von | Jan 12, 2006

Nachhaltig erfolgreich vom August 2003

Jahrbuch, Presse - über und von uns, Pro Natura

Ich hab da gerade einen echt guten Artikel von Hans Wolf ausgegraben. Der Artikel wurde in der Augustausgabe 2003 in der Fachzeitschrift dds (Der deutsche Schreiner) veröffentlicht.

Seit 1988 fertigen "Die Möbelmacher" im fränkischen Unterkrumbach Massivholzmöbel. Längst hat ihr Name in der Region Markencharakter. Eines ihrer Lieblingsobjekte ist ein Musterhaus, von heimischen Handwerkern ausschließlich aus heimischem Holz gefertigt.

Dds_moebelmacher8_3_3Es begann vor 15 Jahren beim Drachenfliegen. Herwig Danzer und Gunther Münzenberg waren sich
gleich sympathisch. Danzer studierte gerade Germanistik und Politik (und schreinerte nebenbei im Keller des Vaters), Schreinermeister Münzenberg unterrichtete angehende Kollegen. Bald gründete
das Duo "Die Möbelmacher GmbH". Danzer quittierte das Studium – und absolvierte erst mal eine Schreinerlehre bei Geschäftspartner Münzenberg. (Seinen Lehrvertrag hat er gleich zweimal unterschrieben: als Stift und Arbeitgeber.)

Aus der Zwei-Mann-Schreinerei ist ein Einrichtungsbetrieb mit 20 Mitarbeitern und einem Umsatz von gut einer Million Euro geworden. Im Mittelpunkt steht die Herstellung von Küchen und Möbeln aus Massivholz aus der Region, darüber hinaus die komplette Einrichtung vom Fußboden bis zu Schlaf- und Polstermöbeln, samt den Zusatzgeräten für die Küche und die Beleuchtung. Was nicht aus der eigenen Werkstatt stammt, wird von sorgfältig ausgewählten Partnern bezogen, die wie die Mbelmacher selbst dem Grundsatz der Nachhaltigkeit verpflichtet sind (Bettsysteme: Pro Natura;
Polstermöbel: Jori; Bürostühle: Labofa; Beleuchtung: Domus und Luxo; Küche: Imperial, Systemceram, Rösle).

Fast nur noch heimisches Holz

Aus beengten Verhältnissen zog die Tischlerei 1997 von Hersbruck ins nahe Unterkrumbach in eine neue, nach baubiologischen Grundsätzen errichtete Werkstatt. Seither verarbeiten die Möbelmacher fast nur noch heimisches Holz und stellen ihr gesamtes Leimholz für die Fertigung der massiven Korpusse selbst her. Das erforderte zwar beträchtliche Investitionen und verursacht Kosten für Lagerhaltung, Trocknung etc, doch die Möbelmacher ficht das nicht an. "Wenn wir einmal
Leimholz dazu kaufen, schimpfen unsere Mitarbeiter über die Qualität. Da merken wir dann, dass sich unser Aufwand lohnt", sagt Danzer.

Keinen Grund zu schimpfen haben ganz offensichtlich die Kunden: Oft folgt auf die Einrichtung einer Küche der Auftrag für ein Schlafzimmer. In manchen Monaten gehen weit über 50 Prozent der Aufträge auf Kundenempfehlungen zurück. Das ist nicht selbstverständlich, wo sich die Möbelmacher doch konsequent zum Prinzip der Nachhaltigkeit bekennen. So verwenden sie garantiert zu mindestens 95, meist sogar zu 100 Prozent Holz aus der Region. Fast immer gelingt es Danzer, potenzielle Kunden davon zu überzeugen, dass dies die Möglichkeiten des Schreiners keineswegs einschränkt.

Außerdem werden alle Holzoberflächen in einem aufwändigen Verfahren mit Naturharzöl veredelt, "was über Jahrzehnte die Schönheit und Pflegeleichtigkeit garantiert" (Danzer).Dds_moebelmacher8_2_3

Alles Gute zum Einrichten

Perfekte Kundenpflege betreiben die Möbelmacher mit ihrem Info-Kalender, der eigentlich ein Jahrbuch ist. In 2003 bereits zum siebten Mal erschienen, wird er jährlich an 4500 Kunden und Interessenten verschickt. Sein programmatischer Titel ist zugleich das Motto des Unternehmens: "Alles Gute zum Einrichten". Neben vielen Tipps und Informationen aus der Tischlerei enthält er auch Anzeigen von anderen regionalen Wirtschaftsbetrieben. Die Produktion erfordert viel Aufwand, doch der lohnt sich: Der Kalender ist als Werbemittel begehrt.

