von Nina Schoproni
Im November 2006 ist im Mitteilungsblatt ein Interview mit herwig Danzer über die EU-Konferenz auf Zypern erschienen. Geführt hat das Interview Ralph Wiedemann persönlich:
Ralph Wiedemann (R.W.) Die Möbelmacher wurden als einer von vier Betrieben Deutschlands zur EU-Konferenz „Geschäftsnutzen von Vielfalt und gleichberechtigter Teilhabe für kleine und mittlere Betriebe“ eingeladen, sogar als Referent. Wie kam es dazu?
herwig Danzer (h.D.): Der Zentralverband des Deutschen Handwerks kannte unsere Philosophie der Gleichberechtigung durch die ausführliche Betriebsprüfung zum Handwerkspreis 2005 und sie kannten unsere Vorträge über Qualitätsmanagement und nachhaltige Betriebsführung. Zum Referat kam es dann aber doch nicht, da dominierten eher Verbandsvertreter, leider sagten die Unternehmer.
R.W.: Sie waren mit dem Ergebnis der Konferenz nicht zufrieden?
h.D.: Naja, für uns selbst haben die Workshops und Vorträge offengestanden nicht viel gebracht, wir beschäftigen uns wie die anderen anwesenden deutschen Betriebsinhaber mit dem Thema Antidiskriminierung, Vielfalt und Chancengleichheit ja eher im Sinne des gesunden Menschenverstandes. Und der sucht (meist) ein harmonisches Zusammenleben zwischen Frauen und Männern, Christen und Moslems, Alten und Jungen oder Hetero- und Homosexuellen. Nicht zuletzt, weil man nur in einem angenehmen Betriesklima Geld für wertvolle Möbel ausgeben wird. Dazu hätten wir keine Gesetze gebaucht. Und trotzdem lehrte uns die Vielfalt von 130 Teilnehmern aus 25 verschiedenen Ländern, dass es unglaublich viele gut begründbare Meinungen zu diesem Thema gibt.
R.W.: Wie, trotzdem was gelernt?
h.D.: Ein Beispiel: Eine junge schwarze Holländerin ist im Plenum so über unfähige, unsoziale und dumme Unternehmer hergezogen, dass man selbst als friedlicher Mensch aus Unterkrumbach aggressiv hätte werden können. Auf der Bustour nach Nicosia, der letzten geteilten Stadt der Welt, saß sie neben mir und wir haben uns so intensiv und lange über ihre Erfahrungen als Verteidiger von diskriminierten Arbeitnehmern unterhalten, dass ich ihr Recht geben musste, bei nächster Gelegenheit werden wir uns sogar gegenseitig besuchen. Auch die Diskussion mit Polen brachte neue Einblicke in die Problematik des deutschen Handwerks. Das Reinschmecken in die Probleme eines harmonischen Europas., zum Beispiel die ganz banalen Barrieren der Simultanübersetzung, sind die Erkenntnisse aus 4 Tagen Zypern, abgesehen davon, dass man viele interessante Menschen kennengelernt hat. Am Ende verteidigten wir die Konferenz sogar gegen das arrogante Gehabe der EU-verweigernden britischen Hotelgastes: Es ist besser, aus dem ersten Versuch einer mäßig erfolgreichen Konferenz zu lernen und an dem wirklich brennenden Thema der Diskriminierung weiterzuarbeiten, als einfach nichts zu tun.
R.W.: Und was werden Sie tun?
h.D.: Zusammen mit Sabine Schönberger (Metallbau) vom familienfreundlichsten Betrieb Deutschlands haben wir noch in derselben Nacht unsere Eindrücke und Verbesserungsvorschläge schriftlich festgehalten und zusammen mit den Einträgen in unserem Nachhaltigkeitsweblog vom 3. und 5. Oktober
06 an die Europäische Kommission übermittelt. Wahrscheinlich werden wir jetzt nie mehr eingeladen oder gerade deshalb, mal sehen.
R.W.: Herr Danzer, vielen Dank für das Gespräch!
Foto: Thomas Geiger
Die ausführlichen Berichte zur EU-Konferenz auf Zypern finden Sie hier:
http://nachhaltigkeit.blogs.com/nachhaltig/2006/10/eukonferenz_auf.html
http://nachhaltigkeit.blogs.com/nachhaltig/2006/10/eukonferenz_zyp.html
Mehr zum Thema Gleichberechtigung und Vielfalt finden Sie auf unserer Homepage unter:
http://www.die-moebelmacher.de/startseite/firma/sustainability/soziales/vielfalt0.html
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