Der Artikel in der heutigen Ausgabe der Pegnitz-Zeitung über die Podiumsdiskussion am Mittwoch:
LAUF (as) — Bio-Bier und Möbel aus heimischem Holz: Mit „grünen“
Produkten punkten längst auch Unternehmen
aus dem Nürnberger Land bei
ihren Kunden. Aber ist Nachhaltigkeit
nur ein Marketing-Begriff? Oder eine
Überzeugung? Fragen, denen sich drei
Pioniere auf diesem Gebiet bei einer
unter anderem vom Landratsamt organisierten
Veranstaltung im Laufer
Sparkassensaal stellten.Neumarkter Lammsbräu kennt jeder,
Faber-Castell auch. Was die Möbelmacher
aus Unterkrumbach dagegen
herstellen, gibt es nicht im Supermarkt
zu kaufen: Möbel aus massivem
Holz. Und zwar ausschließlich von
Bäumen, die in der Frankenalb wachsen.
Alle drei Firmen haben eine Sache
gemeinsam: Sie wirtschaften nachhaltig.Dazu gehört der Schutz der Umwelt
genauso wie die Stärkung regionaler
Kreisläufe – siehe Bäume. 2003 erhielten
die Möbelmacher, Lammsbräu und
Faber-Castell dafür den Nürnberger
Nachhaltigkeitspreis.Im Laufer Sparkassensaal trafen
Vertreter dieser Unternehmen wieder
einmal aufeinander. „Nachhaltigkeit
als Markenwert“, so der Titel eines
Abends für Unternehmer aus der Region,
zu dem neben der Abteilung für
Wirtschaftsförderung des Landkreises
die Marktforscher von Puls eingeladen
hatten. Im Publikum: Mittelständler,
vom Optiker bis zum Autohändler.Bei Puls in Schwaig berät man unter
anderem Autohersteller und hat
längst erkannt, dass sich mit grünen
Überzeugungen auch gutes Geld machen
lässt. Spätestens, seit die Kunden
genau darauf achten, wieviel Benzin
ihr Auto schluckt. Eine „Ära der
Nachhaltigkeit“ sei angebrochen,
meint Konrad Weßner, der Puls-Geschäftsführer.
Wer heute auf Bio und
Öko setzt, der gilt nicht mehr als Spinner.
Sondern kann diese Haltung laut
dem Forscher „als Marktchance“ nutzen.
Vorbei sind die Zeiten, in denen
Nachhaltigkeit ein Nachteil war.Weßners
bestes Beispiel ist BMW – das
Münchner Unternehmen ist aus der
Formel 1 ausgestiegen und wirbt mit
umweltfreundlichen Motoren.Die drei Pioniere Lammsbräu, Möbelmacher
und Faber-Castell freilich
rennen keinem Trend hinterher. Sie
haben ihn begründet. Lammsbräu
etwa verwendet seit 1977 ausschließlich
ökologische Rohstoffe. Und Herwig
Danzer, einer der beiden Möbelmacher-
Gründer, erklärt: „Bio und
Öko war zunächst unser eigener Anspruch.“
Dabei seien beide Begriffe in
den neunziger Jahren „out“ gewesen.
Sogar die eigene Tochter habe ihn als
„Biotonnenprediger“ bezeichnet.
Heute ist er ein Star der Szene. Was
Nachhaltigkeit ausmacht, das definierte
Susanne Horn – sie sitzt in der
Geschäftsführung der Neumarkter
Brauerei – für das Publikum im Sparkassensaal
so: „Nachhaltigkeit ist für
uns kein Marken-, sondern ein Unternehmenswert“.Bei Lammsbräu stünden nicht nur
regionale Produkte im Vordergrund –
sondern auch organisches Wachstum.
„Ökologie kann nur eine Nische sein“,
so Horn. Sie hat nicht den Anspruch,
dass ihr Unternehmen zu den größten
Brauereien in Deutschland gehört. Von
zweistelligen Wachstumsraten sollen
andere Manager ruhig träumen, „organisch
ist das nicht.“
Hermann Belch, der bei dem Bleistifthersteller
Faber-Castell für das
Qualitäts- und Umweltmanagement
zuständig ist, ist außerdem fest überzeugt:
„Nachhaltigkeit geht nur zusammen
mit den Menschen“. Faber-
Castell hat deshalb seit 2000 eine sogenannte
Sozialcharta. Die Gewerkschaften
überprüfen die Arbeitsbedingungen
in den Werken des Konzerns,
der weltweit 7000 Menschen beschäftigt.
Belch meint: „Auch für den Mittelstand
muss Nachhaltigkeit nicht
kompliziert sein.“Keine Brillen aus Öko-Holz
Nach derartigen Ratschlägen dürften
den Kunden im Nürnberger Land
bald viele nachhaltige Unternehmen
begegnen. Oder doch nicht? Zuerst
müssten die Werte da sein, sagt Danzer.
Dann könne man sie als Verkaufsargument
nutzen. Einer, der nun überlegt,
wie er nachhaltig wirtschaften
kann, ist Martin Grand. Der Optiker
aus Lauf wird zwar seinen Laden
kaum mit Brillen aus Öko-Holz bestücken.
Aber verstärkt Produkte von
deutschen Herstellern anzubieten, das
kann er sich gut vorstellen.
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