von Nina Brunner
eine Fachzeitschrift für das Hotelmanagement hat in der Ausgabe 09/2013 einen interessanten Artikel zu dem Thema barrierefreie Hotelzimmer veröffentlicht. In diesem Artikel ging es auch um die barrierefreien Hotelzimmer, die die Möbelmacher (z. B. im Landhotel Grüner Baum in Kühnhofen) eingerichtet haben.
Lesen Sie hier den Artikel von Mathias Hansen aus der Zeitschrift Top Hotel:
Logis ohne Handicap
Barrierefreiheit ist nicht nur für behinderte Menschen eine wichtige Voraussetzung für ein ungetrübtes Urlaubsvergnügen, auch immer mehr ältere Gäste nehmen sinnvolle Erleichterungen wie höhen-verstellbare Betten oder ebenerdige Duschen dankend in Anspruch. Die Branche reagiert bereits auf die steigende Nachfrage, gleichzeitig setzt die Politik das Gastgewerbe unter Druck. Die Nachfrage nach Angeboten für Menschen mit Handicap wird Studien zufolge in den kommenden Jahren und Jahrzehnten infolge des immer höheren Lebensalters kontinuierlich steigen. Zur Zielgruppe zählen dabei nicht nur die rund neun Millionen Menschen mit Behinderungen in Deutschland, sondern auch ältere oder erkrankte Menschen, Familien mit Kindern oder Schwangere. Experten gehen von insgesamt 20 Millionen Menschen aus, für die barrierefreie touristische Angebote interessant sein könnten – dies entspricht fast jedem vierten Deutschen.
Doch einfach mal so in den Urlaub zu fahren, bleibt für Menschen mit spezifischen Bedürfnissen oft ein unerfüllter Wunsch. Zu groß sind ihre Ängste oder Erfahrungen, unterwegs Überraschungen zu erleben, die ihr Urlaubsvergnügen einschränken. Eben diese Negativerfahrungen aus dem Weg zu räumen, haben sich in jüngster Vergangenheit immer mehr Hotels zum Ziel gesetzt. So beispielsweise das neue HotelSportforum, welches der Verein »Ohne Barrieren« am 2. August in Rostock eröffnet hat und das als größtes integratives Hotel Europas verarktet wird. Neben optimalen Trainings- und Erholungs-bedingungen für Athleten mit oder ohne Behinderung bietet es 166 Betten in 92 Zimmern, darunter neun barrierefreie Übernachtungsmöglichkeiten mit höhenverstellbaren Betten, speziell ausgestatteten Bädern und einer zusätzlichen Sofaecke. Des Weiteren können beispielsweise in der »Paralympics Suite« nach Absprache Duschhocker, Pflegebett oder Lifter hinzugebucht werden.
Auch in Kempten wird der Hotelmarkt künftig um ein Hotel belebt, das seinen Schwerpunkt auf Menschen mit Behinderung setzt. 18 von insgesamt 57 Doppelzimmern sind für Rollstuhlfahrer ausgelegt; in einigen Einheiten gibt es zudem noch eine Küchenzeile oder ein Extrazimmer für eine Begleitperson. Hinter dem Projekt steht der Verein Körperbehinderte Allgäu, dessen Geschäftsführer Reinhold Scharpf der Meinung ist, dass mehr behinderte Menschen verreisen würden, wenn es das entsprechende Angebot gäbe.
Unterfahrbarkeit bringt Pluspunkte
Dass man als spezialisierter Hotelbetrieb durchaus erfolgreich wirtschaften kann, zeigt das ausRheinsberg Hotel am See in Brandenburg, eines der größten komplett barrierefreien Hotels in Deutschland. Rund 40.000 Übernachtungen erzielt das 107- Zimmer-Haus im Ruppiner Land pro Jahr, was weit über dem Durchschnitt der Region liegt. Das von der Fürst DonnersmarckStiftung zu Berlin errichtete Hotel gilt als Modellprojekt für barrierefreie Hotellerie, was vor allem an der durchdachten Konzeption des Gebäudes liegt. »Für Menschen im Rollstuhl sind Details wichtig, die oftmals übersehen werden und nur in wenigen Häusern gewährleistet sind: höhenverstellbare Betten, keine versteckten Schwellen vor Dusche und Balkon oder Zimmergrößen, die auch für größere Rollstühle Freiraum bieten«, erklärt Gründungsdirektorin Corinna Fritz. Hinzu kommen in allen Räumen automatische Türen,
zahlreiche Handläufe sowie befahrbare Balkone und Terrassen. Wie so oft sind es aber die Details, die den Aufenthalt für behinderte Gäste erst richtig angenehm machen. So wurden die Zimmerkarten-Systeme auf niedrigerer Höhe angebracht, als es der Norm entspricht, die Einhandmischer in den Bädern sind mit einem verlängerten Griff ausgestattet worden, und da auch gehörlose Menschen zur Klientel des Hauses zählen, wurden in den Zimmern Telefone mit optischem Signal installiert.
