von Alice Niklaus
Frühling ist's, sonnig ist's, die Lust zum Wandern stellt sich ein, der Ossinger ist das Ziel, eine Stunde hin und eine Stunde her und zwischendrin Kuchen und Kaffee. Vorerst aber sind wir neugierig und folgen den Menschen, die zielbewusst durch Markt Königstein spazieren. Die Frankenpfalzmesse verursacht diesen Sog, dem auch wir folgen, um die nächsten zwei Stunden zwischen fröhlichen Menschen aller Altersstufen zu verbringen. Nun zum Ossinger! Die erste Wanderung nach einer langen Pause beginnt beim Freibad. Sanft ansteigend ist der Weg, der den Sutzerberg beinahe umrundet, als "leicht beschwerlich" wird die Fortsetzung benotet, was etwa der Wirklichkeit entspricht. Der Wanderweg ist ab und zu ziemlich steinig, juppi, ich habe die richtigen Schuhe gewählt, vor allem sind sie rutschfest, sehr nötig auch bei trockenem, steinigem Boden. Der Ossingeturm – in Wirklichkeit noch weit weg, hier gezoomt – bekam im August 2013 einen neuen Mobilfunktmast. Wenn die Bäume munter weiterwachsen, werden sie bald oben angelangt sein. Ich selber freue mich aufs Turmsteigen und vor allem auf den Ausblick über den Oberpfälzer Jura. Vorher aber gilt die Aufmerksamkeit dem lichten Wald. Bäume beim Schattentanzen zuschauen, das ist doch mal etwas ganz Besonderes! Nach dem letzten für mich unerwartet steilen Aufstieg zur Ossingerhütte auf 638 m kommt Kaffee und Kuchen auf den Tisch, beides erstklassig! Dann folgen die vielen Stufen auf den Turm, einige stille Minuten beim Schauen und Staunen, und der Abstieg, langsam und knieschonend abgestützt. Die tanzenden Bäume tauschen wir gegen viel Fels, nackte hohe Baumstämme, dünne Tannen, wilde Föhren und Blicke in tiefe Abgründe. Nun folgt die sanfte Seite und einige besondere Glücksmomente im Gebiet des Sutzerbergs. Waldemar ist mir schon weit voraus mit Ziel Ruhebank als ich einen mir unbekannten Schmetterling entdecke, den ich unbedingt fotografieren will. Er ist aber kaum mehr als einen Augenblick sitzend und ich gebe meinen Wunsch der Annäherung auf, fasse nach den Wanderstöcken, als – oh Wunder – das zarte Wesen sich auf den warmen Binsen am Boden niederlässt und seine Flügel öffnet. Die Stöcke fallen, der Fotoapparat ist bereit, ich auch, langsam nähere ich mich der orang-braunen, zarten Schönheit und es entsteht doch tatsächlich ein ganz passables Abbild. Glücklich bin ich, drehe mich um und – Überraschung – ein freundlich lächelnder und geduldig wartender Mountainbiker steht ein paar Meter hinter mir. Ich habe ihn nicht kommen hören. Beim nächsten Abstieg in einem steilen Waldstück entdecke ich drei grosse, schöne Rehe. Sie bleiben naürlich nicht an Ort, es folgt ein rasanter Galopp durch den Wald, über den Wanderweg und fort sind sie!
Beim Schmetterling handelt es sich um einen C-Falter.
Das waren meine kleinen Freuden an jenem Sonntag
Liebe Alice, mit Vergnügen habe ich Eure Wanderung zum Ossinger und zurück nachvollzogen. Dabei wurden lange zurückreichende Erinnerungen an eigene Wanderungen dorthin wach, wo es oben auf der Hütte meist nur Bratwürste und Sauerkraut und eine Halbe Bier gab – und manchmal auch garnichts, weil geschlossen war.
Auch den C-Falter (oder auch C-Fuchs!) habe ich erkannt, aber schon lange nicht mehr gesehen. Schön, dass Du uns Daheimgebliebenen nach längerer Pause wieder teilhaben lässt an Deinen Entdeckungen in der Natur!
zufällig ein schönes Maigedicht gelesen`:
Mit Maiglöckchen
läutet das junge Jahr
seinen Duft
Der Flieder erwacht
aus Liebe zur Sonne
Bäume erfinden wieder ihr Lächeln
und führen Gespräche
Wolken umarmen die Erde
mit silbernem Wasser
da wächst alles besser
Schön ists im Heu zu träumen
dem Glück der Vogel zu lauschen
Es ist Zeit sich zu freuen
an atmenden Farben
zu trauen dem blühenden Wunder
Ja es ist Zeit
sich zu öffnen
allen ein Freund zu sein
das Leben zu rühmen
MaiII
Rose Ausländer (1901 – 1988)
PS: ….und sich auf das tolle programmm bei den werkstatt-tagen freuen