von | Jan 14, 2007

Wenn zwei schwule Schreiner aus Köln die Möbelmacher gegründet hätten? Interviews über Slow City und CSR für BR und die Taz

BETRIEBS(ver)FÜHRUNGEN, Bücher, Cittaslow und Slowfood, Presse - über und von uns

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Zwei Interviews in  Folge werfen ganz neue Fragen auf. Nikolaus Nützel vom Bayerischen Rundfunk besuchte uns für einen Beitrag in Bayern Zwei über unternehmerische soziale Verantwortung (Corporate Social Responsibility, CSR) am Beispiel Faber Castell, Hess-Natur und Möbelmacher. Durch Internet und unsere Jahrbücher gut vorbereitet machen wir die "normale" Führungsrunde immer mit dem Mikrofon am alten aber krisensicheren Sony Kasettenrecorder (Br_taz_nikolaussideboardAuf dem Bild mit dem Sideboard nimmr er übrigens gerade das fast lautlose Schließen der Schublade auf, aber aussehen tut es, wie wenn er das Möbel was gefragt hätte und auf Antwort wartet – draufklicken vergrößert). Nikolausgunther1000
Nach den Aufnahmen mit den Mitarbeitern und meinem Kompagnon Gunther beim Kaffeetrinken im Freien(!) diskutieren wir noch die klassischen Nachhaltigkeitsthemen (keine Angst, heute bleiben die Blogleser mal davon verschont), da kommt schon unsere Slow City Tourist Info Chefin Petra Hofmann mit der Taz-Redakteurin Edith Kresta, die sich aufgrund des Zeitartikels von Christan Schüle für die Slow City Hersbruck interessiert. Bei frischen Kartoffelchips vom Tepan Yaki und Fraenzi, dem Frankensecco vom fürstlich Castell-schen Domänenamt (hier nochmal der Dank an Erich Weichlein, dessen köstliche Gewürzmischung für die Consumenta-Entenbrüste die Chips veredelt, solange ich nicht zuviel davon erwische) kommen Fragen auf, über die ich selbst im Leben noch nicht nachgedacht habe.

"Wären die Möbelmacher auch was sie sind, wenn sie von zwei schwulen Schreinern aus Köln gegründet worden wären?"
"Graf von Faber Castell zählt zu den hundert reichsten Menschen Deutschlands. Macht Nachhaltigkeit reich?"

Die Frage nach Reichtum lässt sich ja noch umschiffen: Reich an Erfahrung, reich an Lebensqualität durch einen Arbeitsplatz und Wohnort in Unterkrumbach, reich an regionalem Holz, an Freude an der Arbeit und außerdem mussten wir noch niemand entlassen, können unser Gelände und unsere (CNC-)Maschinen abzahlen und zahlen unseren Mitarbeitern und uns etwas höhere Gehälter als die Durchschnittsschreinerei. Mehr Umsatz wäre sicher wünschenswert, aber die Reichtumstabelle ist auch weiterhin vor unseren Namen ziemlich sicher, auch wenn mein Kompagnon Münzenberg heißt – nomen ist nicht immer omen. Aber im Gegensatz zur Familie Faber-Castell haben wir unsere Arbeit erst vor 18 Jahren mit 17 000 Mark Eigenkapital begonnen, wir haben also noch ein paar Hundert Jahre Zeit.

Br_taz_intewrviewkche1000Auf die schwulen Kölner Schreiner kamen wir nur, weil ein von zwei gleichberechtigten Kompagnons geführter Betrieb im 19. Jahr eher selten ist und weil auch die Ehen der Gesellschafter rein statistisch schon überfällig wären. Hat die Akzeptanz in der Hersbrucker Alb damit zu tun, dass herwig am Gymnasium schon Schülersprecher war und die 18-Jährige Tochter sich die Schauergeschichten der Lehrer über ihren Vater anhören muss? Hätten sich die Zugereisten mit hochwertiger Arbeit und regionalem Engagement das gleiche Vertrauen erarbeiten können?

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Keine Ahnung, kann schon sein, äh weiß nicht? Ich halte die Wahrscheinlichkeit für gering, denn die Möbelmacher sind abgesehen von den engagierten Mitarbeitern vor allem ein Ergebnis von zwei Familien. Und das sind eben doppelt so viele Menschen, mit den beiden Töchtern sogar drei mal so viele wie das schwule Pärchen. Die Möbelmacher wurden 1988 durch das zwölf bis 15-stündige Freistellen der Männer ermöglicht und durch Familien, die emotionale und Motivationstankstelle gleichzeitig sind. Mal ganz abgesehen davon, dass Ute seit 1997 auch aktiv an der Gestaltung beteiligt ist und viele geschmackliche Dinge wie das regionale Musterhaus und die komplette Ausstellung managed und das beide Frauen als Sportlehrerinnen und Rückenschulleiterinnen die Basis für die Auszeichnung "Ergonomie-Kompetenzzentrum für das Nürnberger Land" bilden. Die korrekte Frage müsste also eher eher heißen: "Hätten zwei schwule Pärchen aus Köln die Möbelmacher machen können. Antwort wie schon einen Absatz weiter oben: "Keine Ahnung."

