Sooo lückenlos und transparent wurde die Entstehung eines Möbels wohl noch nie präsentiert: Michael Müller (Sa) und Siegfried Huber (So) von der Forstbetriebsgemeinschaft Nürnberger Land und dem Initiativkreis Holz aus der Frankenalb zeigten den Teilnehmern der "Führung durch Wald und Werkstatt" wie die Bäume wachsen. Und was man tun muss, um Holzertrag, Naturschutz, Wildbestand und Erholungsfaktor unter einen Hut zu bringen. Knapp zwei Stunden wurden auch Fragen nach dem Gefühl beim Fällen von fast 200 Jahre alten Bäumen diskutiert und ob sich nur das Klima und der Kunde oder sogar der Baum drüber freut, wenn aus ihm wertvolle Massivholzmöbel in Einzelanfertigung entstehen – welche im Gegensatz zu den Fragen nach den Holzarten, den Erntemethoden oder den erzielbaren Preisen wohl nicht ganz wissenschaftlich beantwortet werden konnten. (Darüber hat Alice Niklas einen eigenen Beitrag im Blog gepostet)
Warum ein Holzlager Geschichten erzählt
Aus dem Wald führte Gunther Münzenberg direkt in unser Holzlager, wo er den Unterschied zwischen Outsourcing (Holz vom Händler) und Qualitätssicherung (komplette Wertschöpfungskette) anschaulich erklären konnte. Was in Zeitungstexten fast banal klingt
"arbeiten zu mindestens 95%, meist zu 100% mit dem Holz aus der Region"
konnte hier in Relation zum Arbeitsaufwand, zu den Kosten aber vor allem zur Freude am perfekten Möbel gesetzt werden.
Gunther weiß bei jedem Stamm wo er wann gefällt wurde, wie lange er im Außenlager war, welche Holzfeuchte er beim Empfang in der Werkstatt hatte. Denn es ist kein Zufall, dass viele Schreiner den Aufwand mit Massivholz scheuen, dass Kunden Angst vorm "Verziehen" haben und dass Küchenverkäufer immernoch vor Massivholzküchen warnen, weil sie mit Spanplatten einfach mehr Geld verdienen können.
Modern Times in der Werkstatt
In
der Werkstatt schnitt Gunther an der Längsschnittsäge aus zwei rohen Brettern die notwendigen Längen und die unterschiedlichen Breiten für die Tischplatte unseres Stehtisches. Die 5 Stücke wurden im Anschluss gehobelt
und gleich verleimt. Eine andere vorbereitete Platte ließ er durch die Breitbandschleifmaschine um
danach die Bearbeitung an der CNC-Maschine zu demonstrieren, die den Kreis rausfräste, die Kanten rundet und schleift und alle Bohrungen für die Verbindung mit den Füßen anbringt.
Nach wie vor eine Menge Handarbeit
Vom Fräsen der Beine zeigte Gunther das halbfertige Produkt, danach kam noch die Nacharbeit von Hand, das Ölen und der Zusammenbau zum fertigen Tisch.
Die geniale Vorbereitung mit einigen Halbfertigprodukten (denn die verleimte Platte kann man erst am nächsten Tag weiterverarbeiten, das Ölen dauert sogar mehrere Tage und auch die Handarbeit zum "richtigen Tisch" dauert wesentlich länger, als das in der Präsentation zu zeigen möglich gewesen wäre.
Und was kostet sowas jetzt, wenn sooo viel Arbeit drinsteckt?
Mit diesem Hintergrundwissen und den vielen Erklärungen bei jedem Arbeitsschritt konnten alle Zuhörer nachvollziehen, wo bei einem solchen Möbel 500 Euro inkl. Mwst (im Werkstatt-Tage Sonderangebot 400 Euro)
in Arbeit, Material und Maschinennutzung stecken. Wer das gesehen hat, versteht auch, warum bei uns kleine Möbel teuer erscheinen, während größere Projekte eher preiswert sind. Die verschiedenen Arbeitsschritte sind immer die selben, auch wenn es sich nur um ein winziges Couchtischchen handelt.
Die Zuhörer waren begeistert und schlugen vor, solche Vorführungen öfter zu machen. Im Prinzip gerne, wenn man aber weiß, dass in der Werbung für die Werkstatt-Tage (von Freitag bis Sonntag) insgesamt gut 6000 Euro (mit Porto des Mailings an 5500 Kunden) stecken und an Samstag und Sonntag knapp 60 Leute zugehört haben, erkennt man, dass das Problem erst einmal das Herholen der Menschen ist. Sie zu begeistern, wenn sie erst mal da sind, ist dageen vergleichsweise einfach. Aber vielleicht können wir aus dem Material ja auch ein Video schneiden, dass schon im Vorfeld auf die Qualität der Vorführung hinweist, wir arbeiten auf jeden Fall dran.
Von Ausnahme und Regel
Diese aufwändige Präsentation unserer Fertigung wird sicher die Ausnahme bleiben, aber die Regel ist eine Kurzfassung, die bisher fast jeder Kunde miterlebt haben dürfte. Weil bei uns jeder Tag "Tag der offenen Tür" ist, zeigen wir zum Beispiel den großen optischen, funktionalen und qualitativen Unterschied zwischen industriell und handgemachten Massivholzplatten in unserer Werkstatt. Danach ist der Gang durch ein Möbelhaus ein völlig anderer. Kompetente Kunden kaufen anders ein, beim Gemüse genauso wie beider Einrichtung.
Warum es "Vom Baum zu Tisch" heißt und nicht "zum Tisch"
Weil es uns weniger um das Produkt an sich, sondern um die Lebensqualität geht, die ein Möbel vermitteln kann. Weniger die reine Funktion, mehr das haptische Erlebnis der geölten Oberflächen oder – eben – das feine Essen oder das Glas Wein das drauf steht und einen schönen Abend mit netten Menschen mitgestaltet.
Andere Varianten "Vom Baum zu Tisch" sind auf unserer homepage zu finden.
Christine Stubenvoll in der Hersbrucker Zeitung über Blues und Kusz während der Wersktatt-Tage
Einen einfühlsamen Artikel über die vielen Facetten der 13. Unterkrumbacher Werkstatt-Tage zwischen Schreinern, Kochen und Kunst hat Christine Stubenvoll über den Abend mit Fitzgerald Kusz und Klaus Brandl geschrieben:Blues traf Kusz Besonderes Konzert…