von Pascual Pelzeter
Erlebnisbericht Gesellenstück
alle die mich ein bisschen kennen wissen, dass ich nun etwas ausholen werde um etwas ganz einfaches zu sagen.
Irgendwo tief in mir ist eine kleine, leise Stimme. Vor ungefähr zwei Jahren hörte ich sie das erste mal. Anfangs konnte ich sie nicht verstehen. Es war eher ein Gefühl als eine Sinneswahrnehmung. Doch dann wurde es langsam deutlicher:
…ahh! Gesellenstück! Welch magisches Zauberwort in meinen Ohren!
Ich darf das bauen was ich will? Genau das was ich will?!
Das ist für mich das erste mal die Möglichkeit, meine Vorstellung von „schön“ um zu setzten. „schön“ hört sich irgendwie ganz einfach an.
Dann lass ich mir eben mal was schönes einfallen. Kein Problem! Kein Problem?
Ich bin froh, bereits vor ca. zwei Jahren mit der Gestaltung meiner Arbeitsprobe begonnen zu haben, sonst wäre ich nicht da angelangt wo ich nun bin – im Sinne einer Harmonie von Form und Funktion.
Formfindung
Da ich nebenberuflich hauptberuflich Barmann bin, lag der Gedanke eine Minibar zu bauen nahe. Nach einigen Überlegungen verlor ich das Interesse mich in meiner Freizeit – ok, auch während der Arbeit – mit meinem Nebenjob zu beschäftigen. Außerdem ist jedes dritte Gesellen- oder Meisterstück eine Bar in einer ihrer vielfältigen Formen.
Wir haben ein kleines Bad in einer kleinen Wohnung. Meine Freundin ist sehr schön. Trotzdem betont sie ihre Schönheit gerne noch ein wenig. Da gibt es so viele kleine Döschen mit Kügelchen drin, oder Puder, oder Creme. Und die sind alle verdammt teuer. Also jedes einzelne. Wenn die in einem kleinen Bad aufgebaut zentrisch um den Spiegel angeordnet sind und dieses Bad auch von einem Mann benutzt wird, kommt es so manchmal zu kleinen Katastrophen. Und großen.
Also hatte ich die geniale Idee! Ich organisiere den perfekten „Arbeitsplatz“ und im Bad liegt kein Schminkzeug mehr.
Zu Beginn meiner Überlegungen bin ich unvoreingenommen, von den notwendigen Begebenheiten – Spiegel, Licht, Arbeitsfläche, Sitzgelegenheit, Stauraum – an den Entwurf herangegangen. Doch passte keine Form des eigentlichen Tisches so recht zu einer gängigen Bank. Bis endlich, nach ca. unendlich vielen Versuchen, die jetzige Form der Sitzbank Gestalt annahm. Die Form reduzierte sich nach und nach auf das wesentliche, etliche Döschen, Ausfräsungen und sonstige sinnlose Spielereien blieben auf der Strecke. Das Möbel erscheint aus jeder Perspektive mit einem anderen Charakter. Graphisch, natürlich, leicht, massiv, warm, kalt, stehend, schwebend, usw.
Die Form und die Funktion bestimmen gleichberechtigt die Gestaltung Da sie harmonieren wirkt das Möbel „schön“ und ist gleichzeitig hoch funktional und für den alltäglichen Gebrauch bestens gerüstet.
Der Name „u r beautiful!“ ist Programm. Zum einen bezieht er sich auf sich selbst, zum anderen schmeichelt er dem Genießer des Möbels (hopefully:).
Der gesamte Aufbau des Möbels bezieht sich auf einen fiktiven Plan wie sich eine Frau wohl gerne schminken würde. Wie sich meine Frau wohl gerne schminken würde.
Ausgehend von einer frisch geduschten Benutzerin mit nassen Haaren müssen alle Bedürfnisse erfüllt werden. Den Kaffee muss Mann natürlich selbst machen!
setzen – warmes Holz schmeichelt den Fußsohlen – Kaffee trinken – Zigarette – Musik! – Licht an – Klappe auf – Fön raus – Musik lauter! – mehr Kaffee – Zigarette – Haarspray auf acht Uhr – Fön rein – Klappe zu – Schübe auf – Schminksachen raus – Zeit für Besinnung – Musik leiser – Wellness, quasi, sagt man doch so? – Kaffee, nee, Saft – Alles verstaut – Licht aus – der Tag wird gut!
Gestaltung
Bei der Gestaltung und Umsetzung meines Massivholz Schminktisches aus Nussbaum spielten mehrere Faktoren eine Rolle.
Das Milieu
Durch meine Ausbildung bei Die Möbelmacher GmbH lernte ich ein solides Handwerk und eben auch alle Kniffe und Erfahrungen um zum Beispiel einen Schminktisch aus Massiv-Nussbaum und Glas zu fertigen. Hier konnte ich enorm von der Vielfältigkeit der hergestellten Massivholz – Möbel und von den zahlreichen hochwertigen Zulieferern profitieren.
