Von nicht HZ.-Abonennten wurden wir immer wieder um den Artikel von Walter Grzesiek gegebeten. Hier ist er, mit dem Originalbild, von dem Nina ihm während meines Urlaubs die Feindaten mailte.
Wers lieber als pdf hat findet den Artikel hier.
Hersbruck: Wo der Blogger locker lockt
Das interaktive Internet-Angebot wird im lokalen Raum bisher nur von wenigen genutzt – Vorreiter Möbelmacher
HERSBRUCK (gz) – Wie ein Internet-
Auftritt ausschaut, ist auch für
Nicht-PC-Nutzer kein Geheimnis
mehr. Zahlreiche Angebote im Hersbrucker
Land belegen die Nützlichkeit
des schnellen Mediums. Was
aber ist ein Weblog oder Blog?
Immerhin 61 Blogs erwähnen Hersbruck,
zwei sogar Henfenfeld. In
zwei Geschichten macht sich die HZ
auf lokale Spurensuche im Netz.
„Als ich heute Morgen von Hersbruck
nach Altdorf fuhr, wurde ich
skeptisch: Wie lange kann man denn
an 50 Metern Straße in Henfenfeld
bauen?, fragte ich mich. Ist die Baustelle
in Wirklichkeit eine Attrappe,
die die Leute dazu bringen soll, eine
andere Strecken zu suchen?“ So beginnt
ein November-Beitrag im Netz
von Thomas Rogoz, CSU-Kreisrat
und Neu-Hersbrucker.
Der 27-jährige Jura-Doktorand hat
sich vor ein paar Monaten sein eigenes
Medium geschaffen: rogoz.blogspot.
com ist ein Weblog oder noch
kürzer Blog (siehe Kasten rechts).
Ein Blog ist ein Internetauftritt mit
Nachrichten, in der Regel zwar von
Privatpersonen — aber mit dem Anspruch,
sich mitzuteilen und vor allem,
Antworten zu bekommen. Anders
als bei einer normalen Internetseite
kann auf den Blog jeder zugreifen,
kommentieren, mitschreiben.
Im Blogspot von Rogoz gibt es noch
wenig Resonanz. Selbst seine Parteifreunde
haben das Angebot zu Kreistags-
Infos und -Kommentaren wohl
noch nicht entdeckt (oder surfen selber
nicht im Netz). Für seine Freunde
und Pokerkumpels hat der ehemalige
Junge-Union-Kreischef daher ein
zweites Blog geschaffen: Bei bavariaholdem.
blogspot.com tauschen die
Kartelfreunde auf Englisch Tipps
und Termine aus. Hier gibt es regen
Zuspruch, doch die Zocker bleiben
unter sich.
Damit ist die Bandbreite des neuen
Mediums umrissen. Blog wird mitunter
als Internet-Tagebuch übersetzt.
Das stimmt, weil viele Einträge, auch
die übers Hersbrucker Land, völlig
privat bleiben wie ein zufällig im
Supermarkt aufgeschnapptes Gespräch.
Der Unterschied ist nur: Der
Blogger will Liebhaber gleicher Musik
oder gleicher Hobbys in sein Tagebuch
gucken und mitschreiben lassen.
Bestenfalls wird der Blog so was
wie ein — weltweites oder/ und lokales
— Journal, in das der Interessierte
so häufig schaut wie in seine Zeitung.
Wer schreibt nun in seinem Blog
über Hersbruck? Beispiele:
• wirtschaftskritik.blogspot.
com: Frank Meyer aus
Erlangen hat sich zum
Wirtschafts-Kritiker erklärt.
Dabei geht es ihm
weniger um Konjunkturaufschwung
als um den
Roten Hahn in Hersbruck.
Meyer ist also eigentlich
Wirtschaften-Kritiker und
hat in der Sonne vorm Rathaus
wohl gefühlt: „Die
Bedienung war sofort zur
Stelle, freundlich und aus
Berlin vermute ich. Getränke
waren schneller da,
als ich vom Klo zurück und
das Essen war ebenfalls
flott auf dem Tisch.“
Die Portionen im Hahn
sind reichlich, wie auch
Nicht-Netz-Nutzer wissen.
Doch bei Meyer war
noch Platz für den Nachtisch
im Café Kohl: „Blaubeerkuchen
und Schoko-
Rum-Torte waren eine
echte Wucht!“
• www.blog.de/main/index.
php/fossilien-news:
Hier diskutieren Hobbyarchäologen
Funde in
Deutschland und der Welt.
So kommt der vor Jahren
in der Petershöhle bei Velden
entdeckte Schädel eines
Höhlenbären als aktuelle
Neuigkeit zu Ehren.
• http://news.free-radio.
de/index.php/pnews:
Die „Free Radio Polizeinews“
sammeln — wie auch
immer — aus ganz Deutschland
Polizeinachrichten.