Noch ein Schritt weiter geht das Konzept Zimmer der Massivholzschreinerei Die Möbelmacher in Mittelfranken, das in erster Linie die Anforderungen der Rollstuhlfahrer berücksichtigt. Für diese Zielgruppe stellen vor allem Schwellen, Stufen und Unebenheiten unüberwindliche Hindernisse dar. Hinzu kommen zu schmale Türen, zu kleine Bewegungsflächen und nicht erreichbare Bedienungselemente wie
der Duschkopf im Bad. Auch die fehlende Unterfahrbarkeit von Einrichtungsgegenständen stellt häufig ein Problem dar. Genau darauf haben sich Die Möbelmacher spezialisiert und mit folgenden Lösungen für Abhilfe gesorgt:
• Der Kleiderschrank aus Massivholz steht auf zwei nur mittig angebrachten Beinen, was die Unterfahrbarkeit verbessert.
• Im Greifraum hat der Schrank zwei Schubladen, die unterhalb vom Kleiderlift angeordnet sind. Außer den oberen Fächern ist auf diese Weise für Rollstuhlfahrer der gesamte Schrankinnenraum erreichbar.
• Beim Schreibtisch wurden die Beine auf einer Seite zurückgesetzt und auf der anderen Seite vollständig weggelassen. Die Tischplatte ist zusätzlich am Schrank befestigt.
• Die Garderobe hat eine Höhe von lediglich 1,10 Metern und verfügt zudem über eine niedrig angebrachte Ablage.
Geplant: Verschärfte Vorschriften in puncto Barrierefreiheit Eine Erweiterung des Angebots um barrierefrei ausgestatte Zimmer ist mit Blick in die Zukunft – Stichwort: demografischer Wandel – ohne Zweifel sinnvoll, gerade auch weil die öffentliche Hand den barrierefreien Tourismus in Deutschland derzeit immer stärker unterstützt. Ob aber die von der Bauministerkonferenz jüngst geplante Anpassung der Muster-Beherbergungs-stättenverordnung (M-BeVO) der richtige Weg ist, darf bezweifelt werden. Hierbei geht es im Kern um umfangreiche Anforderungen an die barrierefreie Ausgestaltung von Hotels. So sollen künftig zehn Prozent der Hotelzimmer barrierefreien Wohnungen entsprechen und ein Prozent der Gastbetten in Häusern mit mehr als 60 Betten in Räumen liegen, die uneingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbar sind. Die verschärften Vorgaben gelten beim Neubau sowie bei Renovierung und Umbau bestehender Hotels. Der Interessenverband ZIA (Zentrale Immobilien Ausschuss) reagierte bereits auf die Ankündigung und hat große Zweifel, dass der Bedarf in der geforderten Größenordnung überhaupt vorhanden ist. Es bestehe die Gefahr, dass gerade kleinere Hotelbetriebe finanziell überfordert werden, erklärte Matthias Niemeyer, Vorsitzender der Hotelplattform des ZIA. »Bevor überdimensionierte Vorschriften beschlossen werden, sollte daher zunächst der tatsächliche Bedarf ermittelt werden.« Der Verband sieht eine Alternative zu den angedachten Regelungen darin, die Barrierefreiheit von Hotels durch die bereits bestehende freiwillige Selbstverpflichtung der Hotellerie weiter zu fördern. Zudem würden Anreize dazu führen, dass viele Beherbergungsstätten im Rahmen ihrer Möglichkeiten barrierearme Zimmer schaffen.
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