Die Veranlagung
Ich. Quasi. Also meine Vorstellungen von Gestaltung, um bei Ingo Klöckers Worten zu bleiben, von Design (und auch Wertschätzung), und meine Organisationsfähigkeit. Letztere führte mich nahe an die Grenze meiner Belastbarkeit. (Wie? Morgen ist Weihnachten? Ich muss dann mal los – Geschenk kaufen!) Durch die just-in-time-Produktion entstanden meinem Betrieb zwar keine Lagerkosten (die sowieso verschwindend gering gewesen wären), aber meine Nerven lagen blank und etliche Nachtschichten waren die Folge. (herzlichen Dank an Familie Danzer!:)
Reflexionsvermögen
Die Möglichkeit, aus Veranlagung und Milieu etwas heraus zu holen.
Ich hatte, besonders durch meinen Meister Stefan Winter und meinen Chef Gunther Münzenberg, die Chance, strukturiertes Arbeiten zu erlernen und verschiedene Arbeitsweisen zu erleben. Ich konnte mir von jedem also das „beste“ abschauen und denke, dass ich so in den Genuss einer sehr guten Ausbildung gekommen bin.
Mit meiner Eigeninitiative (auch zum Leidwesen aller Beteiligten:) und dem Erlernten bin ich nun fähig ein Möbel zu Gestalten, zu Planen und zu Realisieren. (und hoffentlich auch noch Geld damit zu verdienen)
Umsetzung
Entscheidend war die Auswahl des Holzes. Es sollte keinen hellen Splint enthalten und ein möglichst ruhiges Holzbild aufweisen. Bei den Glasscheiben und sonstigen Beschlägen waren schnell die passenden Zulieferer gefunden.
Hervorzuheben sind hier die Hersteller des Spiegels, der Schalen für die Schubkästen sowie der Ölzugfeder (Klappenhalter).
Erich Loos aus Hersbruck unterstützte mich sowohl bei der Planung als auch bei der Beschaffung des Spiegels.
Die Druckerei Meysel aus Lauf leistete großartige Beratung bei der Umsetzung des Spiegelinnenraumes und konnte mir das benötigte Material auch gleich mitgeben.
Horst Hager fertigte die wunderschönen, quadratischen, kreisrunden Schalen für die Schubläden und kam mir bei der Preisgestaltung ebenfalls entgegen.
Besonderer Dank geht hier an Herrn Pracher, der mir durch sein Fachwissen sehr weiter half und mir eine nach Maß gefertigte Ölzugfeder von Bansbach für meine Klappe (die des Schminktisches) frei Haus verschaffte. Und dies in allerkürzester Zeit! Man bedenke mein Organisationstalent und die Lagerkosten.
Ich freue mich über den ersten Preis bei der Guten Form und bin voller Spannung auf den bayerischen Landeswettbewerb. Doch auch ohne diese Auszeichnung bin ich zufrieden mit dem Versuch Idee – Umsetzung.
Im Oktober werde ich voraussichtlich mein Studium antreten. Voraussichtlich ein Studium der Architektur in Hamburg. Auf baldige Zusammenarbeit!
Ich hatte die letzten zwei Jahre, und habe die nächsten zwei Monate, hier eine sehr schöne Zeit und bin froh und stolz Teil dieses Teams zu sein. Ich würde gerne noch hierbleiben doch reizt mich das Neue ich möchte mich neuen Aufgaben stellen. Ich werde immer mit Freude an diese Zeit denken.
Pascual
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Der Bericht über die Guten Form 08
Hey Pascu,
freu mich sehr für Dich und ich glaub´ja echt dass Du in münchen gewinnst und dann schau´mer mal. mIr hat´s auch spaß gemacht immer mal wieder von Dir gefragt geworden zu sein wie ich dies und jenes und die Idee und die andere Ausführung fände. Ich hoffe Dir hat´s geholfen. Ich wünsche Dir ganz viel Erfolg beim Studium und, dass Du den richtigen Platz wählst. Wenn Du mal ein ganz Großer bist, dann denk an mich und empfehle Deinen kunden ein schönes Kunstwerk oder tolle Möbel vond den Mobelmachern.
Hi Mathias!
Dankeschön! Natürlich hast du mir geholfen!
Ich hab mich jetzt in Hamburg für Architektur angemeldet. Da lerne ich vermutlich doch mehr als in Coburg, auch oder weil’s anspruchsvoller ist.
Aber ich bin ja eh nicht glücklich wenn ich nicht hoffnungslos überfordert bin;)
Schönen Urlaub noch und bis die Tage!
Grüße von und an,
PasCU
Hallo,kann man das ganz oben zusehenden Bild ( Schminktisch mit Licht )kann man das hier kaufen ??
Hallo Yussi!
Das Bild oder den Schminktisch (oder die hübsche Dame)? Sollte es sich um den Schminktisch handeln: e-mail an pascualpelzeter@hotmail.com
Gruß,
pascual pelzeter