Eine besondere Führung: 5 Blinde Jugendliche machen unsere übliche Möbelmacher – Werkstatt – Tour. Sämtliche Formulierungen aus der Welt der Sehenden sind falsch: "Ich zeige euch, da könnt Ihr sehen, schaut mal da rüber" und so weiter bleiben meist stecken und müssen folgenden Worten weichen. "Ich führe Deine Hand über die Rinde, kannst Du Dir vorstellen, welche Baumart so eine glatte, weiche Rinde hat?" "Die Buche?" Volltreffer, denn sie kamen gerade vom Ferienlager in Hohenstadt. Man gräbt im Gedächtnis nach den Worten der Ausbilder im Zivildienst und in den Erfahrungen in den Heimen um Lauf herum. Wenn die erste Scheu auf beiden Seiten überwunden war, dann war es eigentlich immer lustig. Und so auch hier. Nach den ersten 10 Minuten war das eine der angenehmsten Führungen durch die Welt der Massivholzmöbel, denn die Jugendlichen waren offen für alles und selber "sah" man das eigene Gelände auch mal mit den Fingern. Das "Begreifen" unserer geölten Oberflächen auf dem massiven Holz war für die Blinden eine noch größere Freunde als für Normalos und das Sitzen in den Polstermöbeln von Jori wurde mit ganz anderen Worten beschrieben: "Das ist aber ein geiles Leder aber das da drüben ist ja furchtbar." Der Unterschied zwischen offenporig und überlackiertem Leder aus der "Spür" der Blinden. Ich glaube, wir haben viel gelernt und vielleicht konnten die Jugendlichen auch ein paar neue Erfahrungen mit nach Hause nehmen. Interessant war es für beide Parteien.
Die vergleichbare Führung im Internet heißt bei den Möbelmachern übrigens "Vom Baum zu Tisch"
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