Der letzten Mai im Alfelder
Windloch verunglückte
Hobby-Höhlenforscher
„aus der Großgemeinde
Pommelsbrunn“ ist da
ebenso dabei wie spektakuläre Karambolagen
auf der B 14.
• feg-erlangen.de: Die Freie evangelische
Gemeinde Erlangen fand
erst Ende Oktober Zeit, über eine
„weite Reise nach Hersbruck“ zu
schreiben, die schon im Juni stattfand.
Wenn das sekundenschnelle
Medium Internet so gemächlich genutzt
wird, wundert es nicht, wenn
zum Hersbrucker „Lobpreisabend“
keine Kommentare eintrudeln.
• www.myblog.de/spange: „Saugeil
ey! ich stinke seid zwei tagen,
meine fahne kann man angeblich
noch ne minute riechen wenn ich
nicht mehr im raum bin und zur
heimfahrt (10km) hab ich aufm rad
40min gebraucht, neuer negativrekord.
musz mangels milch meinen
kaffee grade schwarz trinken, vielleicht
werd ich ja auch popstar!? die
bands waren saugeil, audience hat
mir nicht ganz so gefallen (obwohl es
gute bands aus hersbruck gibt).“ Das
schreibt — wir wissen es nicht. Denn
ein Vorteil der Blogs: Der Autor kann
anonym bleiben, auch wenn er die
Hersbrucker Musikwelt ins Gespräch
bringt.
Solch private Blogs sind typisch. In
www.livejournal.com/users /xxsinnlosxx
schreibt eine junge Frau über
Pendolino-Fahrten und nächtliche
Gefühlslagen. Aber es gibt auch den
Motorradfreak, der die Kurven des
Hersbrucker Umlandes testet oder
ein Archiv französischer KZ-Überlebender
mit Notizen zu Hersbruck.
Neben dem Angebot von Blogger
Thomas Rogoz ist die wesentliche lokale
Attraktion das von Möbelmacher
Herwig Danzer initiierte Blog-
Portal nachhaltigkeit.blogs.com. Dazu
mehr in einem zweiten Beitrag.
Was ist ein Blog?
So weit ist es mit den Bloggern
in Franken noch nicht: 2004
musste der amerikanische Fernsehsender
CBS seinen prominentesten
Nachrichtenmann Dan Rather
entlassen. Er hatte sich in einem
Beitrag über die Militärzeit
des US-Präsidenten George W.
Bush herbe Fehler geleistet. Und
innerhalb von Stunden hatten
Blogger ihm die Fälschungen
nachgewiesen.
Der oder das Blog oder Weblog
(zu Deutsch etwa Netz-Eintrag,
Log von Logbuch) ist eine Internetseite,
die permanent mit aktuellen
Beiträgen gefüttert wird:
nüchterne Nachrichten, aber
auch Gedanken und Meinungen.
Meistens wird der Blog von nur
einer Person betreut, dem so genannten
Blogger. Der aktuellste
Beitrag erscheint immer an erster
Stelle.
Gerne wird Blog mit Internet-
Tagebuch ins Deutsche übersetzt,
was die Sache jedoch nur teilweise
trifft: Erstens geben nur
die wenigsten Blogger ihr Privatleben
der Internetgemeinde preis.
Viel häufiger beschäftigen sie
sich in ihren Blogs mit einem bestimmten
Hobby, einem Projekt,
einer Vorliebe, einer religiösen
oder politischen Weltanschauung.
Zweitens ist ein Blog interaktiv.
Seine Leser sind aufgerufen,
die Beiträge des Verfassers
zu kommentieren. Dies kann,
muss aber nicht anonym geschehen.
Das alleine würde den Siegeszug
des Blogs freilich noch nicht
erklären: Die vielleicht wesentliche
Zutat ist seine Aktualität und
Unzensiertheit. Auf kostenlosen
Plattformen wie etwa www.blogger.
com oder www.blog.de kann
auch der Computer-Laie Beiträge
sofort ins Internet stellen. Nach
Inhalt oder Rechtschreibung
fragt niemand. Ist die Qualität
schlecht oder der Blog uninteressant,
bleiben die Leser eben aus.
Blogs im Internet zu finden ist
nicht ganz einfach. Es gibt keine
Gelben Seiten. Suchmaschinen
differenzieren in der Regel nicht
zwischen normalen Webseiten
und Blogs. Seit kurzem hat die
Suchmaschine Google aber einen
Blog-Suchdienst eingerichtet,
der derzeit in der Probeversion
läuft: blogsearch.google.com.
THOMAS ROGOZ
Artikel über Nachhaltigkeitsblog in der Hersbrucker Zeitung
Wieder auf Seite 1 und am wieder in der vielgelesenen Samstagsausgabe hat Walter Grzesiek den zweiten Teil seines Berichts über Weblogs veröffentlicht, diesmal fast ausschließlich über unseres. Nachzulesen hier im Anschluss, oder als pdf-Datei mit dem…