Jutta hat aber bis 1997 die Geschicke der Möbelmacher mitgelenkt und den Gründerfamilien Münzenberg und Danzer sogar einen einzigen gemeinsamen einwöchigen Skiurlaub ermöglicht.
In der Zwischenzeit haben die Möbelmacher laut Aussage der Handwerkskammer die höchste weibliche Ausbildungsquote in bayerischen Schreinereien, vermutlich sogar in Deutschland. 20 Frauen gewannen seit 1991 21 Preise bei der guten Form, als Innungsbeste oder als beste Sekretärinnen.
In diesem Zusammenhang wurden sie 2006 auch auf eine EU-Konferenz namens „Geschäftsnutzen von Vielfalt und gleichberechtigter Teilhabe für kleine und mittlere Betriebe“ in Zypern als einer von drei Betrieben aus Deutschland als Referent eingeladen (hier ist ein witziges Zeitungsinterview darüber und hier der Bericht). Was aus Möbelmachersicht als Verteidigung der Aktionen der Europäischen Union gedacht war, gelang dann leider doch nicht so richtig, wenn man Kosten und Nutzen dieser Aktion kritisch hinterfragte, aber eine spannende Erfahrung war es dann doch, wenn man von vielen Dolmetschern synchron übersetzt wird.
Sophia Wagner (Jg 1990, früher Bernutz) hat ab 2012 Ihre Ausbildung zur Schreinerin bei uns gemacht und bewies schon damals Weltoffenheit mit ihrem Praktikum in Finnland, worüber sie auch im Nachhaltigkeitsblog ausführlich berichtete und wofür sie von der Handwerkskammer geehrt wurde. Nach der Gesellenprüfung (Notendurchschnitt 1,0!) sammelte sie ein paar Jahre Erfahrungen in anderen Betrieben. Seit 1.10.2015 ist sie wieder bei uns im Team und als Programmiererin an der CNC-Maschine nicht mehr wegzudenken. Als Musikerin hat sie bereits einige unserer Veranstaltungen begleitet und als Vegetarierin sorgt sie für genügend Gemüse bei unseren Essgewohnheiten und baut selbstgezogene Tomaten vor der Firma an.
Im Jahr 2018 ging sie an die Meisterschule in Gunzenhausen wo sie als „Spätereinsteigerin“ und einzige Frau quasi als “Wilde 13” die Klasse der zwölf jungen Männer bereicherte. Mit ihren ebenso originellen, wie handwerklich aufwändigen Möbeln erarbeitete sie sich schnell den Respekt ihrer Kollegen und Lehrer. Angefangen hat sie mit dem Sitzbuchstaben und schon ihr Projekt des fünfeckigen Säulenmöbels war herausragend: Bei der gemeinschaftlichen Projektpräsentation stellte sie ihre Arbeit aus (selbstverständlich massiver) Esche und japanischem Shoji-Papier zum Thema Säulenmöbel vor kompetentem Publikum vor. Zusätzlich mussten die Schülerinnen und Schüler auch einen Prospekt oder Flyer herstellen, auch dieses Leporello halten wir für ausgesprochen gelungen:
Das Meisterinnenstück
Als Meisterinnenstück bezeichnet Sophia Wagner stolz ihren als Prüfungsprojekt entworfenen und gefertigten Kleiderschrank in europäischem Kirschbaum, Stoff und farbigem Glas. Das aus Massivholz gefertigte, 2100 x 1200 x 540 mm (H x B x T) große Möbel ist konsequent als Rahmen- und Füllungskonstruktion ausgeführt. Zwei unterschiedlich breite, an geraden Lappenbändern (ONI) angeschlagene Drehtüren verschließen den Schrank. Für die Zuhaltung sorgen zwei auf die vertikalen Mittelfriese aufgesetzten Schubstangenschlösser (Fa. Kirchner), speziell angefertigte Öffnungsbegrenzer stoppen die Türen bei ca. 100 ° Öffnungswinkel ab.
Die rechte, schmälere Tür ist mit einer zu den Friesen bündigen Massivholzfüllung bestückt. Die Füllung der rechten, breiteren Türe bilden farblich fein abgestufte, mundgeblasene Gläser (Glashütte Lambert). Schlank geschwungene, sich überkreuzende Sprossen unterteilen die Füllung und bilden zusammen mit dem elegant geformten, sich über beide Türen fortsetzenden Griffprofil ein organisches Ganzes. Im Inneren bietet der Kleiderschrank auf der linken Seite auf in Rahmenkonstruktion ausgeführten Fachböden Platz für zusammengelegte Wäsche.
In die Querfriese eingelassene Gratnutprofile aus Aluminium und Gratzapfen aus Kunststoff (Häfele) gewährleisten das Arbeiten der Seiten und Böden. Zwei mechanisch geführte (Blum Movento) und fingergezinkte Schubkästen im unteren Bereich bieten Platz für kleinere Wäschestücke. Hinter der rechten Türe findet sich oben eine Kleiderstange und unten zwei auf Nutleisten geführte Schubkästen, die durch einen gefederten Stopper beim Einschieben gedämpft werden und mittels einer Schubkastensicherung abgestoppt sind. Alle Blenden sind mit einer geschwungenen Griffmulde ausgestattet. Drei an der Innenseite der linken Tür angebrachte Stoffkörbe dienen als Aufbewahrungsmöglichkeit für Kleinzeug. Alle Holzoberflächen des Schrankes sind mit Möbelöl (Livos) geölt. (Heinz Fink) „
Natürlich war ein großer Teil unseres Teams bei der Präsentation der Meisterstücke in Gunzenhausen dabei, was man wohl kollegial nennen könnte und beurteilte dabei nicht nur das Möbel, sondern auch die Zeichnung, die man sich hier anschauen kann: meisterinnenstueckFertigungszeichnung.
Das Modell des Möbels ist nur 12 cm hoch.
Jetzt ist Sophia schon wieder eine Weile bei uns im Team und wird neben ihrer Hauptbeschäftigung an der CNC-Maschine auch im Verkauf mit einsteigen. Also haben Sie jetzt die Chance auf eine innovative junge Frau als Gesprächspartnerin. Sie hat neue Ideen für Ihre Einrichtung und die Möbelmacher und freut sich auf Kundengespräche. Gleichzeitig haben wir die talentierte Fotografin auch gebeten unseren Instagram-Account mitzubedienen. Sie wird meist in Schwarz-Weiß posten, außer unsere schönen Hölzer sind einfach zu schön bunt, dann geht auch mal ein Farbfoto. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.
Aus unseren Erfahrungen seit 1990 können wir nur hoffen, dass noch mehr Frauen in Führungspositionen kommen, sei es in der Wirtschaft oder der Politik, es könnte einen anderen Stil und den respektvollen Umgang befördern, zumindest meistens.
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Alle Artikel im Blog über und von unserer Sophia:
Schreinern auf Finnisch – Bericht für den Jahresbericht der Berufsschule
Europa Mobilitäts Pass für unsere Auszubildende Sophia Bernutz
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