Die Schreinerinnung Nürnberger Land hat auch in diesem Jahr den Designwettbewerb der Gesellenstücke mit der Freisprechung der Gesellen zusammengelegt und am Dienstag Abend in der Hersbrucker Sparkasse begangen.
Die Jury
Schon am Montag trafen sich um 10 Uhr die 5 Jurymitglieder:
- Diplomdesignerin Angelika Eisenbrand (brandnew design.de)
- Berufsschulfachlehrer im Ruhestand Lebrecht Müller (zweiter v. li.)
- Architekt Wolfgang Ganser
- Innenarchitekt Paul Ban (vierter v. li)
- Professor Klöcker von der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg (dritter v. li.)
Sie investierten über zwei Stunden in die durchaus kontroversen Diskussionen über die Gestaltung der 16 Gesellenstücke, von denen leider nur 8 in die Bewertung kamen.
Das lag zum einen an schlechten Noten, die von der Teilnahme ausschlossen, oder daran, dass nur Innungsmitglieder an dem Wettbewerb teilnehmen dürfen. Dabei haben die Innungen selbst dafür keine Entscheidungsfreiheit, denn nur Innungsmitglieder dürfen bei den Landes- und Bundeswettbewerben teilnehmen. Es macht also keinen Sinn, jemand einen Preis zuzusprechen, der dessen eigentliche Funktion, das Weiterkommen in die nächste Runde, nicht nutzen kann.
Die Toleranz unserer Innung, die Lehrlinge aus Nichtinnungsbetrieben wenigstens zur Ausstellung zuzulassen, führt regelmäßig zu unangenehmen Diskussionen mit der Jury, die das Procedere verständlicherweise nicht nachvollziehen kann, aber auch mit Lehrlingen, Schreinern und vor allem der Öffentlichkeit. Denn nach der Veranstaltung ist für die Besucher der Veranstaltung die Entscheidung der Jury oft nicht nachvollziehbar, weil sie nicht erkennen können, wer an dem Wettbewerb nicht teilnehmen durfte und vor allem wer nicht. Ich beginne zu zweifeln, ob die Toleranz unserer Innung uns insgesamt nicht sogar mehr schadet als nutzt. Aber das muss im Vorstand mal diskutiert werden.
Klöckers Vortrag über die Gute Form
Während die Juroren am Montag nur unter sich diskutierten, übernahm Professor Klöcker die nur bedingt dankbare Aufgabe, die Diskussionsergebnisse den Besuchern am Dienstag zu präsentieren (leider nicht immer für alle hörbar, vielleicht sollten wir doch mit Mikrofonen arbeiten). Er begann im Anschluss an die Begrüßung durch Sparkassen-Geschäftsstellenleiter Jürgen Rolle und Obermeister Heinz Oppel.
Klöcker zählt zu den wenigen Menschen, die – neben der Meinung der Juroren – auch eine ausgeprägte eigene Meinung artikulieren. Manchmal sieht es dann so aus, als ob er sich zwischen verschiedene Stühle setzt. Wer ihn jedoch kennt weiß, dass er damit äußerst vorsichtig umgeht. So erntete die von ihm
dargestellte Definition, um was es bei „Die gute Form“ eigentlich geht, einigen, absolut unberechtigten, Widerspruch. "Die gute Form" ist das, was man unter Experten mit Design oder Industrial Design bezeichnet. Dabei ist es unerheblich, ob die entsprechenden Produkte Unikate sind, das heißt wie bei einem Gesellenstück nur ein Mal, oder in industrieller Großserie gebaut werden.
Der Begriffszusatz „Industrial“ hat nichts mit industriell hergestellt zu tun, sondern grenzt das Industrial Design von der wörtlichen Übersetzung des üblicherweise verwendeten Begriffes „Design“ = Konstruktion ab. So werden zum Beispiel auch beim jährlich vergebenen Bayerischen Staatspreis für Nachwuchsdesigner immer auch Schmuck und kunsthandwerkliche Gegenstände, ebenfalls alles Einzelstücke, ausgezeichnet. Design, Industrial Design, Die gute Form oder weitere ähnliche Begriffe wie die Formgestaltung, das Produktdesign usw. meinen in allen Fällen dasselbe. Man kann sogar sagen, dass die Kriterien für Design bei Einzelstücken oder Kleinserien viel gewissenhafter umgesetzt werden müssen als bei einer Großserie. Die Anforderungen an die gute Form (das Design, das Industrial Design,) eines Einzelstückes sind wesentlich höher als die an ein Industrieprodukt.
Bei der Präsentation entstand der falsche Eindruck, dass es umgekehrt sei. Nicht alle Lehrlinge und Meister waren damit einverstanden, dass es deshalb für die Ausstellungsstücke neben dem Lob auch Anmerkungen zu Verbesserungen gab. Ein Folgeredner bezeichnete sogar gerade die Teilnehmer als glücklich, die nicht erwähnt wurden, es sind halt wirklich noch sehr junge Leute aus dem Handwerk und keine Studenten. Einige bezweifeln, ob die Diskussion eines französischen Vornamens der "Feierlichkeit" einer Preisverleihung zuträglich ist (o.k., die Klamotten der Prüflinge waren auch nicht mehr feierlich), oder ob sich die Lehrlinge von Klöckers Begeisterung für Computerarbeitsplätze zu einer Zeit anstecken lassen können, in der ihr eigenes Gesellenstück bereits fertig ist.
