von Nina Schoproni
In der Pegnitz Zeitung ist, unter der Rubrik Schöner Wohnen, ein Bericht von herwig Danzer über die IMM, die Internationale Möbelmesse in Köln, erschienen. Der Originaltext war leider zu lang und wurde von der Redaktion des Fahner Verlags einvernehmlich ein wenig gekürzt – aber Zitat herwig: "wie gut, wenn man ein weblog hat". (Immerhin war das das deutlich besser als bei der Hersbrucker Zeitung, die mal wieder weder den Autor erwähnt, noch beim Bild anständig die Quelle belegt hat).
Den vollständigen Text können Sie hier lesen:
Die Euphorie für dunkle
Nussbaumhölzer ist noch in vollem Gange, da zeigt der industrielle Hersteller
von Massivholzmöbeln, die Firma Göhring, auf der Möbelmesse in Köln ihre Möbel
aus dunklem "Buchen-Thermoholz." Göhring war vor dem Einstieg in die
Möbelfertigung ein Hersteller für Polstermöbelgestelle, die traditionell aus
Buche gefertigt werden. Diese Buche wird in einem wirklich großem Backofen bei
160 Grad in wenigen Tagen zu Thermobuche verwandelt, die dadurch "durch und
durch" einen Nussbaum-Mahagoni-Farbton annimmt. "Der Zucker im Holz
karamellisiert" ist die vereinfachte Erklärung für die chemischen Vorgänge, die
das Holz nebenbei auch pilzresistent machen, was für Esstische selbst bei
häufigem Pilzgenuss nicht besonders gefährlich ist, im Außenbereich aber – durch
diese für heimisches Holz eher ungewöhnlichen Eigenschaften – Tropenholz
ersetzen kann. Der fränkische Nussbaum ist vielen Möbelkunden nicht dunkel
genug, er ist zu selten und zu kurz, die amerikanische Schwarznuss ist bewusst
einkaufenden Menschen nicht regional genug und so kommt der "Global Player"
Göhring lustigerweise auf die gleiche Lösung wie die Möbelmacher aus
Unterkrumbach, nur haben letztere neben dem großen Backofen viel kleinere Stapel
ihrer fränkischen Buche liegen. Thermoholz löscht den Durst nach dunklen Hölzern
aus heimischen Wäldern ohne Raubbau an heimischen Nussbäumen zu treiben, oder
ökologisch unsinnige Transportwege in Kauf zu nehmen.
Erstmals in der
Einrichtungsgeschichte hat die Möbelmesse Köln aus Massivholzmöbeln einen Kult
gemacht. Wer durch die ebenso neue, wie anspruchslose Eingangshalle Nord die
Messe durchschreitet, findet schon nach wenigen Metern Massivholzmöbel von
Herstellern, die noch im letzten Jahr erklärt haben, dass man für "richtige"
Möbel Plattenmaterialien braucht, weil sich "echtes Holz" aus Bäumen nur
verziehen würde. Was früher einen "Biotouch" hatte, ist heute geradlinig,
schlicht und elegant.
Alles nur für
"LOHAS"
Denn alle haben die Studie
über "Lifestyle of Health and Sustainibility" gelesen. Die Abkürzung-
"Lohas" beschreibt diejenigen
Konsumenten, die bei ihrem Einkauf neben der Qualität auch ökologische und
soziale Werte berücksichtigen. Innerhalb weniger Jahre hat das einen Trend
ausgelöst, an dem selbst die härtesten Spanplattenvertreter teilhaben wollen.
Sie beginnen ernsthaft zu überlegen, ob man die schönsten angelieferten Stämme
nicht lieber doch zu Brettern sägen sollte, statt sie zerspant und chemisch
verunstaltet mit Resopal zu beziehen. Man könnte gleichzeitig aber auch mal
recherchieren, wo man weltweit die billigsten Möbel aus nahezu echtem Holz
einkaufen könnte.
Genau hier
zeigt sich der Vorteil einer Möbelmesse im Vergleich zur Katalog- oder
Internetrecherche: Das Verhältnis von Qualität und Preis lässt sich nicht anhand
von retouchierten Fotos beurteilen, sondern nur am fertigen Produkt. Deswegen
sind rein statistisch die Möbelvertriebswege über Internet genauso
problembeladen, wie die von Großflächenanbietern: Reklamationen, Konkurse und
Lieferschwierigkeiten trüben ganz massiv die Freude über einen Möbelpreis, für
den man selbst nichtmal einen halben Tag arbeiten würde.
Lebensqualität durch
vernünftige Küchen und Möbel
Pulverbeschichtete
Glasfronten ersetzen bei verantwortungsvoll produzierenden Firmen wie zum
Beispiel Team 7, Scholtissek oder auch – im Nürnberger Land – den Möbelmachern
die extrem empfindlichen Hochglanzlackfronten auf billigen Spanplatten.
Langlebigkeit, Ökologie und kontrollierbare Produktionsbedingungen werden für
viele Möbelkäufer immer wichtiger. Persönliche Überprüfbarkeit bei heimischen
Einrichtern in der Region treten hier in Konkurrenz zu bunt gestalteten
Prospekten der großen Hersteller von Massivholzmöbeln. Glaubwürdige Konzepte
werden zum Beispiel im Buch von Fred Grimm "Shopping hilft die Welt verbessern,"
in aktuellen Zeitschriften wie der Healthy
Living unter dem Titel " Alles was fair ist" und vor allem in den Lohas Weblogs
im Internet vorgestellt – so heißen die fast täglich aktualisierten "Tagebücher"
engagierter Autoren. Für das Wohnklima der bewusst einkaufenden Kunden wäre es
sehr hilfreich, wenn sich der von der Kölner Messe definierte Trend zum
offenporig behandelten Massivholz bis in die Wohn- und Schlafzimmer fortsetzen
würde. Wenn ökologische und soziale Werte der Herstellerfirmen Einfluss auf die
Kaufentscheidung bekommen, kann das die Lebensqualität einer ganzen Region
erhöhen. Denn normalerweise beschränken sich diese Kriterien dann nicht auf die
Möbel, sondern betreffen fast alle Einkäufe, von den Lebensmitteln bis zu
den Handys. Auch wenn man auf die
Bezeichnung "Lohas" gut verzichten könnte, denn "gesunder Menschenverstand"
führt zu den gleichen Kaufentscheidungen, so könnte der wachsende Teil diese
Bevölkerungsgruppe einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben. Gut,
wenn die Möbelmesse Köln sich dieses Themas annimmt.
Beispiele für Nachhaltigkeitsblogs:
In der Hersbrucker Zeitung vom 25.1.08 erschien unter dem Titel „Nussbaum oder Buchen-Thermoholz“ auf einer der Seiten „Schöner Wohnen“ der gleiche Artikel, aber nicht in der vollen Länge. Im Abschnitt „LOHAS“ hört der Bericht vor dem letzten Satz auf. Wenn Du den Ausschnitt haben willst, melde Dich bitte. Gruss Alice.