Natürlich klingt Ressourcenmanagement deutlich cooler, BWL-Studenten hätten ihre Freude dran und selbst Banker kann man damit begeistern, obwohl immernochnicht alle durchschaut haben, warum wir unser Holz selbst im Wald kaufen, bei uns sägen, lagern und trocknen und damit jede Menge Kapital binden. Anstatt es, wie die meisten Kollegen, einfach beim Händler zu ordern, wenn wir einen Auftrag haben. Die Philosophie der regionalen Wirtschaftskreisläufe, der Qualitätssicherung an der ersten Stelle der Wertschöpfungskette (die wir für die genannten lieber "Supply Chain" nennen würden) und die Freude an einem durch und durch schlüssigen und regionalem Produkt ist Zahlenakrobaten nur schwer zu vermitteln. Trotzdem versuchen wir es immer wieder indem wir auf die "Soft Facts" des Harten Holzes aus Hersbruck verweisen.
Holzernte
Es war wieder soweit: die Bäume, die den jüngeren das Licht wegnehmen und selbst nicht mehr viel Holz-Zuwachs zu erwarten haben wurden, idealerweise nach dem ersten Frost, geerntet. Übrigens kein wesentlich anderer Vorgang, wie bei der Getreideernte, nur eben selektiv, d.h. nur die Bäume im richtigen Alter werden markiert und einzeln aus dem Wald transportiert (diese Argumentation hat FBG-Geschäftsführer Michael Müller im Fernsehen sooo toll rübergbracht, dass wir das gleich übernehmen mussten). Wenn das unsere vorbildliche Forstbetriebsgemeinschaft macht, werden die wertvollsten Laubhölzer häufig mit einem MM für Möbelmacher beschriftet, weil sie die Holztransporteure dann gleich zum Sägewerk der Hopfengartenmühle (bis 60 cm Durchmesser) oder direkt auf unser Gelände fahren, wenn dicker als 60 cm oder wertvollere Holzarten, deren Wert und Einschneidestärke man am besten vor Ort beim Schneiden auf der mobilen Säge beurteilt.
Es gibt aber auch die Versteigerungen (Submissionen), bei denen die Waldbauern ihre wertvollsten Hölzer zum Beispiel zum Kloster Banz transportieren, wo sie katalogisiert und numeriert werden. Mein Kompagnon Gunther Münzenberg geht dann mit einer Liste rum und schreibt bei den meisten Bäumen die Summen dazu, die wir dafür freiwillig zahlen würden. Leider machen das auch viele andere und wer die größte Summe hinschreibt zahlt zwar auch am meisten, aber er bekommt dafür dann auch den Baum. So werden manche edle Bäume (vor allem von den Furnierhändlern, die ja eine große Wertschöpfung aus edlen Hölzern haben) furchtbar teuer verkauft, was dann in der Zeitung steht und viele denken, dass für alle Bäume so viel bezahlt wird. Andere Stämme will wiederum kein Sch(w)(r)ein(er) und die bleiben übrig, aber das interessiert die Zeitung nicht. Egal, ob das Prinzip wirklich genial ist, oder nicht, es ist toll, dass dieser enorme Arbeitsaufwand zur Organisation des Verkaufs geleistet wird.
Holzverbrauch
In diesem Jahr hat Gunther rund 40 m³ auf der Submission bekommen und rund 50 m³ bei der Forstbetriebsgemeinschaft Nürnberger Land. Im Durchschnitt haben wir einen Holzverbrauch von ca. 150 m³ im Jahr, verteilt auf alle Holzarten (ca. 70% Buche) und alle Stärken. Auf dem Foto markiert Gunther die Stämme, die wir ersteigert haben mit MM, dass Werner Schmidt mit seinem wunderschönen Holzlaster nur noch vorbeifahren und aufladen braucht. "MM" sind also die Stämme mit dem gewissen Extra (auch wenn wir sie zwar genießen, aber nicht trinken können, wie beim gleichnamigen Schaumwein).
Nach einigen Jahren werden aus den Brettern wunderschöne Möbel gefertigt. Sind regionale Wirtschaftskreisläufe in einem Möbel spürbar? Kann man die Beisterung der Mitarbeiter für so wertvolle Stämme auch im fertigen Tisch spüren? Bedeutet Qualität nicht nur Belastbarkeit, Gewicht, Materialstärke oder optische Gestaltung, sondern auch Herkunft, Sorgfalt und Engagement? Wie stark werden die Kriterien der Nachhaltigkeit einen Kauf beeinflussen? Darüber hat der, der den Baum vor 150 Jahren gepflanzt hat nicht nachgedacht und auch wir werden ihn solange liegen lassen, bis er als Küche, Wohnzimmer oder Kneipe verkauft ist. Ob bis dahin der Nachhaltigkeitsnachweis das wichtigste Kaufkriterium ist, oder Ikea und andere global Player den Begriff entweder allgemeinverständlich oder einfach überflüssig gemacht hat wissen wir nicht. Aber wir wissen, dass wir auch weiterhin nur so arbeiten werden. Einfach, weil es Sinn und Freude macht.
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