von | Mrz 24, 2019

Damaszener Kochmesser mit dem Holzgriff aus unserer Werkstatt für Weihnachten – Messergeschichte der Möbelmacher

Allgemein, Die Küche zum Kochen

Das ist eine Fotomontage mit einem Griff aus unserem Zwetschgenbaum und der ultimativen Damaszenerklinge unseres Partners Felix, der früher mal Schaaf, mal Goldhamster, mal Solicut hieß

Der nordische Gott des Genusses heißt „Gönndyr“ und er empfiehlt die ganz neuen Damaszener Messer von Felix, allerdings mit unserem Spezialgriff aus dem Holz der Hersbrucker Alb oder Ihrer Lieblingsholzart. Während unser bisheriges Lieblingsmesser, das „normale“ Firstclass Kochmesser mit 21 cm langer Klinge und Olivenholzgriff für 124 Euro zu haben ist, kostet der Geheimtipp von Gönn-Dir (so die deutsche Schreibweise) 1999.- (für Sie ohne Aufpreis für die Sonderanfertigung und inklusive Schneidbrett) allerdings muss man zusätzlich auch noch den nordischen Gott der Ungeduld „Hammersbald“ besänftigen. Denn „Hammers-bald“ findet eine Lieferzeit von 6 Monaten gar nicht lustig. Die Klinge ist aus 220 Lagen handgeschmiedetem rostfreien DSC® Damaststahl, auch wilder Damast genannt. Ein absolut reiner Klingenstahl, der eine Schnitthaltigkeit von 62 Rockwell erreicht, unser „normales“ Handwerksmesser hat 56 Rockwell, was mir für den normalen Gebrauch völlig ausreichte: eben bis ich Gönndyr und den schmiedenden Handwerkskünstlern verfiel.

Wenn Sie daran auch Interesse haben, rufen uns einfach an (09151 862 999) oder schreiben uns eine Mail (hd@die-moebelmacher.de).

Natürlich brauche ich persönlich das edle Stück ja hauptsächlich zum Zeigen, denn Angeben wollen Männer ja schon lange nicht mehr. Wer sich mir anschließen will und ebenfalls weder Schlangenholz noch Edelplastik als Griff (so das Original, das man bei uns natürlich auch kaufen kann) mag, für den schicke ich noch ein schönes Stückchen Holz mehr nach Solingen, zum Beispiel Zwetschge, Ahorn, Elsbeere oder was Sie sich wünschen, bis Weihnachten könnte es da sein.

 

So wird die Klinge gemacht (via www.www.damastmesser-wiki.de)

Der Damaststahl beziehungsweise Damaszener Stahl ist ein Werkstück, welches aus unterschiedlichen Stählen mit verschiedenen Legierungen feuerverschweißt wird. Das darauf resultierende Ergebnis wird auch Schweißverbundstahl genannt. Für gewöhnlich verwendet man hierfür sowohl sehr harte stabile Stähle, wie auch „weichere“ und „zähere“ Stähle für die tatsächliche Verarbeitung. Diese werden vor der Weiterverarbeitung auf über 1200 Grad Celsius erhitzt, und im Anschluss wird der Stahl gefalten und verschmiedet. Dabei wiederholt man den Vorgang so oft, bis die benötigte Lagenanzahl erreicht ist und die Lagen zu einer massiven und stabilen Klinge geformt werden. Pro Faltung verdoppelt sich die Anzahl der Lagen, sodass man relativ schnell bei über 100 Lagen angelangt ist. Traditionell handgeschmiedete Damastmesser kommen sogar auf über 300 Lagen

Das ist die Geschichte der Messer und der „Schnittstelle“ bei den Möbelmachern

Unser damaliges Lieblingsmesser: First Class Olive mit Nina Brunner und dem „Schnittstellen-Schneidbrett“

Die ersten Messer in unserem Programm kamen von Rösle, deren Produkte wir schon seit 1992 verkaufen. In meiner eigenen Küche sind sie auch heute alle noch im Einsatz, damals gab es sie sogar noch weißem Griff. Die erste für mich nicht nachvollziehbare Entscheidung von Rösle war der Wechsel zu einem billigeren Lieferanten, aber unsere Kunden hatten ja bereits erste Messer aus der First Class-Serie und die nächsten Messer sollten natürlich dazu passen.

