von Alice Niklaus
Ich komme von Sendelbach und suche die Kirchlohe, da wo sie in Rainer Wölfels Map gepunktet ist. Es ist wie so oft, auf der Karte sieht es einfach aus, in der Natur rätselhaft. Aber das macht ja die Sache so spannend! Nun, als erstes fällt mir die schöne Linde gleich vor den ersten Häusern von Gersberg auf. Dass mir wie schon beim nahen Fennatanger ein Radfahrer ins Bild spurtet – diesmal in einem gelben Tricot – ist purer Zufall und produziert kurze Glücksmomente. Zudem macht der Grössenvergleich nachdenklich. Wie klein doch der Mensch ist neben diesem Baummonument!
Ich gehe auf dem mit Gelbpunkt gekennzeichneten Weg Richtung Nordwesten entlang einer Wiese, die ganz nach einem Anger aussieht. Die Bäume stehen so, dass jeder genug Platz hat, sich zu entfalten, aber knorrig von des Alters Lasten sind sie nicht. Irgendwie passt das alles nicht zum Namen "Kirchlohe". Ich bin unzufrieden mit mir, weil ich die Map nicht besser analysiert habe und kehre heim.
Es vergehen gut zwei Wochen, ehe ich wieder nach Gersberg zurückkomme. Der Lindenbaum hat inzwischen Blütenstände angesetzt. Vom Weg zur Bank bei der Linde wurde die Wiese gemäht, eine Einladung zum ausruhen. Und für mich ein Zeichen, dass hier Menschen leben, die sich Gedanken über die Bedürfnisse der Mitmenschen und den Schutz der Wiese machen. Zu meiner Zufriedenheit gehört, dass nun ein Bauer mit seinem Arbeitsgerät vorbeifährt, um in der Nähe Äste abzuladen. Ich erkläre ihm, warum ich hier bin, und frage ihn nach der Lage der Kirchlohe. Eine ausführliche Antwort über die Entwicklung der Hutanger und deren Besitzer (Gemeinde Leinburg und der Staat) ermöglicht es mir, nun frohen Schrittes die Erkundung anzugehen.
Der Weg führt leicht bergab, teilt sich in links und rechts, ich wähle rechts nach des Bauern Empfehlung, komme zur angekündigten Brücke und damit zum Hinterlohgraben. Die Landschaft gefällt mir, weiterwandern wäre eine Versuchung. Aber es sieht nach Regen aus. Ich gehe über die Brücke zurück und links in den Wald.
Und nun ist die Welt wieder in Ordnung. Durch einen Torbogen aus zum Himmel strebenden Bäumen gelange ich in den Kirchloheanger. Auf weichem Teppich bewege ich mich durch den Wald, passe mich der Stille an, die Uhrzeit ist nicht mehr wichtig. Grün in allen Schattierungen umgibt mich. Ich höre Regentropfen, die nur hie und da bis zum Boden fallen. Das Blätterdach ist dicht. Verblichene Gelbpunkte geben die Richtung an. Ein Weg ist kaum mehr erkennbar. Bald bin ich an der Strasse angelangt, verlasse den Schutz des Blätterdachs und rette mich zum Schluss doch noch leicht angenässt unter die schützende Linde. Das Hutanger-Wunderland schliesst wieder einmal seine Tore.
Hallo Frau Niklaus,
Der Hutanger Kirchlohe hat uns so gut gefallen, dass wir hier im Jahr 2005 geheiratet haben. Wir entschieden uns für eine freie Trauzeremonie in diesem Anger weil die Kraft und Magie der alten Eichen spürbar waren, weil der Name zum kathedralen Gefühl des hohen Blätterdach passte und weil´s nicht weit weg von unserem Zuhause in Rüblanden war. Ich habe mich sehr gefreut über Ihren Beitrag. Liebe Grüße aus Unterkrumbach
Hallo Alice,
ich bin der Mensch der sich „Gedanken über die Bedürfnisse der Mitmenschen und den Schutz der Wiese macht“.
Es freund mich, wenn Leistungen in der Freizeit erkannt werden und Anerkennung finden!
Leider werden solche „Arbeiten“ und andere Ideen von unserer Gemeinde nicht gefördert (z.B.Wanderparkplatz, Wandertafel,..).
Schöne Grüße aus Gersberg
Herbert
Hallo Alice
Habe diesen Bericht über die Linde gelesen.
Diese Linde ist im Jahre 1871 gepflanzt worden.
Und viele wissen es nicht .
Ich weiß es von den alten Gersbergern.
Sie nennt sich auch Friedenslinde vom Deutsch -Französischen Krieg 1871
Mit freundlichen Gruß
Werner
Grüss dich, Werner! Danke für die Info, also 141 Jahre alt ist der Lindenbaum. Schön!
Grüsse aus Hersbruck!