Es war die beste 100-Jahr-Feier, die wir je erlebt haben. Gut, es war bisher auch die einzige, aber sie war wirklich grandios. Einen Familienbetrieb über vier Generationen zu führen, würde zum Beispiel bei den Möbelmachern bedeuten, dass die Tochter oder der Sohn unseres 2-jährigen Enkels die Möbelmacher übernähme, puh, das ist aber schon noch lang hin. Naja, gut 60 Jahre und dann wären wir (die Möbelmacher) erst 93. Und erstmal müssen wir jetzt unsere erste Nachfolgerin oder den ersten Nachfolger finden.
Gottseidank heißen die neuen Geschäftsführer jetzt Anna und Johannes Kapsamer, denn im wunderbar aufgemachten Jubiläumsbuch ist schon die Geschichte von Johann dem Ersten bis zu Johann dem Dritten lustig, der vierte heißt glücklicherweise Johannes. Immer wieder zeigen wir das Bild einer ProNatura-Tagung, bei der drei Generationen Kapsamers im Seminarraum diskutierten, wobei sich die fünfte Generation vermutlich nicht mehr so genau an die neue Strategie erinnern kann.
Es gibt einfach Termine, da soll man nicht überlegen, fährt man hin, oder nicht, sondern sie sind so einzigartig, dass man sie miterlebt haben muss, sonst ärgert man sich. Denn die grandiose Stimmung ist auf Videos trotzdem anders, als in echt. Wir haben es als Inspiration für unsere eigene Feier mal hier festgehalten. Ein Weblog – wie man früher zu Blogs sagte, weil es aus Web und Logbuch entstand – ist ja immer auch ein Tagebuch für die eigene Erinnerung.
Wir wurden von 3 netten Taxifahrern mit VW-Bussen abgeholt, wobei Bus 2 Bus 3 noch Starthilfe geben musste. Unser erster Fahrer musste neben Fahren und Red Bull trinken auch noch die Telefonzentrale der Taxifirma betreuen, aber der nette Herr aus Bosnien macht das schon seit 30 Jahren (seit 20 Jahren ist er österreichischer Staatsbürger) und er kann das. Provozierenden Jugendlichen „Du kannst glücklich sein, bei uns in Österreich arbeiten zu dürfen“, erwiderte er, dass er mit seinen Steuern das Kindergeld bezahlte, dass die Mutter für die Aufzucht dieses arroganten Schnösels bekommen hat. Diese Antwort hat die ganze Clique überzeugt und seitdem sind sie beste Freunde und auch Kunden, weil sie aus den Clubs nicht mehr selbst nach Hause fahren sollten. Sorry fürs Abschweifen, aber mich haben seine rassistischen Erfahrungen, die er mir auf dem Heimweg schilderte, wirklich beschäftigt. Aber zurück zur tollen Feier.
Am uns wohlbekannten Firmenstandort in Schwanenstadt (zwischen Salzburg und Linz) angekommen, gab´s den Begrüßungssekt oder auch das Bierchen im Zelt, in dem schon die erste Kapelle mit ihrer Hintergrundmusik für angenehme Atmosphäre sorgte. Aber auch das ausgesprochen aufmerksame Servicepersonal muss erwähnt werden, das waren die wirklich bis in den frühen Morgen. Die Schlange vor den beiden Geschäftsführerinnen und deren Eltern war lang, aber wir schafften es dann doch noch, unseren 100-jährigen Massivhocker aus Elsbeere zu übergeben, wir hoffen noch auf die Fotos vom Fotografen.
Ein Blick unter die Tischdecke des Geschenketisches brachte uns zu der Überzeugung, dass der Hocker lieber daneben stehen bleiben sollte.
Raffiniert haben Tanja und Ute sich einen wunderbaren Tisch für (leider nur fast) alle Pro Natura Kunden und Vertriebsleute ausgewählt und nach sehr köstlicher Vorspeise begann die sympathische Begrüßung und Rede von Anna und Johannes mit einem Rückblick in die Firmengeschichte.
Nach dem Hauptgang (für immerhin knapp 200 Gäste) begann das Programm mit Alexander Göbel und seiner Band. Die mussten ja Stilrichtungen aus 100 Jahren abarbeiten, aber im Herzen waren das natürlich alles Rock´n Roller.
Aber dann stellte sich heraus, dass Alexander Göbel nicht nur ein guter Musiker ist, sondern auch die Interviews mit der Familie und auch mit dem Designer Stefan Brandtmayr und Vertriebsmann Thomas Skoff absolut gekonnt und intelligent führte. Er war super eingearbeitet und vorbereitet und brachte die Familiengeschichte mit ebenso geschickten, wie humorvollen Fragen intelligent rüber, sie ist halt auch besonders, diese Geschichte.
Das Programm – der Wechsel zwischen Musik und Interview – war durchgetaktet, sodass ob der Lautstärke weder Ruhe, noch Zeit für Gespräche mit den Tischnachbarn blieb, aber das holten wir ein Stockwerk höher in der Lounge und an der Bar nach.
Dieser Ausklang war sehr entspannend, weil die Ärztin Lilly Hochhauser (Kapsamer), Schwester der beiden Geschäftsführer Anna und Johannes, mit befreundeten Musikern traumhaften Swing darboten. Das Lied war mir neu:
„Unser Chef ist nicht da, das haben wir gern, wir kennen ihn nah, und lieben ihn fern“
wollte Gott er käme nie zurück, das wär für ihn und uns das größte Glück.
Wir schwungen sogar noch ein wenig das Tanzbein, was auf dem Teppich allerdings furchtbar schwierig war.
Natürlich konnte man nicht in den Shuttle steigen, bevor das letzte Lied gespielt war und so erreichten wir mit Müh und Not das letzte, wieder fuhr uns der nette Bosnier, dessen Geschichte wir oben schon erzählt haben.
Nach dem Frühstück im Hotel neben den Musikern machten wir uns leider gleich wieder auf den Heimweg, denn das Jahrbuch muss fertig geschrieben werden. Um 14 Uhr waren wir zu Hause. Diese ziemlich genau 25 Stunden Ausbruch aus dem Alltag waren es uns allemal wert (zumal man auch unterwegs schreiben kann), wir durften eine perfekt gelungene Feier erleben und eine tolle Familie und ganz viele Mitarbeiter (insgesamt 135) nebst Kunden ins neue Jahrhundert begleiten.
Passend zu Motto „Das wird schön“- das war wirklich schön!
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