Wir hatten die Ehre uns mit Tom Viewegh vom Bayerischen Rundfunk am 23.10.2020 zwei Stunden lang über die Möbelmacher unterhalten zu dürfen. Tom kennen wir schon seit den ersten Kochaktionen beim BR im Jahr 2000, die ersten Fotos findet unsere Desktop-Suchmaschine allerdings erst im Jahr 2007. Tom hat sich auf diese Sendung so perfekt vorbereitet, wie ich es nie erwartet hätte. Und wieder breche ich eine Lanze für den öffentlich rechtlichen Rundfunk, weil ich dort so viele engagierte und ins jeweilige Thema verliebte Redakteurinnen und Redakteure kennenlernen durfte. Und ich bin fest davon überzeugt, dass wir unsere Demokratie mit deren Arbeit viel besser sichern, als mit dem Sensationsjournalismus der privaten Sender, mit denen ich schon seltsame Erfahrungen machen durfte. Den einstündigen Podcast kann man hier direkt anhören, oder beim BR hier runterladen.
Wenn man dieses Video nimmt, hat man den gleichen Text, aber mit ein paar Bildern.
Entschuldigung, ich bin abgeschwiffen, aber die Sendung „Habe die Ehre“ ist annscheinend die letzte Bastion der ausführlichen Talkshows über zwei Stunden unter der genauen Definition „Musiksendung mit erhöhtem Wortanteil“ die immer mehr Zuhörer begeistert. Radio ist halt genial, weil man es nebenhör hören kann, beim Chillen am Pool, der Hausarbeit, in der Badewanne, beim Joggen aber einfach bei vollem Bewusstsein, weil Sie oder Er sich für das Thema interessiert.
Der Techniktest ging erstmal schief
Vorab wird von der rund um die Uhr besetzten BZ (Bereitschafts Zentrale) der Zugang zu ARD-muPRO geschickt, die gleiche Technik, mit der auch Christian Drosten Deutschlands Informationslücken schließt. Drei Tage vorher haben wir schon geübt, ob alles funktioniert. Ich wollte das Programm eigentlich zu Testzwecken am Notebook und danach am Smartphone installieren, aber es stellte sich schnell heraus, dass man es nur einmal installieren kann, danach braucht man ein neues Passwort.
Beim Testtermin wollte der BR-Techniker das Gespräch dann gleich abbrechen, weil ich keinen Handyzugang bieten konnte, aber ich fragte beharrlich, ob die Tonqualität durch die LAN-Verbindung zum Notebook nicht besser und sicherer wäre, als alles, was über das Mobilnetz oder W-LAN übertragen wird? Er hat dann bestätigt, dass er schon lange keine so gute Tonqualität hatte, aber mein Problem war mein neues Funk-Headset, das akkubetrieben war. Wird es zwei Stunden durchhalten?
Und dann weiß man nicht, geht es gerade nicht, weil der BR die Nachrichten ausgeblendet, oder geht es nicht, weil irgendwas anderes nicht funktioniert? Ganz schön aufregend, vor allem wenn Tom 11:04 zum Weitermachen ankündigt, aber es kommt nix. Da wird man hektisch, aber der Grund waren einfach die vielen Staus und deren Meldungen darüber. Auf jeden Fall fühlt man sich bei diesen Internetkonferenzen, wie bei den früheren Seancen (in Facebook leider ohne Quelle gefunden):
Sogar die Musik kam aus Hersbruck und Alfeld
Der Talk wird auf dem Sender „Heimat“ gesendet, in diesem wird der Volksmusik gefrönt, allerdings der echten volkstümlichen und nicht der modernen volksdümmlichen. O.k., normalerweise höre ich keine Volksmusik, aber ich habe mich trotzdem gefreut die Hersbrucker Altstadtmusikanten, die Alfelder Musikanten oder die fränkischen Straßenmusikanten zu hören, zur Diskussion über das Holz aus der Region passt das schon perfekt. Wollte Tom dafür loben, aber er erzählte, dass „auf besonderen Wunsch“ sogar die bayerische Musikredaktion in München bereit wäre, fränkische Töne anzuschlagen, aber die werden ohne Nürnberger Einfluss einfach vom Süden zugespielt.
Gesprächsthemen
Am Donnerstag hatte ich mit Tom telefoniert und eine grobe Richtung besprochen, während der Lieder gab er kurz den Plan für die nächsten Minuten Gespräch durch und dann entstand alles ganz spontan. Nur einmal war ein Wurm drin, weil er meine fränkische Herkunft irgendwie nicht auf dem Schirm hatte, almechd, ich kann halt kein richtiges Fränkisch, auch wenn ich in Nürnberg geboren wurde.
Von dieser seinerzeitigen Geburt ging es dann durch mein – und seit meinem Alter von 13 Jahren – um das gemeinsame Leben mit Ute, später erweitert durch die Möbelmacher, den Tag der Regionen und unsere Unterkrumbacher Werkstatt-Tage, die im nächsten Jahr hoffentlich mit dem fränkischen sommer, Denis Scheck und den Erzählerinnen Andrea Gonze und Michl Zirk stattfinden werden. Es ging um Ganzheitlichkeit, das regionale Musterhaus, unsere Praktikantin, Kochen und das Gitarrenfestival. Zum Schluss fragte er nach den Möbelmachern im Jahr 2040, was ich natürlich nicht genau beantworten konnte. Außer, dass ich hoffe, dass wir immernoch wunderbare Möbel in Einzelanfertigung für angenehme Kunden herstellen, dass wir dann 50 Jahre alte Küchen nachölen werden, aber dass es natürlich auch leicht sein kann, dass eine innovative Nachfolgerin oder Nachfolger ganz andere Ideen umsetzt: Hauptsache, das Verhältnis im Team, das Verhältnis zu den Kunden und zum Rest der Welt ist so schön, wie es im Moment ist.
Zeitdokument
Dank Toms Engagement entstand ein Zeitdokument, das wir uns zwar nicht an die Wand hängen, aber auf die Homepage, ins Blog und überall einstellen können, wir haben uns riesig über diese Ehre gefreut: Habe die Ehre, Tom Viewegh.
Sein Schlußsatz: Herwig Danzer macht mit seinem Team in Unterkrumbach Frauen glücklich und bringt Männer zum Kochen.
An dieser Stelle möchte ich die Initiative ergreifen und den lieben herwig nochmal ausdrücklich loben – ohne große Vorbereitung und auch ohne eine detaillierte Absprache einzelner Fragen war er über zwei Stunden ein kompetenter und sympathischer Gesprächspartner. Und hat das Format „Habe die Ehre“ sehr geschmückt. Dafür nochmals herzlichen Dank und: „Xund bleibm!“
Ganz lieben Dank für das Lob Tom! Ich habe sogar die Volksmusik genossen. Das nächste mal dann bitte wieder im Studio, das mit der Technik ist schon ganz schön aufreibend.