Immer die gleichen Messer mit unterschiedlichen Namen: 3 mal Rösle und einem Solicut

Also wechselten wir zum Original-Hersteller, ursprünglich die Firma Schaaf, deren Messer unter der Marke „Goldhamster“ weltberühmt waren. In der Zwischenzeit haben sie den Namen „Solicut“ angenommen, aber die Messer waren die gleichen, zu unserem 20. Jubiläum erfanden wir die „Schnittstelle“ und verkauften unsere Schneidbretter mit First Class-Messern mit Olivengriff und Möbelmacher-Logo als Sonderangebot. Heute heißen diese Messer First Class von Felix und gehören zur Zepter-Gruppe, aber es sind immer noch dieselben, nur mal wieder mit neuem Logo.

Die Schnittstelle als Verbindung von digital und analog

Das mit der Schnittstelle RS 232 – also den Zusammenhang zwischen dem 1962 (dem Geburtsjahr des Autors) erfundenen Kabel zwischen Terminal und Modem einerseits und (Messer-)Schnitten auf dem Holzbrett andererseits – muss man erklären: Wir verwendeten den Begriff 2008 als Werbung für unseren prall gefüllten Twitter- und Facebookaccount, leider haben es damals nur wenige Menschen so richtig verstanden und weder Twitter noch Facebook genutzt, aber vor wenigen Tagen kam ein IT-Professor, der enttäuscht war, dass er (ohne Wartezeit) für seine Nichte nur ein normales Schneidbrett und keine echte Schnittstelle mit Steckerfräsung bekam. Wir warten noch auf die Antwort, ob seine Nichte die RS 232 wirklich als solche erkannt hätte? Und wir fertigen die echte Schnittstelle für echte Nerds natürlich gerne nach.

Warum wir Damaskus lieben (und die Damaszener)

Damaskus im Jahr 2004

Den beeindruckendsten Urlaub unseres Lebens durften wir 2004 bei guten Freunden in Damaskus erleben und natürlich hoffte ich auf die Spuren der damaszener Messertradition zu treffen. Aber im Souk – dem Markt von Damaskus – wurde mir auf meine Frage nach einem Hackmesser – ein zugegeben sehr preiswertes – Produkt von der Firma Fackelmann in Originalverpackung aus unserer direkten Nachbarschaft angeboten.

Die tatsächliche Herkunft der Mehrlagenschmiedetechnik ist bis heute umstritten, aber ein findiger Damaszener brachte mir 5 Minuten später ein Hackebeil aus der Blattfeder eines Oldtimers, denn die amerikanischen Schlitten  waren damals immer noch bewährte Fortbewegungsmittel, die selbst Touristen an die Küste des Libanon brachten (wir hatten gottseidank ein eigenes Auto).

Mein geliebtes Hackmesser aus Damaskus aus der Blattfeder eines amerikanischen Oldtimers

Wann immer ich dieses Stück aus der handwerklichen Recycling-Moderne in die Hand nehme, trauere ich um Syrien, dessen Menschen damals so offen, so tolerant, so fröhlich waren, dass wir „eigentlich“ gleich im nächsten Jahr wieder hinfahren wollten.  Vielleicht erleben wir ja noch die Öffnung der Grenzen, aber ob es so sein wird wie früher?

Hier sind noch ein paar geschichtsträchtige Fotos der Möbelmacher-Messergeschichte:

 

2 Kommentare

  1. Julius

    Ich habe nirgendwo sonst besseren info gefunden! Der Artikel hat mir sehr geholfen. Danke für das Mitteilen

    Antworten
  2. Andreas

    Hallo Herwig,
    vielleicht gibt es ja auch mal hierzulande ein paar gute Messer aus Blattfedern zu kaufen. Preislich kann man ja einiges für gute Messer ausgeben.
    Grüße Andreas

    Antworten

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