem lapidaren Nachsatz „Iech geh etz ham…“, schon schade… CHRISTINE STUBENVOLL
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