von Alice Niklaus
Neuerdings habe ich ein Auge auf Bäume geworfen. Das Wurfgeschoss ist glücklicherweise nur eingebildet. Nicht auszudenken, was ein weggeworfenes Auge hinterlassen würde. Nun also, zwei kurze Wanderungen in meiner Heimat haben mich zu Wirtsbäumen und ihren Halbschmarotzern (welch schreckliches Wort!) namens Misteln gebracht. Und wo nur könnten denn diese Pappeln am stillen Wasser stehen? Am Rhein, am Rhein! Zugänglich durch eine Tür bei der Raststätte St. Margrethen/SG an der A1 Richtung St. Gallen. Der Übergang von der lärmigen Autobahn in die absolute Ruhe der geschützten Rheinaue könnte nicht grösser sein!
Einige Tage später auf 700 m ü.M. oberhalb der Linth-Ebene und des Zürichsees, aber immer noch im Kanton St. Gallen, bleibt mein Blick an einem Nadelbaum hängen, der wohl kaum mit dem Prädikat "von Schmarotzern befallen" belastet werden kann. Da hat sich ein einzelner Mistelsamen unüblicherweise im unteren Teil des Wirtsbaums niedergelassen und gedeiht ganz prächtig. Etwas später steige ich zu einem alten Zwetschgenbaum ab, dem anzusehen ist, dass er dem Druck des Parasiten Mistel nicht mehr lange Stand hält. Er wird aber noch gepflegt und ist so in der Lage, durch seine Mitbewohnerin immer noch das Winterfutter in Form von Mistelsamen für viele Vogelarten bereit zu halten.
Die Mispel hat aber noch andere Fähigkeiten. Sie ist eine Zauberpflanze, Miraculix brauchte sie für seinen kräftestärkenden Zaubertrank (Asterix + Obelix) zum Schaden der Römer, die Druiden schnitten die heilige Pflanze nur mit einer goldenen Sichel, Versöhnungen wurden unterm Mistelzweig gefeiert, sie ist eine anthroposophische Heilpflanze und zur Zeit das meistgekaufte Objekt in den Blumenläden.
Dieser Eintrag erscheint in der neuen Kategorie BAUMWELTEN.
Klick in die Fotos!
0 Kommentare