Etwas Besonderes haben sich die Möbelmacher auch bei ihrem Arbeitszeitmodell einfallen lassen. Drei Gruppen zu fünf Mitarbeitern mit einem verantwortlichen Gruppenleiter arbeiten an nur vier Tagen in der Woche, sodass bei einer Sechs-Tage-Woche täglich zwei Gruppen im Einsatz sind. So wird die Auslastung der Werkstatt optimiert und die Freizeitregelung für die Mitarbeiter attraktiver. Zu den Prinzipien der Möbelmacher gehört ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Frauen und Männern bei der Personaleinstellung und der Verteilung der Verantwortungsbereiche. Auch bei den Lehrlingen sind im Schnitt 45 Prozent Frauen. Auszubildende der Schreinerei heimsen regelmäßig Preise bei Wettbewerben ein. An Auszeichnungen ist man bei den Möbelmachern schon gewöhnt. So kürte Pro Natura das Ehepaar Danzer zu "Händlern des Jahrzehnts". Und im letzten Frühjahr wurde das Unternehmen mit dem erstmals verliehenen Nachhaltigkeitspreis der Stadt Nürnberg geehrt.

A propos: An der Verbesserung des EFQM-(European Foundation for Quality Management)-Modells zum "S-EFQM nach dem Nürnberger Nachhaltigkeitsansatz" war Herwig Danzer entscheidend
beteiligt. Als weltweit erster Betrieb führten die Möbelmacher ihre Selbstbewertung mit dem S-EFQM nach dem Nürnberger Ansatz durch. Dieses anspruchsvolle ganzheitliche Qualitätsmanagement
wird 2004 Standard in Europa.

"Kooperation" heißt eine weitere Leitlinie der Möbelmacher aus Unterkrumbach. Ein Musterbeispiel ist die Zusammenarbeit der Schreinerei mit dem Forstamt
Hersbruck, dem Bund Naturschutz und der Waldbauernvereinigung. Aus ihr entwickelte sich der "Initiativkreis Holz aus der Frankenalb". Ziel ist die regionale Vermarktung von heimischem Holz als
Brennstoff, Bau- und Möbelholz.

Dds_moebelmacher8_1_1Das Musterhaus – die Probe aufs Exempel

Zur Umsetzung seiner Ideen beschloss der Initiativkreis den Bau eines "regionalen Musterhauses" in Unterkrumbach, direkt neben der Möbelmacher-Werkstatt. Bauherren und inzwischen auch Bewohner
sind die Danzers. Herwig rührt für den Initiativkreis als Pressesprecher die Trommel. Fünf Jahre lang stellt das Ehepaar sein neues Heim als Musterhaus zur Verfügung; Interessenten können es nach Voranmeldung besichtigen. "Das Musterhaus ist kein Fertighaus von der Stange, sondern ein Beispiel für die gezielte Nutzung und Verarbeitung heimischen Holzes durch heimische Handwerker", stellt Herwig Danzer klar. Das schmucke Gebäude (Kostenpunkt: rund 200 000 Euro) wurde aus Kiefern- und Lärchenholz gebaut, das im Nürnberger Land gewachsen ist. Auf zwei Etagen
bietet das kellerlose Gebäude 170 m² Wohnraum. Beheizt wird es mit Fernwärme aus der Holzheizung der benachbarten Schreinerei.

Über tausend Familien durften bereits einen Blick ins Innere werfen. Auch hier geht es konsequent ökologisch zu. Im größten Raum (Küche plus Essplatz plus Wohnzimmer) überzeugt eine funktionale Massivholzküche der Möbelmacher mit Kochzentrum. Der massive Buchen-Esstisch
mit den Traummaßen 270 x 110 cm lädt dazu ein, sich auszubreiten. Meist endet der Besuch im ersten Stock vor einer Holzbadewanne. Auf die fällige Frage hat Herwig Danzer eine beruhigende Antwort: Ja, die Wanne hält dicht!

hier gehts zum Artikel im pdf-Format

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Video-Newsletter abonnieren

Kennen Sie schon unseren kostenlosen Newsletter mit 'Vorlesevideo'?
1x im Monat kostenlos.
Jetzt keine Aktion mehr verpassen, wir informieren Sie über alle wichtigen Veranstaltungen und Neuigkeiten.

Sie können den Newsletter jederzeit wieder abbestellen, denn in jedem ist ein Link zum Abmelden vorhanden.

Facebook Feed: