Per Kurier haben mich am Freitag eine Stunde vor der Reise nach Berlin noch die Folder unserer Nachhaltigkeitskonferenz in Nürnberg am Tag vor der Biofach erreicht, die ich dann auf der Utopiakonferenz am Samstag und am Montag ganz früh auf der Jahrestagung des Rates für Nachhaltige Entwicklung in den fünf Foren auslegen konnte.
Moderiert hat die Gesamtveranstaltung in diesem Jahr Inka Schneider vom NDR, lange nicht so erfrischend und kritisch, wie Tanja Busse im letzten, aber ganz o.k..
Nach der Diskussionsrunde mit vier Ratsmitgliedern (Prof. Ute Klammer, Marlehn Thieme, Prof. Klaus Töpfer und Michael Vassiliadis) verteilten sich die über 500 Gaste im Berliner Congress Centrum auf die 5 Foren
wobei das für Möbelmacher interessante Thema „Wandel durch Konsum: Utopie oder Realität?“ nicht wirklich informativ war,
was wohl an der fehlenden Führung durch die Moderatorin Anja Reschke (ARD – Panorama) lag. Frau Zahndt musste sich argumentativ mit Frau Reschkes Apfelmusfrage rumquälen, Herr Billen und Claudia Langer
versuchten ebenso verzweifelt wie erfolglos aus dem Mund eines Ministeriumsmitglieds (Dr. Christian Grugel, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Ernährung usw.) konkrete Aus- oder Zusagen zu bekommen.
Die Hoffnung, dass es besser würde, wenn Publikumsfragen zugelassen werden, erwies sich als echter Trugschluss, da wurde es nur schlimmer. Außer dem Chef des Öko-Instituts und einer kompetenten Dame aus Wien kamen sogar von Wissenschaftlern nur Statements (statt Fragen), von denen wir die meisten schon vor 20 Jahren nicht mehr hören konnten. Wenigstens konnte ich Claudia die im Rucksack entdeckte, verkratzte DVD geben, auf die ich die Fotos von Freitag grade noch brennen konnte.
Nach dem Mittagessen wurden die drei Leuchttürme vorgestellt, ein Bildungsprojekt, das eine Tanznummer mit Kindern ermöglichte, die Vorstellung der interessanten Spendensammelplattform betterplace.org und zwei echt coole Rapper, die
Geschichtsunterricht in Rap-Songs packten. Diese eroberten die Herzen des Publikums, und halfen dem eingesprungenen Comoderator, dem Generalsekretär des Rates Güther Bachmann, die lange Zeit bis zum Eintreffen der Bundeskanzlerin unterhaltsam zu überbrücken.
Da stellte sich gnadenlos die Frage, ob seine Moderation ob des näheren Bezugs nicht sogar zielführender wäre, als die aufwändige Einarbeitung der Fernsehmädels.
Ratsvorsitzender Volker Hauff begrüßte die Bundeskanzlerin, die am Beispiel des druckfrischen „Fortschrittsberichts 2008 zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“ der Bundesregierung zusicherte, die Nachhaltigkeitsziele nicht der Finanzkrise zu opfern.
War insgesamt ein durchaus interessanter Tag, nicht zuletzt, weil man in den Pausen viele alte Bekannte traf (lustigerweise ein
paar Studenten von Anja Grothe, die erst vier Tage vorher bei uns in Unterkrumbach zu Gast waren) und ich wenigstens bei denen die Werbetrommel für unsere Nachhaltigkeitskonferenz in Nürnberg rühren konnte.
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BeimMultistakeholderforum des Rates für Nachhaltige Entwicklung haben wir die Weltcafe´methode gelernt, die wir zum Weltrestaurant weiterentwickelt haben.
Lieber Herwig,
Ich war ja auch beim RNE. Sehe das ganz ähnlich wie du. Ich fand Angela Merkel als Menschen sehr überzeugend und authentisch, allerdings war ihr Vortrag inhaltlich ziehmlich blutleer. Es war eben eine typische Politikerrede. Wir sollten, könnten, wollten, wenn da nicht all die komplexen Dinge alles so schwierig machen, wir werden uns weiter anstrengen usw., ohne eine konkrete Formulierung dabei zu verwenden, die man in irgend einer Form als Zusage werten konnte.
Ansonsten finde ich, daß es das falsche Format für eine Nachhaltigkeitskonferenz war. Einige hundert Teilnehmer, sind angereist, viele Hochglanzbrochüren wurden verteilt, viel wurde gesagt, was die Teilnehmer meist ohnehin schon lange wußten. Aus meiner Sicht erwarte ich da mehr Kreativität im Format, mehr konkrete Beschlüße, Vorbereitung gemeinsam mit den Teilnehmern im Vorfeld, Workshops in Kleingruppen, die dann Ergebnisse und konkrete Aktionen präsentieren etc.. So war diese Konferenz sicherlich wenig nachhaltig! Natürlich ist das netzwerken und austauschen von Ideen immer spannend und wichtig, dafür bräuchte es aber nicht dieses gewaltige Format.
Alles in allem ist mein Fazit also sehr gemischt. Tolle Menschen, gute Gespräche aber auch viele Chancen, im nächsten Jahr einiges besser zu machen.
Herzliche Grüße
Frank
Danke für Deine Einschätzung Frank. Ich habe mir zumindest vorgenommen, den Warenkorb mal durchzuschauen und das Diskussionsangebot in den Bereichen aufzunehmen, in denen ich halbwegs Ahnung habe. Unsere Nachhaltigkeitskonferenz vor der Biofach beschäftigt sich ja nur mit einem kleinen Ausschnitt der Gesamtaufgabe, nämlich der internationalen Beschaffung nachhaltiger Produkte. Hoffe, dass wir da mehr Inhalt und Ergebnisse präsentieren können, aber leicht wird auch das nicht: http://www.sustainability-conference.de/en/