Barbara Stephan hat sich eingelesen. Bei ihrem ersten Anruf wußte sie schon eine Menge über die Möbelmacher, aber Tage später beim eigentlichen Telefoninterview konnte man ihr schon fast nichts mehr Neues erzählen. Schön, dass es solche Journalisten gibt. Hier ihr Artikel:
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Mitarbeiterführung
Für das Team, für den Betrieb
Gute Mitarbeiterführung lässt sich nicht nach einem festen Schema
definieren. Jeder Betrieb hat seine Eigenheiten und so ist es die
Summe der einzelnen Schritte, die zum Erfolg führt.
Bildunterschrift:
Ein gutes Betriebsklima bei eisigen Temperaturen: Geschäftsführer Gunther Münzenberg (2. v. l.), die Gesellschafterinnen Helga Münzenberg (1. v. l.) und Ute Danzer (1. v. l. vordere Reihe) sowie Geschäftsführer Herwig Danzer (2. v. r. hintere Reihe) gingen mit den Möbelmachern und ihren Familien auf Winterausflug.
Foto: Die Möbelmacher
Das ganze Unternehmen mit Kind und Kegel beim Winterausflug, was hat das mit Mitarbeiterführung zu tun? Viel, wenn man die gute Stimmung betrachtet, die seit der gemeinsamen Aktion im Bayerischen Wald bei den „Möbelmachern“ aus Kirchensittenbach herrscht. „Ich habe mich richtig über unser tolles Team gefreut“, schwärmt Herwig Danzer noch Wochen später von dem Wochenende. Danzer ist einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter des fränkischen Betriebs und für Beratung, Verkauf und Marketing zuständig.
Sein Kompagnon Gunther Münzenberg kümmert sich als Schreinermeister um Werkstatt, Einkauf und Produktion. Seit 1988 sind die beiden ein Gespann, und von Anfang an hatten sie ein eindeutiges Ziel: Nachhaltigkeit. Damit meinen sie nicht nur die Art ihrer Produkte – „Alles Gute zum Einrichten“ aus regionalem Massivholz – sondern auch das Drumherum: der Umgang miteinander, die Glaubwürdigkeit, die Zufriedenheit der Kunden und die der Gesellschaft. Für dieses Ziel tun die Unternehmer viel, nicht zuletzt bei der Mitarbeiterführung.
Eine flexible Arbeitszeitregelung hält Danzer für ganz normal. „Wir haben eine 4-Tage-Woche, der einzelne Arbeitstag dauert 9,5 Stunden, dafür haben die Mitarbeiter ein dreitägiges Wochenende.“ Der Effekt: Die Maschinen sind besser ausgelastet und die Mitarbeiter können dank der freien Tage ihren Hobbys nachgehen oder auch leichter die Kinderbetreuung organisieren. Mehr Arbeit macht diese flexible Regelung nach Ansicht des Geschäftsführers nicht. „Wir haben ganz normale Stundenzettel, die muss man ohnehin zusammenrechnen“, wiegelt er ab. Auch Teilzeitarbeit ist bei den Möbelmachern möglich, außerdem kommen die Chefs ihren Mitarbeitern bei der Terminwahl des Urlaubs möglichst weit entgegen: „Wenn zum Beispiel ein Mitarbeiter ein Haus baut und sich für einen bestimmten Zeitraum frei nimmt, das Haus dann aber noch nicht so weit ist – dann darf er natürlich seinen Urlaub dahin verschieben, wo er ihn braucht“, nennt Danzer ein aktuelles Beispiel.
Auch bei der eigentlichen Arbeit dürfen die Mitarbeiter sehr viel selbst bestimmen. Pro Auftrag schließt sich ein Team unter einem Gruppenleiter zusammen und wickelt dann alles eigenverantwortlich ab, von der Zeiteinteilung bis zur Rechnungsstellung. Neben dem eigenverantwortlichen Arbeiten wird Kommunikation im Betrieb großgeschrieben. Mittags essen alle gemeinsam, hier erfahren die Chefs, wo der Schuh drückt. Was alles wirklich im Betrieb steckt, haben die 17 Mitarbeiter außerdem durch ein Qualitätsmanagement erfahren. Die EFQM-Selbstbewertung (European Foundation for Quality Management), die der Betrieb unter dem besonderen Aspekt der Nachhaltigkeit 2004 durchgeführt hat, hat zu einem noch engeren Austausch untereinander und zu einer deutlich besseren Stimmung geführt. Die Effekte solcher Anstrengungen lassen sich nicht in Zahlen messen. Doch viele Indizien sprechen dafür, dass sich der Einsatz in der Mitarbeiterführung lohnt: Wo viele Betriebe kaum qualifiziertes Personal bekommen, haben die Möbelmacher meist die Qual der Wahl unter den vielen guten Bewerbungen. Die 35 fertig ausgebildeten Lehrlinge des Betriebs haben insgesamt 35 Preise gewonnen, beispielsweise in der „Guten Form“. Und nur zufriedene und gut geschulte Mitarbeiter produzieren die Qualität, die den Kunden die Bereitschaft entlockt, auch einen angemessenen Preis zu bezahlen. So dient das Bemühen, den Mitarbeitern möglichst weit entgegenzukommen, letztendlich vor allem dem Wohl des Betriebs.
Barbara Stephan in der Deutschen Handwerkszeitung 3.Februar 2006
Hallo Herr Danzer, Hallo Möbelmacher,
ihr Lob hat mich sehr gefreut. Es ist immer wieder schwierig, auf vergleichsweise wenig Raum über einen Betrieb zu berichten, der sehr viele interessante Aspekte zu bieten hat. Um so mehr freut mich, wenn Sie sich in dem Artikel wiederfinden konnten.
Viele Grüße
Barbara Stephan