Trotz aller Kontroversen, ist für mich ein halbstündiger, engagierter und ehrlicher Vortrag mit Reibungspunkten viel interessanter, anregender und anspruchsvoller, als eine Preisverleihung nach Schema F. Vor allem dann, wenn der Referent und noch zwei andere Jurymitglieder danach den ganzen Abend für Diskussionen mit den Beteiligten zur Verfügung stehen.
Begeistert hat Professor Klöcker mit der Idee, beim ersten Preisträger (unserem Lehrling Pascual Pelzeter) mit dem Lippenstift seiner Frau, den Namen der Freundin (Pascuals Freundin!) auf den Spiegel des Schminktisches zu schreiben (rechts im Spiegel übrigens seine Mutter). Nach 37 Minuten waren die Urkunden und Preise verteilt, jeweils einen dritten Preis gewannen Angelique Martini von der Schreinerei Palm und Markus Thummet von der Schreinerei Wölfel GmbH.
Freisprechung und Ausklang
Nun gut, Festrede und Grußworte waren nur bedingt mitreißend aber durchaus gut gemeint, die Ehrung der Innungsbesten brachte wieder Pascual und Markus zum Vorschein.
Bei der Ehrung der langjährigen Mitglieder wurde neben zwei Kollegen unser Claus Rossmann geehrt, der sich seit über 10 Jahren für die Möbelmacher engagiert und die Philosophie auch nach Außen trägt.
Der feierliche Schluss war die Verabschiedung von Conny Sörgel, dem Heinz Oppel als symbolischen Dank für 17 Jahre Lehrlingswart-Arbeit einen großen Fresskorb überreichte. Conny hat wirklich unglaublich viel Arbeitszeit für die Lehrlinge und die Schreinerinnung Nürnberger Land investiert, es wird nicht leicht diese Lücke im Ehrenamt der Innung zu füllen. (Die Fotosession ganz zum Schluss scheiterte technisch dann doch an der fehlenden Lichtanlage, aber Maria wollten wir schon mal im Spiegel sehen …)
Die Sparkasse spendierte ein Buffet, es wurde noch eine gute Stunde weiterdiskutiert und wir 17 Möbelmacher feierten den Erfolg mit einem gemeinsamen Ausklang im Cafe Bauer, ohne aber unsere hübschen Hotelzimmer beziehen zu müssen.
Die gleiche Veranstaltung im letzten Jahr
Die Preis unserer Lehrlinge seit 1992
Der Artikel in der Hersbrucker Zeitung GuteForm08.pdf herunterladen (leider ohne die Erwähnung aller Preisträger)
sehr schööön, herzlichen glückwunsch zur bestandenen prüfung…….
gruss & kuss julia
Lieber herwig Danzer,
„same procedure as last year“, oder? Geändert hat sich nichts.
Ingo Klöcker äußert sich deutlich, manchmal müsste er dann noch mehr hinterfragt werden, denn sein Anliegen ist ja richtig & wichtig. Und auch an der Nichtzulassung hat sich nix geändert. Eigentlich schade hoch drei!
Ich kann mich daher Ihren Überlegungen nur anschliessen..
Wie schwierig die öffentlichkeitswirksame Präsentation der Gesellenstücke ist, soll Ihnen das Beispielt Nürnberg zeigen. Auch hier wurde letzten Sonntag die „Gute Form“ verliehen. Die Tageszeitung berichtet darüber dann mit einem Farbbild und einer zweizeiligen Bildunterschrift…
Also: es gibt immer noch viel zu tun – sprechen wir’s an….
Beste Grüße
Wolf Maser
Hallo Pascual!
Herzlichen Glückwunsch zu Deinem „Meisterstück“ und der bestanden Prüfung. Da haben Andreas und ich ja Glück gehabt, dass wir das tolle Teil noch vor der Öffenlichkeit bewundern durften ;-))
Weiterhin alles Gute und noch viel Spass und kreative Einfälle beim Möbel designen.
Liebe Grüsse
Alessandra und Andreas Ditze
Alloah Pasco,
na aber hallo, super-schön Dein Stückl.
Na da kann ich mir jetzt aber schon was einbilden mit Dir schon mal vor der Kamera gewesen zu sein :-)))
Hau rein!
Liebe Grüße,
Super-Simi 🙂
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Hallo Allesandra und Andreas!
Vielen Dank für die Lorbeeren! Aber es ist nur ein Gesellenstück 🙂
Ich lade euch gerne zur nächsten Premiere wieder ein.
Bis zum nächsten Zwibel-Schneid-Koch-Gar-Kurs.
Pascu
Hallo Ex-Möbelmacherinnen!!
Hi Julia!
Wir haben uns schon gesehen. Hab ich schon dange gesagt 🙂
Hi Super-Simi Filmstar – Kollega!
Vielen Dank! Geb dir die Zeichnungen. Was zahlst?
Pascu
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