Es war ein gelungener Abend. Bernd Regenauer wird jedes Mal besser. Habe schon beim Artikel über sein Programm "Unter Freunden" begeistert berichtet und muss das jetzt nochmal toppen. In zwei Kategorien: erstens, weil die Ideen, Texte und die Regie (von Jürg Schlachter)einfach gut sind und zweitens, weil mich die künstlerische, schauspielerische und Gedächtnisleistung beeindruckt.
Eine One-Man-Show, die keine Sekunde durchhängt, die sogar anstrengt, weil man ständig konzentriert sein muss, um keine Pointe zu verpassen. Die eine besondere Note durch die autobiographischen Ausflüge in das Bühnenleben und die beliebten Quälereien der ersten oder eben zweiten Reihe im Publikum erhält. Eine One-Man-Show, in der die gefühlte Aufforderung zum Amoklauf in der oberpfälzer Dorfkneipe genauso schlüssig erklärt wird, wie die hinter der freundlichen Rentnerin an der Supermarktkasse, die nach 87 Cent in Münzen wühlt. Seine Ausflüge in die Tiefen des Internets, der SMS und des Handygebrauchs sind treffend, sein etwas verwaistes "Regenauers Weblog" (in unserer Blogroll) belegt wohl seine immanente Internetskepsis.
Wie zu alten Zeiten bin ich von seiner Wortwahl in der Politikecke nicht so begeistert, was man aber aus aktuellem Anlass in Stuttgart, München und Berlin andererseits auch durchaus verstehen kann (Ein sehr guter Text kam als Zugabe). Jedenfalls ist die Produktion im Dehnberger Hof Theater absolut sehenswert und man sollte sich rechtzeitig die Karten sichern.
Die aktuellenTermine:
12.,13.,14.,15. und 16. Oktober
Mehr dazu auf seiner Homepage Regenauer.de
Kartenbestellung im Dehnberger Hof Theater
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Ein Auszug aus dem Faltblatt:
Eine Produktion des Dehnberger Hoftheaters
Text und Musik: Bernd Regenauer
Regie: Jürg Schlachter
Wo lauert die Antwort? Bei Facebook? Wenn die Regierung sagt, sie leiste gute Arbeit, ist das eine Antwort oder ein Witz? CDs mit Bankdaten gibt’s inzwischen bei E-Bay und das Bundesverfassungsgericht korrigiert Gesetze mit Schlupflöchern, groß und undicht wie die Salzstöcke von Gorleben.
Woran liegt es, dass Franken die einzige Gegend in Deutschland ist, bei der Google Street-View die Gesichter freiwillig raus retuschiert? Cannabis wird legalisiert. Weil die CSU feststellte, dass es sich leichter transportiert als Bierkästen und kein Pfand zu zahlen ist? Und warum schalten Frauen so selten in den 5. Gang? Weil sie eine höhere Stimme haben und auch der Motor weiblich klingen soll?
Die Themen überholen sich, wir werden mit Informationen bombardiert, aber das Wissen hat uns längst Google abgenommen. Für jeden Unfug gibt es die passende Antwort – und wenn nicht, war die Frage einfach falsch gestellt.
Wer weiß noch, was er will? Und wer will das noch alles wissen? Wir sind ein Oberflächenstaat geworden, auf dem die Elite der Oberflächlichen ihre zusammengekauften Oberflächen bebaut, bevorzugt mit Dreifachgaragen. Und fürs Gewissen gibts ja Benefiz-Galas. Ist Schubeck dabei, darf man sich auf Ingwer freuen. Der Erlös geht nach Abzug der Honorare an den Dalai Lama. Weil das die einzige Religion ist, die akzeptiert werden kann – außer Kreditkarten.
Bernd Regenauer wird die Dinge bis zur Unkenntlichkeit sortieren, denn keine Frage ist auch eine Antwort…
Premiere am 8. Oktober 2010 im Dehnberger Hoftheater.
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