von | Mai 14, 2005

WIN-Kongress und HVB-Summer Academy auf der BUGA

Leuphana Uni Lüneburg, Veranstaltungen

Knapp 15 Betriebe aus ganz Deutschland – gottseidank war wenigstens eine Frau dabei, noch dazu nett, jung und gescheit – lauschten, arbeiteten und diskutierten 2 ganze Tage lang über  Nachhaltigkeit, genauer: über „angemessene Nachhaltigkeit“.
What the hell ist „angemessen“ aus Beratersicht? Nur sooo viel Nachhaltigkeit praktizieren, wie es dem Betrieb mehr Gewinn bringt und danach sofort die Bremse reinhauen, denn kann könnt´s ja Geld kosten.

Interessant war’s allemal und die „üblichen Verdächtigen“ der Nachhaltigkeitsszene (der leider Dr. Ehrnsperger von der Lammsbräu und Graf Faber von Castell aus Termingründen fehlten) hatten schwer zu kämpfen mit einer Idee, die nachhaltiges Wirtschaften nur im Rahmen von Kennzahlen sinnvoll findet. Keine Frage, dass die Möbelmacher da manchmal übers Ziel hinausschießen und mehr Geld verdienen würden, wenn wir uns dem anschließen würden. Der Unterschied: wir wollen nicht.

Nicht, dass wir mehr Geld nicht brauchen könnten, in der Einrichtungsbranche gibt es vermutlich niemand, dem es so richtig blendend geht, aber unserer Ziele, Prinzipien und unser Umgang mit den Kunden lassen das „Zurückschrauben“ auf Pressemeldungsniveau nicht zu. Paralleles Kopfschütteln entdeckten wir beim Mitglied der Geschäftsleitung der Weleda, Dr. Manfred Kohlhase. Nachhaltigkeit ist auch für die Weleda ein Wert, der nach Überzeugung definiert und gelebt wird, und wenn es den Gewinn reduziert, dann ist das so lange nicht zu ändern, wie der Fortbestand des Betriebs nicht gefährdet ist. Sollte Gefahr in Verzug sein, müssten wir alle alternative Wege aus der Krise suchen.

 

 

Auch der Stuhlhersteller Sedus Stoll kommt aus dem Öko-Lager und zusammen mit Gernot Wielandt, dem Leiter für Qualität, Umwelt und Sicherheitsmanagement, arbeiteten wir uns durch die unterschiedlichsten Aufgaben. Zum Beispiel: mit der von Oekom Research erstellten Nachhaltigkeitsanalyse (wir waren an Platz eins, deswegen können Sie unsere hier nachlesen) haben wir Ist und Sollzustände verglichen und nach Handlungsbedarf gesucht. Eigentlich war alles im grünen Bereich, bzw. eher so, dass etwas weniger Engagement auch nicht geschadet hätte, außer beim Fairen Wirtschaften: unsere Selbsteinschätzung ergab 100% Erfüllung, die Oekom Leute kamen auf 0 Prozent. Nach diesem Ergebnis, hätte die Polizei mit Mannschaftswagen alle Anwesenden abholen müssen, aber Matthias Bönning gab zu, dass die Methodik, die von dem Rating für AGs übernommen wurde, vielleicht doch hier eine kleine Schwachstelle aufweisen könnte.

Abends gab´s ne Führung zu Toulouse Lautrec in der Kunsthalle und im Anschluss ein köstliches Diner, der nächste Vormittag war eine kongeniale Ergänzung zu dem Vortrag des Vortages von Professor Charles Hopkins, nämlich Prof. Schaltegger über Erfolgsfaktoren des Nachhaltigkeitsmanagements im Mittelstand.

Leider entschlossen wir uns am Nachmittag am offiziellen WIN-Kongress teilzunehmen, was die Zeit, die wir  zusammen sinnvoller verbracht hätten, auch rumbrachte (natürlich war die einzige, die das prophezeite unser Quotendame Katrin Wankel – es ist die weise Voraussicht, die bei Frauen immer so stört). Von Schnappauf über Weinzierl bis zu Oetker wollten alle Nachhaltigkeit hören und Weledas Kohlhase (Ökomanager des Jahres!) war trotz einiger Zuckungen so vernünftig, die FriedeFreudeEierkuchediskussion nicht durch kritische Beiträge zu gefährden, es hätte nix gebracht und wenn schon mal alle in das Horn der Nachhaltigkeit blasen, dann muss man nicht unbedingt die Dissonanzen schüren.

Die Führung durch die Bundesgartenschau 2005 durch Dr. Wolfram Höfer war der krönende Abschluss, weil ein ebenso ehrlicher, wie engagierter Fachmann sogar einem Blumenverweigerer wie mir die Gartenschau schmackhaft machen kann. Die Bundesgartenschau 2005 in München ist absolut sehenswert!

Insgesamt war das Treffen deutlich interessanter als ich befürchtete und wie immer das Kennenlernen von netten Leuten das, was nach einer solchen Veranstaltung hängen bleibt. Vielleicht klappt´s ja, dass uns die Hypo wieder mal einlädt, allein wegen der nette Truppe würd ich wieder hingehen. Und nicht zu vergessen das große Lob an Moderator Frank Sprenger, der aus dem zusammengewürfelten Haufen (die Firma Underberg war auch vertreten, leider mit dem Flugzeug angereist) eine engagierte Gruppe machte.

Bildergalerie mitsamt der netten Schweinefamilie der BUGA.
Nachhaltigkeitsseite der Möbelmacher
unsere Nachhaltigkeitsanalyse
Die Sustainable Excellence Group, die von Prof Schaltegger lobend erwähnt und als gangbarer Nachhaltigkeitsweg empfohlen wurde
Aktuellseite  der Möbelmacher
Das Münchner Weblog

3 Kommentare

  1. Nachhaltig

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