Dieses Buch beschäftigt uns schwer, denn es legt den Finger auf die wichtige Wunde. Den Verbraucher selbst. Wir haben es hier schon vor längerer Zeit besprochen, halten aber auch diese Rezension von Ralf Bindel für absolut lesenswert, wie auch das Buch selbst.
Verbraucher mit Verantwortung
von Ralf Bindel Redakteur von factorY, dem Organ von Future e.V.Wer hat mehr Macht? Die Unternehmen oder die Verbraucher? Eine beliebte Frage für lange Diskussionen. Wäre das Angebot an nachhaltigen Produkten besser, wir Konsumenten würden sie schon nehmen, sagen die einen. Würden unsere Kunden sie kaufen, hätten wir schon längst nachhaltigere Produkte, erwidern die anderen. Die Politik ist schuld, sind wir uns einig. Unsinn, sagt Bernhard Pötter, langjähriger Redakteur für Wirtschaft und Umwelt bei der Berliner „tageszeitung“. Und er fasst seine Leser hart an: Die Konsumenten tragen die Verantwortung für Umweltzerstörung und Sozialdumping. 60 Prozent der Umweltprobleme in Deutschland sind allein durch privaten Konsum verursacht, hält er uns vor. 30 bis 40 Prozent der ökologischen Gefährdungen könnten wir schon durch geringe Veränderungen im Verhalten ändern, führt Pötter Experten an. Klar, das hören wir nicht gern. Aber Pötter gelingt es, viele Studien, Experteninterviews und Fachinformationen heranzuziehen und zu analysieren, warum wir keine Fortschritte in der Änderung unseres Konsumverhaltens machen. Ohne mehr Selbstverantwortung des Konsumenten wird es keinen Fortschritt zu nachhaltigem Konsum geben, appelliert Pötter. „Wir wissen genug, wir tun zu wenig“. Während sich Industrie und Politik durchaus bewegt hätten, verschlafe der deutsche Verbraucher seine wahre Größe. Weder Fleischskandal noch Käfigeier, Atomstrom oder Spritfresser, Billiglöhne oder Billigflieger – nichts bringt den Deutschen Konsumenten auf die Palme. Doch Pötter will nicht nur mit Vorurteilen aufräumen, er zeigt auch Ansätze, wie sich die gute Idee der Nachhaltigkeit im Alltag durchsetzen kann. Zudem haben der Shell-Boykott wegen Brent Spar und die Änderung des Bahnpreissystems gezeigt, dass der schlafende Riese seine Größe zeigen kann. Mit der Idee des „Consumer Watch“ möchte er die Konsumenten aufmöbeln: Experten dieser Verbraucherbeobachtungsorganisation müssten für kreative Unruhe sorgen, sie sollten moderne Begriffe für die Nachhaltigkeit prägen, Allianzen mit klugen Unternehmen bilden und Wert auf Design legen. Pötters Plädoyer ist eine Faktensammlung, die im Wald der wissenschaftlichen Werke die Erkenntnisse der Konsumforschung wunderbar lesbar und unterhaltsam zusammenfasst.
König Kunde ruiniert sein Land, Wie der Verbraucherschutz
am Verbraucher scheitert. Und was dagegen zu tun ist. Bernhard Pötter, oekom verlag München 2005, 156 Seiten, 14,80 Euro
Unsere Rezension
Auch wichtig: We feed the World
Mit unseren Kunden im Kino bei „We feed the world“
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