Leider musste Nikolaus weiter zur fränkischen Verwandschaft, Edith, Erika und ich mussten im Namen von Slow Cirty bei Anita und Hans Peter Eberhard sauere Zipfel (mit viel Zweibeln sauer gargezogene fränkische Bratwürste) essen und Hersbrucker Bier trinken und auch noch einen fränkischen Rotwein namens Domina. Edith hat schon einen Reiseführer (über Djerba) geschrieben und beschäftigt sich ständig mit neuen und nachhaltigen Strategien im sanften Tourismus, (wo wir auch eine Parallele zu den Naturfreunden entdeckten, für die herwig  Danzer  als Kajaklehrwart Sportfreizeiten für Jugendliche mitorganisierte, die erst Jahre später als Vorbild für den neu geprägten Begriff  des "sanfter Tourismus" dienten). 
Nikolaussony600Diese Gemeinsamkeiten sind wohl keine Zufälle, denn idealerweise interessiert sich ein Journalist dann für ein Thema, wenn er dort auch kompetent ist.

So müsste ich jetzt in klassischer Unternehmerjammermanier eigentlich bedauern, dass ich von 14:30 bis rund 22:00 Uhr mit Pressearbeit beschäftigt war, aber das ist Quatsch: ganz davon abgesehen nette Menschen kennengelernt zu haben, was Gutes gegessen und getrunken zu haben, habe ich eine Reihe neuer Denkanstöße erhalten. Für Slow City, für die Möbelmacher und vor allem für schwule Schreinerpärchen.

Übrigens hat auch Nikolaus Nützel einen Reiseführer geschrieben und in kürze kommt ein interessantes germanistisches Jugendbuch raus und eine Erklärung der Gesundheitsreform bei dtv (kann jetzt schon bestellt werden, aber am besten in Ihrer Buchhandlung).

Sendetermin auf Bayern 2:  Dienstag, 6.Februar – mutmaßlich gegen 10.30

Der Slow City-Taz-Artikel erscheint vermutlich am Samstag, den 27.1. im taz Magazin

Zur Nachhaltigkeitsseite der Möbelmacher

6 Kommentare

  1. Thomas Geiger

    Wenn der herwig mit dem Gunther
    macht das schwule Schreiner munter?

    Man muesste jetzt noch fragen, haetten die Moebelmacher auch in Koeln gegruendet werden koennen? – dann waer der Weg zur Moebelnmesse nicht so weit gewesen und das Holz käme dann wohl aus dem Bergischen Land. Aber wuerden dann die Moebelmacher-Toechter nicht lesbisch oder vielleicht sogar Schuelersprecher der Koelner Gymnasien? DaDaDa… Oh liebe Kollegen(innen)

    Dann doch lieber die ZEIT als die TAZ – oder? Wenn auch die Gabi Pauli bei der ZEIT wohl kein fast ganzseitiges Titelfoto bekommen haette mit BILDmaessiger Schlagzeile „Danke, Frau Pauli!“, so wie heute bei der TAZ.

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  2. Nachhaltig

    Slow City Hersbruck und Slow Food Nürnberg in der Taz und im Bayerischen Rundfunk und endlich auf unserer homepage

    Auf unserer alten homepage gab es mal unter die-moebelmacher.de/slow ein Sammelsurium an Bildern Links und Chaos SlowFoodCity, das sich in den letzten 10 Jahren angesammelt hat. Da ich ständig Presseanfragen bekam, denen ich das Dickicht lichten sollte…

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  3. Nachhaltig

    Die Taz schreibt über Slow City und die Möbelmacher und verlinkt falsch

    Leider ist der gedruckte Link und auch der online erreichbare falsch, weil er zu einem Kollegen führt, der die Ö-Domains über eins und eins reservieren ließ, während ich das bei Strato vegeblich versuchte. Zu den richtigen Möbelmachern kommt man leider…

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  4. Petra

    Hi herwig!

    Die Domina hat Dir wohl soch ein bisschen zugesetzt, oder? Wer bitte ist Erika? Ich habe sie jedenfalls nicht gesehen. Übrigens: auch unser Link stimmt nicht so ganz – Hersbruck ist immer noch unter http://www.hersbruck.de erreichbar, auch wenn ich der Frankenalb natürlich die jetzt hoffentlich erfolgten Zugriffe gönne. LG Petra

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  5. herwig Danzer

    Au weh au weh, tschuldigung Petra, aber als ich die obrigen Zeilen schrieb, hat Erika vom Sittenbacher Laden angerufen und da Männer bekanntlich keine zwei Sachen gleichzeitig mahen können, kam ihr Name dann auch in den Text. Und warum solls Euch besser gehen, ein flascher Link kommt selten allein …

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