von Alice Niklaus
Der Obstsortengarten ist eigentlich eine Sammlung von Apfelbäumen und -bäumchen, gespickt mit wenigen anderen Köstlichkeiten wie der weidenblättrigen Wildbirnensorte aus dem Kaukasus und dies ist auch gleich der Name des Baums.
An diesem kalten Winternachmittag verbringe ich eine Stunde im Baumgarten der Streuobstinitiative Hersbruckeralb und versuche, mit einigen der wundersamen Bäume in Kontakt zu kommen. Denn ich möchte sie durch das neue Jahr begleiten, vielleicht ist es auch anders rum: sie begleiten mich! Denn mir wird schon bald bewusst, dass die Bäume zu mir herunterschauen, nicht nur geografisch, sondern auch auf der Beziehungsebene.
Auf dem Weg ins Buch entlang der Bahnlinie Hersbruck rechts der Pegnitz (es gibt auch eine Linie links der Pegnitz!) gehe ich an Baumstämmen vorbei, sie werden wohl gelegentlich für die Wärmegewinnung eingesetzt werden. Die Schnittseite ist bunt und setzt Fantasien frei. Vom Hufeisen über das Suggeli (Schweinchen) rechts unten bis zur Marderhöhle in der Mitte kommt einiges zusammen. Geschickt verpackt könnte man die Front sogar als Naturkunst verkaufen.
Der erste Apfelbaum im Baumgarten steht ganz allein unten an der Strasse. Ein Baum wie viele, denke ich, ebenmässig und fest verankert. In diesem Moment weiss ich noch nicht, dass er Roter Eiser heisst, 2004 gepflanzt wurde, noch im Jugendalter ist, erst mit etwa vierzehn Jahren im Erwachsenenalter sein wird, nämlich dann, wenn er zum ersten Mal Früchte trägt, und bis zu 120 Jahre alt werden kann! Ich brauche einige Zeit um zu begreifen, dass unser beider Lebenszeiten weit auseinanderdriften werden und mir nur noch eine relativ kurze Zeitspanne mit ihm verbleibt.
Als nächster fällt mir der Apfelbaum "der Schöne vom Zenngrund" auf. Harmonisch gewachsen ist er und wurde mit Können und Einfühlung von Ottmar Fischer in die Form gebracht, die einen gesunden Apfel verspricht.
Bitte, ich hätte nun gern einen Birnbaum zum Anschauen! Der erste Baum in der letzten Reihe oben am Hang ist der weidenblättrige Wildbirnenbaum. Die Wärme des Südhangs wird ihm gut tun. Ich habe inzwischen gegoogelt und sehe auf einem Foto, dass die Blätter tatsächlich silbrig grün sind. Die Höhe des Baums wird 4 – 6 m betragen, mal sehen wie er wird! Lateinisch heisst er Pyrus salicifolia, aha Weide = Salix. Ich bin glaub ich auf dem Weg zu meiner eigenen Volkshochschule. Einen letzten Halt gibts beim eigenwilligsten Apfelbäumchen der ganzen Reihe. Es streckt seine Triebe nach Süden aus und fällt damit völlig aus dem Rahmen. Ich bin ihm gleich verfallen. Kaufen kann ich es nicht, aber ich kann seine Patin werden, was ich sogleich entscheide und festmache: Patenschaft für einen Baum! Allerdings, seine Ästchen werden nächstens geschnitten und getrimmt. Aber seinen Charakter wird er behalten. Der Name seiner Früchte ist griechisch/französisch, nämlich "la pomme d'api étoilée", was etwa "sternförmiger Apfel" heisst. Welch himmlische Aussichten!
Klick in die Fotos!
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